IG Sanderstraße: Geschäftsfrau Claudia Bienek und Manuel Bettinger vom Hofteam der Sanderstraße 7
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IG Sanderstraße: Geschäftsfrau Claudia Bienek und Manuel Bettinger vom Hofteam der Sanderstraße 7

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"Kotzkalender": Putzen und Posten für saubere Kneipenmeile

"Kotzkalender": Putzen und Posten für saubere Kneipenmeile

Das Nachtleben in der Sanderstraße, der bekanntesten Kneipenmeile Würzburgs, bringt Probleme durch Lärm, Müll und menschliche Hinterlassenschaften mit sich. Eine Interessengemeinschaft kämpft dagegen an, auch mit einem "Kotzkalender" in Social Media.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Probleme wie in der Sanderstraße in Würzburg gibt es wahrscheinlich in vielen Kneipenmeilen – zum Beispiel der Bauerngasse in Schweinfurt oder dem sogenannten Bermuda-Dreieck rund um den Colos-Saal in Aschaffenburg: Lärmbelästigung, Müllberge und menschliche Hinterlassenschaften aus der Nacht. Das sorgt für ständige Konflikte mit den Menschen, die in der Straße wohnen und arbeiten. Um die Situation zu verbessern, haben sich die Gastronominnen und Gastronomen in Würzburg nun etwas einfallen lassen.

Interessengemeinschaft gegründet

Nach dem Ende der Corona-Pandemie hat sich die IG Sanderstraße gegründet. Gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern hat die Interessengemeinschaft einen Maßnahmenkatalog entwickelt, wie man die Situation verbessern kann. Und eine Sofortmaßnahme waren die sogenannten "Würzburg Wischers", die seit etwa einem Jahr unterwegs sind. "Die sind jedes Wochenende früh unterwegs, um zu schauen, wo hingepinkelt oder hingekotzt wurde. Die haben einen kleinen Wagen mit Besen, Wischlappen und Reinigungsmitteln dabei und machen das gleich weg, sagt Manuel Bettinger. Er ist Leiter des Hofteams der Sanderstraße 7 und gleichzeitig Sprecher der IG Sanderstraße.

"Kotzkalender" in sozialen Medien

Um ihre Arbeit öffentlich zu dokumentieren, haben die Wischers auch einen sogenannten "Kotzkalender" [externer Link] eingerichtet. Das heißt, sie posten in sozialen Medien Bilder von den menschlichen Hinterlassenschaften aus der Nacht. Auch um abzuschrecken. "Wir wollen damit unsere Arbeit sichtbar machen, um ein Bewusstsein bei den Nachtschwärmern zu entwickeln", sagt Bettinger. "Wenn das auch eine abschreckende Wirkung hat, nehmen wir das gerne mit."

Bierdeckel mit Hinweis auf Geldstrafe

Schon im vergangenen Sommer hatten die Gastronominnen und Gastronomen der Sanderstraße gemeinsam mit der Stadt Würzburg eine Aktion gegen Wildpinkler gestartet. 1.000 spezielle Bierdeckel wurden mit dem Hinweis auf die dafür drohende Geldstrafe bedruckt und in den Kneipen verteilt. 55 Euro beträgt das Verwarnungsgeld für Pinkeln in der Öffentlichkeit. Gemeinsam mit dem Bündnis "Miteinander leben & feiern" wurde außerdem eine Plakatkampagne gestartet. Die Botschaft: Wer draußen pinkelt, muss draußen bleiben.

Darüber hinaus wurden größere Abfalleimer aufgestellt, um die Müllberge in Grenzen zu halten und es sind sogenannte Silencer in der Sanderstraße im Einsatz. Ordnungskräfte, die möglichst diplomatisch Gäste vor den Kneipen auf ihre Lautstärke hinweisen und für mehr Ruhe im Nachtleben sorgen.

Erfolg der Maßnahmen spürbar

Messbar ist der Erfolg der Maßnahmen nicht unbedingt, aber immer wieder gibt es Mails von Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich für mehr Sauberkeit vor der Haustür bedanken. "Ich finde es großartig, dass sich die Gastronomen zusammengetan haben und aktiv geworden sind", sagt Claudia Bienek, Inhaberin von Papier Pfeiffer in der Sanderstraße. "Das ist eine große Hilfe für uns Geschäftsleute und ein Beitrag für den Zusammenhalt, dass die Verschmutzung weniger wird." Mit ihren vielfältigen Aktionen könnte die IG Sanderstraße beispielhaft für Kneipenmeilen in anderen Städten sein, die mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben.

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