Bayerns größter Verkehrsverbund wächst weiter – dieses Mal in Richtung Niederbayern. Der Stadtrat in Landshut habe sich mit deutlicher Mehrheit für einen Beitritt zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) mit Jahresbeginn 2026 entschieden, teilte die Stadt mit. Zuvor war auch der Landkreis Landshut diesen Schritt gegangen. Der Landshuter Verkehrsverbund (LAVV) wäre mit dem Beitritt Geschichte. Verhandlungen über einen Beitritt hatte es bereits 2022 gegeben.
Viele Tickets sollen günstiger werden - aber nicht alle
Für viele Fahrgäste von Bus und Bahn in der Region Landshut sollen die Tickets mit dem Beitritt nach Angaben der Stadt günstiger werden als zuvor. Das gelte sowohl für Fahrten innerhalb der Stadt als auch in der Region.
Ein Nachteil könnte laut Stadtverwaltung dagegen ausgerechnet Menschen drohen, die finanziell benachteiligt sind und deshalb einen Sozialpass der Stadt besitzen: Sie würden im MVV mangels eines Sozialtarifs künftig 2 Euro statt 1,70 Euro für ein Einzelticket zahlen. Die Stadt könne aber auch Einzeltickets kaufen und an Betroffene verteilen – oder diese könnten ein vergünstigtes MVV-Monatsticket kaufen, argumentiert die Stadtverwaltung.
Landshut lässt sich Vorteile mehr kosten
Auch die Stadt selbst rechnet damit, durch den Beitritt mehr zahlen zu müssen als bisher. Die Verwaltung kalkuliert mit Mehrkosten von etwa 385.000 Euro in den ersten fünf Jahren nach dem Beitritt, danach soll die Summe auf etwa 314.000 Euro pro Jahr sinken.
Trotz mehr Kosten und des Aufwands bei der Umstellung sieht Landshut aber genügend Vorteile durch eine Aufnahme in den MVV. Neben günstigeren Tickets profitierten Fahrgäste von Bus und Bahn von den einheitlichen Tarifen und digitalen Angeboten im MVV, wie einem flexiblen Ticket in der App, bei dem der Preis während der Fahrt automatisch ermittelt wird. So etwas könne zwar auch im Landshuter Verkehrsverbund angeboten werden, würde für die Stadt aber deutlich teurer, argumentiert die Verwaltung.
Dritte MVV-Erweiterung in drei Jahren
Der Münchner Verkehrsverbund war zuletzt mehrfach deutlich gewachsen: Anfang 2024 kamen die Landkreise Miesbach, Rosenheim und Bad Tölz dazu, Anfang 2025 die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg am Lech. Neben der Region Landshut hat sich auch der Landkreis Garmisch-Partenkirchen für einen Beitritt zum Jahresbeginn 2026 ausgesprochen.
Zudem laufen Gespräche darüber, dass auch der Augsburger Verkehrsverbund im MVV aufgehen könnte. Damit wären dann weite Teile Südbayerns in einem Verbund. Dass der gesamte südliche Freistaat MVV-Gebiet werden soll, sei aber kein erklärtes Ziel, heißt es vom Verkehrsverbund. Grund für die vielen Erweiterungen sei, dass Bayern die Umstellung derzeit mit Geld fördere.
Eine Region lässt sich Zeit - und nennt Bedenken
Andernorts tut man sich schwerer mit einem Beitritt – bisher vor allem im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn. Dort entschied sich der Kreistag einstimmig im März 2024, die Entscheidung um ein Jahr zu verschieben. Die Mehrkosten durch die Aufnahme in den MVV seien wegen Geldmangels "in dieser Größenordnung nicht vertretbar".
Zudem befürchtete das Landratsamt, große Verbünde mit weit entferntem Sitz könnten "nur bedingt" einen Beitrag zu einer guten Ausgestaltung des Nahverkehrs vor Ort leisten. Ein großer Verbund bringe zwar einheitliche Ticketpreise für ein größeres Gebiet – das sei aber nach der Einführung des Deutschlandtickets nicht mehr so wichtig wie zuvor.
Förderung für Umstellungskosten läuft 2027 aus
Allzu viel Zeit kann sich der Landkreis mit einer Entscheidung über einen Beitritt aber nicht mehr lassen: Wenn Mühldorf am Inn bis Anfang 2027 nicht Teil des MVV-Gebiets wird, gibt es für die Umstellungskosten keine Förderung mehr vom bayerischen Verkehrsministerium.
Spätestens im März 2026 müsste der Kreistag also grünes Licht geben – um nicht außen vor zu bleiben oder deutlich mehr Geld für den Beitritt zahlen zu müssen. Laut MVV will der Mühldorfer Kreistag im April darüber beraten.
Mit Informationen von dpa
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