Plötzlich tut sich direkt neben dem eigenen Haus ein Abgrund auf - ein Schock. Am Freitag traf dieses Schicksal eine Familie in Teisendorf im Berchtesgadener Land. Nun wird nach den genauen Ursachen geforscht.
Geologen untersuchen die Stelle, um die genaue Ursache für das ungewöhnliche Ereignis zu klären. Die Untersuchungen befänden sich derzeit noch am Anfang, betonte die Regierung von Oberbayern. Der Boden hatte den Angaben zufolge über einem ehemaligen Stollen zum Eisenerzabbau der früheren Matthäus Zeche nachgegeben.
Tagesbruch von erheblichem Ausmaß
Die Ursache für einen sogenannten Bergschaden wie den Krater in Teisendorf liegt laut Bergrechtexperte Rolf Friedrichs in den meisten Fällen am Altbergbau oder "Uralt-Bergbau" aus zurückliegenden Jahrhunderten. Damals wurden Bodenschätze meistens oberflächennah abgebaut. Dies berge heute erhebliche Risiken.
Nach Einschätzung des Experten ist es möglich, dass eine der Abbauanlagen in Teisendorf im Laufe der Zeit etwa durch Wassereinbrüche oder Unterspülung nachgab und sich dieser Einbruch bis zur Oberfläche fortsetzte.
Bei dem Einbruch handele es sich um einen sogenannten "Tagesbruch" von großem Ausmaß und vor allem erheblicher Tiefe, so der Experte Rolf Friedrichs im BR-Interview. Gemeinhin sei bis in eine Tiefe von circa 30 Meter abgebaut worden. Eine Tiefe von mehr als 30 Metern sei dementsprechend erheblich. Wie tief genau der Krater ist, dazu steht eine Antwort der Experten noch aus.
Bislang 50.000 Euro Schaden
Die präventive Sicherung solcher Anlagen liegt laut Friedrichs im Zuständigkeitsbereich der Bergämter. Im Landkreis Berchtesgadener Land müsse etwa das Bergamt Süd prüfen, welche alten Bergbauanlagen gefährdet seien. Anhand von Grubenkarten müsse man diese dann untersuchen und gegebenenfalls Spezialunternehmen mit der Sicherung beauftragen. In vielen Fällen würden dann einsturzgefährdete Stollen oder Schachtanlagen mit Material ähnlich wie Beton verfüllt. Wie das im Fall des Abbaugebiets in Teisendorf aussieht, ist derzeit nicht bekannt.
Laut der Regierung von Oberbayern ist bislang ein Schaden von etwa 50.000 Euro entstanden. Der Bergrechtsexperte Friedrichs erklärte gegenüber dem BR, dass der Eigentümer grundsätzlich keinen direkten Schadensersatzanspruch gegen den Staat hat. Nach dem Bundesberggesetz müsse der frühere Abbaubetrieb für Schäden, die eintreten, haften. Laut der Regierung von Oberbayern war das die ehemalige Matthäus Zeche. Wenn jedoch Sicherungsmaßnahmen, die eigentlich erforderlich waren, in der Vergangenheit nicht durchgesetzt wurden, "dann könnte man auch an eine Staatshaftung denken", so der Experte.
Auto stürzt in Krater, keine Verletzten
Am Freitagnachmittag hatten die Bewohner eines Hanghauses südlich der A8 im Teisendorfer Gemeindeteil Neukirchen am Teisenberg Erdbewegungen bemerkt. Demnach hatte sich unter der Zufahrt des Anwesens ein tiefliegender Schacht aus dem früheren Bergbau befunden. Die Erdmassen unter der Zufahrt sind wohl in diesen abgesackt.
Ein Krater mit einem Durchmesser von rund fünf Metern klaffte daraufhin, wo vorher Autos geparkt waren. Der Krater vergrößerte sich im Lauf des Wochenendes noch auf zehn Meter Durchmesser. Ein Auto, das zufällig über einem Kanalschacht vor dem betroffenen Haus geparkt war, stürzte in den Krater. Verletzte gab es keine. Anwohner wurden evakuiert, die Unglücksstelle abgesperrt, eine geologische Untersuchung veranlasst.
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