Hilft der unterfränkische Baustoffhersteller Knauf beim von Russland betriebenen Wiederaufbau Mariupols mit und hält sich nicht an Sanktionsauflagen? Das deuten Recherchen des ARD-Magazins Monitor an. Am Freitag nach der Ausstrahlung am Donnerstagabend reagierte das Unternehmen mit Sitz in Iphofen im Landkreis Kitzingen nun mit einem Statement.
Aus Sicht von Knauf habe der Beitrag nahegelegt, es würden von Knauf Baustoffe aus der EU nach Russland importiert. Das aber sei definitiv nicht der Fall.
Knauf: Keine Exporte mehr nach Russland
Wie Knauf erklärt, exportiere es seit Februar 2022 keine Baustoffe nach Russland und liefere weder nach Russland noch nach Mariupol. "Uns ist außerdem wichtig zu betonen: Knauf produziert Baustoffe und ist nicht als ausführender Bauherr oder Investor an Bauvorhaben beteiligt", so die Firma.
Der Konzern unterhalte auch keine direkten Lieferverträge zu Verbrauchern oder Verarbeitern seiner Produkte in Russland. Die Produkte gelangten dort über verschiedene, von Knauf unabhängige Händler zu den Endkunden, so das Familienunternehmen. Knauf, so eine Sprecherin, habe keinen Einfluss darauf, wie und wo die Endkunden die Produkte verwendeten und verhalte sich jederzeit gesetzes- und sanktionskonform.
Wiederaufbau Mariupols mit Material von Knauf
Monitor sieht sich durch Knaufs Aussagen vom Freitag bestärkt. Redaktionsleiter Georg Restle antwortete auf einen BR24-X-Post zum Thema: "Knauf sagt nichts, was unsere Berichterstattung widerlegt. Ganz im Gegenteil. Wir bleiben vollumfänglich bei unserer Berichterstattung."
In dem am Donnerstag ausgestrahlten Bericht des ARD-Magazins wurde belegt, dass auf mehreren Baustellen in Mariupol Baustoffe von Knauf zum Einsatz kommen. Der Wiederaufbau der von Russland besetzten ukrainischen Stadt zählt zu einem der wichtigsten Projekte des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. Dabei, so der Vorwurf von Monitor, profitiere das Unternehmen zumindest indirekt von Aufträgen der russischen Regierung. Dies gehe aus der Darstellung eines offiziellen Knauf-Händlers hervor, der mit einem Wohnhaus-Projekt in Mariupol wirbt, das im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums mit Knauf-Produkten erbaut wurde.
Ein Sanktionsexperte betont, dass Baustoffe zwar grundsätzlich nicht in den Sanktionsregeln der EU enthalten seien. Das Unternehmen müsse aber effektiv ausschließen können, dass es einen militärischen Zusammenhang gebe.
Produktion in Russland läuft weiter
Erwähnt werden auch die engen Verbindungen von Firmenpatriarch Nikolaus Knauf. Dieser war 23 Jahre lang russischer Honorarkonsul, auf Fotos lächelt er neben Präsident Wladimir Putin. Bis heute hält der Knauf-Konzern an seinen 14 Werken mit rund 4.000 Mitarbeitern in Russland fest. Man habe sich für einen Verbleib im russischen Markt entschieden, "denn wir möchten insbesondere in der gegenwärtigen Situation unserer Verantwortung als Familienunternehmen gerecht werden und unsere langjährigen Beschäftigten nicht in die berufliche Unsicherheit entlassen."
In einem allgemeinen Statement zu seinem Russland-Geschäft gegenüber Monitor hatte Knauf angegeben, dass man in Russland "ausschließlich für den russischen Markt" produziere. In diesem Zusammenhang betonte der Konzern zudem, dass er den russischen Angriffskrieg verurteile und sämtliche Sanktionen der EU gegen Russland befolge.
Konzern werden gute Kontakte nach Russland nachgesagt
Die engen Verbindungen des Baustoffkonzerns nach Russland sind auch in dem fränkischen Weinort lange bekannt. Bewerten möchte sie Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer (Freie Wählergemeinschaft Iphofen) am Freitag nicht. Er nehme die Aussage, das Unternehmen verstoße gegen keine Sanktionen, zur Kenntnis, sagt er dem BR.
Kein Geheimnis ist es, dass der Weltkonzern Knauf zum Wohlstand der Gemeinde mit seinen knapp 5.000 Einwohnern beigetragen hat. Wie groß der Anteil von Knauf am derzeit 11,5 Millionen Euro hohen Gewerbesteueraufkommen ist, kann und will der Bürgermeister aber nicht sagen.
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