Larven zu halten, ist komplizierter als man denkt, erklärt Landwirt Tobias Söltl: "Es ist ein Nutztier, wie jedes andere auch. Und bringt seine eigenen Herausforderungen mit, was die Fütterung und Haltung betrifft." Bei der Ernte der Tiere sei es zum Beispiel wichtig, dass sie die richtige Größe haben, um so von der Maschine ausgesiebt werden zu können, und dass das Substrat trocken genug sei. Seit über einem Jahr mästet Tobias Söltl Larven der Schwarzen Soldatenfliege – und musste schon einige Hürden überwinden.
Larvenmast: Grassilage als Futter
Die ersten Schwierigkeiten hatte Söltl bereits bei der Genehmigung der Anlage. Doch eine große Herausforderung war die Ernährung der Larven. Landwirt Söltl will dafür das Gras seiner Felder nutzen: "Wir haben ein kleines Insekt und große Grashalme. Und die Schwierigkeit war, das so klein zu bekommen, dass sie es verwerten können."
"Jede Änderung der Rezeptur kann Auswirkungen haben und die Mast gefährden", meint er. "Es ist ein Tier, wie jedes andere Nutztier auch, das seine eigenen Herausforderungen hat, was die Fütterung betrifft, was die Haltung betrifft, bis zur Ernte hin. Es muss jeder Prozess optimal ineinandergreifen, dass man auch eine optimale Ernte hat."
Insekten als Tiernahrung haben Vorteile
850 Euro kostet die Tonne Larven. Die proteinreichen Insekten eignen sich als Tierfutter bei Schweinen, Fischen oder Hühnern. Trotz des höheren Preises im Vergleich etwa zu Soja hat das Insektenfutter viele Vorteile: Weil beispielsweise die Ferkel wie ihre wilden Verwandten die Wildschweine mehr mit dem Fressen beschäftigt seien, hätten sie weniger Zeit für Rangkämpfe. Das sehr verbreitete Schwanzbeißen könne so deutlich verringert werden. Auch Durchfallerkrankungen würden seltener auftreten, hat Söltl festgestellt.
Landwirt aus Niederbayern überzeugt
Landwirt Manfred Aue aus Fürstenzell im Landkreis Passau kauft die Larven für seine Schweine bei Tobias Söltl ein. Er ist von der neuen Nahrungsquelle überzeugt. Auch er hat die positiven Auswirkungen festgestellt. Die Tiere seien gesünder und fühlten sich wohler. Obwohl er für das Insektenfutter rund 60.000 Euro pro Jahr mehr ausgibt, lohnt es sich für ihn.
"Das tierische Eiweiß ist höherwertig. Und auch die anderen Aspekte, wie Klimaschutz – das kommt hier von vor Ort – und Nachhaltigkeit spielen eine wichtige Rolle." Die Larven kommen gekühlt bei ihm auf dem Hof an. Wegen der niedrigen Temperatur bewegen sie sich nur wenig. Die Larven kommen dann in den Trog der Ferkel.
Wichtig: Die Insekten müssen – so die Vorschrift – lebend beim Tier ankommen. Den Ferkeln scheint es zu schmecken. Seine Tochter will mal den Familienbetrieb übernehmen. Daher hat er ambitionierte Ziele: Er will selbst eine Anlage bauen: eine Millionen-Investition.
Insekten als Futtermittel erst seit wenigen Jahren wieder erlaubt
Seit den 1990er-Jahren durften Insekten und andere Futtermittel tierischen Ursprungs nicht an Nutztiere verfüttert werden. Auslöser damals war die Tierseuche BSE – umgangssprachlich Rinderwahnsinn. Sie steht im Verdacht, bei Verzehr von verseuchtem Rindfleisch die neue Variante der tödlich verlaufenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen hervorzurufen. Der BSE-Krankheitserreger wurde damals über die Verfütterung von unzureichend erhitztem Tiermehl auf die Rinder übertragen. Infolgedessen wurde die Verfütterung tierischer Proteine an alle Arten von Nutztieren EU-weit untersagt.
Erst seit 2021 dürfen in der Europäischen Union Schweine und Hühner unter strengen Voraussetzungen wieder mit Insekten gefüttert werden. Als Bestandteil von Fischfutter sind sie bereits etwas länger zugelassen – nämlich seit 2017. Daher gibt es erst wenige Betriebe, die sich damit beschäftigt haben.
Ziel: Larven-Produktion verfünffachen
Tobias Söltl aus Reichertshofen hat große Pläne. Künftig will er interessierte Landwirte beraten und eine Genossenschaft ins Leben rufen, um so wettbewerbsfähiger zu werden. Seine eigene Produktion will er verfünffachen, von 100 auf 500 Tonnen pro Jahr.
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