Am Hof von Marcus Friedrich fällt sofort das große Außengehege auf: Hier spielen, fressen und schlafen rund 30 Schweine. Der Landwirt bewirtschaftet einen Bio-Hof in Unterpleichfeld bei Würzburg. Auf den Feldern wachsen Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte. Die zwei Traktoren des Familienbetriebs wurden schon länger nicht mehr bewegt. Zum einen, weil es in dieser Jahreszeit weniger zu tun gibt, zum anderen, weil Marcus Friedrich sich bei keinem einzigen Protest beteiligt hat, zu denen der Deutsche Bauernverband aufgerufen hatte.
Verzicht auf Dieselsubventionen
Marcus Friedrich findet, dass es die von der Regierung durchgesetzten Veränderungen sogar dringend braucht. "Wir sollten nicht an Altem festhalten. Sonst kommen wir nicht weiter." Natürlich betreffen ihn die Kürzungen auch, die der Bund nun mit der Haushaltsfinanzierung beschlossen hat: Durch die Streichung der Agrardiesel-Subventionen gehen ihm jährlich 2.500 Euro durch die Lappen.
"Um zukunftsfähige Landwirtschaft zu betreiben, müssen wir bereit sein, Kompromisse einzugehen", so der Bio-Landwirt. Er habe zwei Söhne und wolle den Hof - und diese Erde - übergeben können. Dazu bräuchte es von allen Seiten die Bereitschaft, miteinander zu reden. Der Bio-Landwirt will vor allem zeigen: Es geht auch anders – es muss anders gehen.
Weniger Geräte mit weniger Gewicht - weniger Dieselverbrauch
Eine Einstellung, die sein Vater ihm schon vorgelebt hat. Karl Friedrich hat den Betrieb bereits 1987 auf Bio umgestellt – ein ungewöhnlicher Schritt in dieser Zeit. "Unser Ansatz ist: weniger." Weniger über die Äcker fahren, mit weniger Geräten und weniger Gewicht. Ansonsten zerstöre man sich die eigene Lebensgrundlage: die Böden. Im Gegensatz dazu schonen weniger Fahrten und weniger Gewicht den Boden. Heißt: Der Boden kann etwa mehr Wasser speichern, wenn es mal regnet. Auf den Pflug verzichtet Friedrich so seit ein paar Jahren. Das spart ein Drittel des Dieselverbrauchs.
Landwirt: Subventionen blockieren Fortschritt
Karl Friedrich findet die Entscheidung der Ampelregierung richtig. Die Landwirtschaft sei ein entscheidender Faktor in Sachen Klimaschutz. Auch hier sei deshalb weniger Verbrauch das Gebot der Stunde: "Das geht nur über Anreize. Wenn ich den Dieselverbrauch weiter subventioniere, ist kein Anreiz da zu sparen." Der Bio-Landwirt aus Unterpleichfeld kritisiert, dass vom Staat ein "immer mehr" gefördert wird. Stattdessen bräuchte es ein grundsätzliches Umdenken in der Landwirtschaft – und dafür politische Grundlagen. Der Staat müsse also in mehr biologischen Anbau investieren.
Problem sei Abhängigkeit von Industrie
Dem schließt sich Sohn Marcus an. Gleichzeitig fordert er mehr Eigeninitiative von den Landwirtinnen und Landwirten, ob Bio oder konventionell: "Die Politik kann uns nicht sagen, wohin wir unsere Erträge verkaufen sollen. Wir sind Unternehmer und wollen es auch sein." Noch gebe die Industrie den Ton an, große Molkereien und Lebensmittelbetriebe. "Die haben die Macht." Friedrich hingegen hat eigenständig Verträge mit Abnehmern in der Region geschlossen und könne davon sehr gut leben. Natürlich könne sich nicht jeder diesem System einfach entziehen. Aber ein "weiter so" kann es für ihn auch nicht geben.
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