Goldene Krone der Fränkischen Weinkönigin
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Die Krone der Fränkischen Weinkönigin

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Königin oder nicht? Weinregionen diskutieren über Repräsentation

Königin oder nicht? Weinregionen diskutieren über Repräsentation

Eine Repräsentantin mit Krone auf dem Kopf: Tradition oder überholt? In der Pfalz wird das gerade hitzig diskutiert, dort soll das Amt der Weinkönigin abgeschafft werden. In der Weinbauregion Franken wird diese Entwicklung mit Spannung verfolgt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Es ist eine teils hitzige Diskussion: Braucht es in der heutigen Zeit noch Produktköniginnen? Die Pfalz mischt aktuell mit in der Frage und sorgt für Aufsehen unter den deutschen Weinbauregionen. Das Amt der Weinkönigin soll dort nämlich grundlegend verändert werden. Die Pfalz-Weinwerbung hat vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass das Amt der Pfälzischen Weinkönigin abgeschafft werden soll. Künftig soll stattdessen eine Pfalz-Wein-Botschafterin oder ein -botschafter die Pfalz repräsentieren – ohne Krone, dafür mit einer dezenten Anstecknadel. Auf diese Reform-Idee haben andere Weinregionen bereits reagiert. In Württemberg etwa will man am Amt der Weinkönigin festhalten. Wie ist die Stimmung in Franken?

Fränkischer Weinbauverband hält an Königin fest

Denn final entschieden scheint in der Pfalz noch nichts. Die Diskussion hat einen Sturm der Entrüstung bei all jenen ausgelöst, die sich an der Tradition einer Weinkönigin mit Krone festkrallen. Befürworter wiederum halten diesen Schritt für zeitgemäß, weil sich die Pfalz als moderne Weinbauregion präsentieren würde. Bei einem Krisengespräch mit Vertretern aus der Weinbranche und der Politik gab es am Dienstagabend keine Einigung, wie es nun weitergeht. Eine Petition zur Bewahrung des Amtes der pfälzischen Weinkönigin haben inzwischen mehr als 6.000 Menschen unterschrieben.

Auch in der viel kleineren Weinbauregion Franken wird der Streit in der Pfalz mit Interesse verfolgt. Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann hält an der Krone fest. Die Weinkönigin sei mit über 400 Terminen im Jahr schon immer eine Botschafterin für den Frankenwein, sagt Steinmann. Die Krone gebe ihr Selbstbewusstsein und mache erkennbar, für was sie steht. "Solange ich Weinbaupräsident bin, werden wir in Franken immer eine fränkische Weinkönigin suchen, auch wenn das mit dem Antidiskriminierungsgesetz nicht ganz konform geht", so Steinmann zu BR24.

Ohne Krone: Weniger Exklusivität oder zeitgemäß?

Klara Zehnder, Fränkische Weinkönigin 2018/19 sieht das ähnlich. Natürlich dürfe eine Weinkönigin nicht als netter Deko-Artikel oder nur schön zum Anschauen gesehen werden. Aber eine Weinkönigin ohne Krone verliere eben an Exklusivität, findet Klara Zehnder. Für eine Reform des Amts der Weinkönigin reicht es aus ihrer Sicht aber nicht, den Titel zu ändern und die Krone zu streichen. Eine moderne Ausrichtung müsse von innen heraus kommen, durch die richtige Auswahl von Terminen und eine bessere Pressearbeit, so der Vorschlag der ehemaligen Weinkönigin.

Ob das Amt noch zeitgemäß ist, diskutieren auch immer wieder Userinnen und User unter den BR24-Artikeln. So schreibt ein Leser zum Beispiel: "Ich selbst bin zwar konservativ, aber wie verstaubt und frauenfeindlich sind denn diese Anforderungen: Unverheiratet und Führerschein. Wer immer diese Regeln noch bestehen lässt (Weinbauverband oder ähnlich), der ist an Frauenfeindlichkeit kaum zu überbieten. Sollen die jungen Frauen auch noch (nachweislich) jungfräulich sein? Liebe Funktionäre: Kommt bitte mal in der Gegenwart an!" Jemand anders schreibt: "Wo bleibt bei dieser Wahl eigentlich die Diversität? Klarer Fall von Rassismus, Geschlechter- und Alters-Diskriminierung. Hat hier noch niemand geklagt?"

Weinprinzen in Unterfranken mit Schärpe oder Brosche

In einem Punkt ist inzwischen aber auch in Franken ein Wandel erkennbar. Unter den über 80 Gemeinden, die örtliche Weinhoheiten haben, gibt es aktuell in vier Orten einen Weinprinzen. Dies dürfte auch daran liegen, dass die Bewerbungen zur Weinkönigin und -prinzessin jährlich weniger werden. Männliche Weinhoheiten gibt es im Landkreis Kitzingen in Possenheim, in Kleinlangheim und Obernbreit. Auch Sommerhausen im Landkreis Würzburg hat einen Weinprinzen: Matthäus Flohr. Einige seiner Kollegen tragen bei Auftritten eine Schärpe als Erkennungszeichen.

Matthäus Flohr trägt eine Brosche an der Jacke. Als Weinprinz wird er vor allem durch den zwei Liter fassenden Wein-Kelch erkannt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch mal ein Weinprinz bei der Wahl der fränkischen Weinkönigin antritt, was der Weinbauverband zulassen würde. Und wenn dann ein Mann gewinnt, müsste er künftig, wie in der Pfalz, als Weinbotschafter auftreten. Für die Weinkönigin wurde in Franken erst vergangenes Jahr eine neue, moderne Krone angeschafft. Für einen Weinkönig hätte Franken aber keine Krone.

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