Unnötige Klinikschließungen vermeiden und flächendeckend eine qualitativ hochwertige Versorgung auch in ländlichen Regionen bieten – das ist laut Bundesgesundheitsministerium das Ziel der kürzlich beschlossenen Krankenhausreform. Doch dass gerade diese Ziele zu erreichen sind, das bezweifeln viele kleine Krankenhäuser in Bayern. Sie sehen die Reform als Bedrohung, die die Häuser unter Druck setzt.
Am heutigen Freitag findet im Landtag die Sitzung der Bayerischen Krankenhausgesellschaft statt. Dort treffen sich alle Klinikverbände und beraten gemeinsam über das weitere Vorgehen. Auch Vertreter vom Klinikverbund ANregiomed in Ansbach werden dabei sein. Der Verbund steht beispielhaft für viele andere Krankenhäuser in Bayern.
Seit längerem rote Zahlen
Rund 240.000 Menschen leben in Bayerns flächengrößtem Landkreis sowie der Bezirkshauptstadt Ansbach. Für ihre Versorgung waren bisher insgesamt drei Kliniken in Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber und Ansbach zuständig. Die Kliniken sind im Krankenhausverbund ANregiomed zusammengeschlossen. Der Klinikverbund schreibt jedoch seit Längerem rote Zahlen. Das Jahresdefizit im vergangenen Geschäftsjahr lag bei rund 32 Millionen Euro.
Neben den hohen Defiziten des Klinikverbundes setze die Krankenhausreform das Unternehmen ANregiomed weiter unter Druck, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Landkreis Ansbach. Fakt sei: Der Klinikverbund sei gezwungen zu sparen, und es werde zu strukturellen Änderungen kommen, so der Verwaltungsratsvorsitzende von ANregiomed, Landrat Jürgen Ludwig (CSU). Ob der Klinikverbund in Zukunft alle Fachgebiete an den Standorten Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg vorhalten könne, sei demnach fraglich, so das Landratsamt.
Transparenz über Strategie soll Vertrauen schaffen
Der Verwaltungsrat des Klinikverbundes setzt in dem Verfahren auf Transparenz: In einem Strategiepapier, das auf der Internetseite des Klinikverbunds einsehbar ist (externer Link), werden sechs Szenarien diskutiert, wie es in Zukunft bei ANregiomed weitergehen könnte. Dabei wurden die Vorgaben der Krankenhausreform auf die derzeit bestehenden medizinischen Angebote der Kliniken übertragen und analysiert.
Die sechs Szenarien bieten ein breites Spektrum an Möglichkeiten für den Fortbestand der Kliniken. Allerdings wird bei allen Szenarien weiterhin mit einer zweistelligen Millionenverschuldung geplant, was Fragen aufwirft.
Krankenhausreform ändert Finanzierung
Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) des Bundes sieht vor, dass das System der sogenannten Fallpauschalen beendet wird. Stattdessen bekommen Kliniken Vorhaltepauschalen. So werde der Versorgungsauftrag von Krankenhäusern künftig über 65 sogenannte "Leistungsgruppen" definiert.
Will eine Klinik eine medizinische Leistung anbieten, muss sie die jeweiligen bundeseinheitlichen Voraussetzungen erfüllen. Erst dann wird ihr vom Land die entsprechende Leistungsgruppe zugeteilt. Zu den Voraussetzungen gehören unter anderem strenge Richtlinien, was die technische Ausstattung, Personal, aber auch Bereitschaftszeiten und Mindestfallzahlen angeht.
Reformvorgaben: Schwer für ländlichen Raum
Für den Klinikverbund ANregiomed und den ländlichen Raum machten es diese Vorgaben schwer, kritisiert Ansbachs Oberbürgermeister und stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender, Thomas Deffner (CSU), die Reform. "Damit sollen aus Sicht des Bundes die Leistungen in großen Krankenhäusern zentralisiert werden", so Deffner.
Bei der Analyse zeichnet sich ab, dass der Klinikverbund an den drei Standorten die Voraussetzungen für viele Leistungsgruppen überhaupt nicht erfülle, heißt es von ANregiomed. Das würde beispielsweise die Schlaganfalleinheiten an den Standorten Ansbach und Dinkelsbühl sowie die Kardiologie der Kliniken Ansbach und Rothenburg betreffen. Derzeit werde vom Verwaltungsrat geprüft, welche Auswirkungen und Einsparpotentiale die sechs entwickelten Szenarien möglich machen.
Die veränderte Abrechnung nach der Reform starte ab Januar 2027, heißt es. Bis sich die Veränderungen auf das jährliche Defizit auswirkten, würden weitere zwei Jahre vergehen.
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