Die Wissenschaftlerin Barbara Araujo entnimmt Nadeln für ein Forschungsprojekt zur Nadelbräune Nadelproben an einer Latsche im Wimbachgries in Berchtesgaden
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Latschen in Gefahr

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Latschen in Gefahr - Pilz bedroht Schutzwälder

Latschen in Gefahr - Pilz bedroht Schutzwälder

Latschen oder Bergkiefern wachsen dort, wo sonst kein Baum mehr wächst, im Hochgebirge. Sie sind besonders wichtig als Schutzwald. Doch nun breitet sich ein gefährlicher Pilz aus: Befallene Latschen bekommen braune Spitzen, dann sterben sie ganz ab.

Über dieses Thema berichtet: Schwaben + Altbayern am .

Am Haus der Forschung in Berchtesgaden geht es los. Das Team von Forstwissenschaftlerin Barbara Araujo will erkrankte Latschen im Nationalpark untersuchen. Im Frühjahr hat Araujo die Standorte markiert. Die Frage ist, wo und wie stark breitet sich der gefährliche Pilz aus?

Es geht ins Wimbachgries. Eine wildromantische Berglandschaft zwischen Watzmann und Hochkalter. Barbara Araujo startet mit einem etwas mulmigen Gefühl. Was sie befürchtet? "Dass das doch schlimmer ist, als wir dachten, dass es doch verbreiteter ist, als wir dachten."

Ein toter Baum macht Gänsehaut

Vor zwei Jahren wurde die Pilzkrankheit Lecanosticta im Nationalpark Berchtesgaden entdeckt. Bis dahin kannte man die Nadelbräune nur aus feuchtwarmen Moorgebieten. Der Pilz wurde vor etwa 30 Jahren nach Deutschland eingeschleppt. Er stammt vermutlich aus Nordamerika. Auf der Fahrt ins Wimbachgries bleibt Barbara Araujo vor einem fast kahlen Baum stehen: "Das ist die Latsche, mit der unser Projekt begonnen hat. 2022 hat ein Mitarbeiter vom Nationalpark gesehen, dass etwas mit den Nadeln nicht stimmte. Und dann haben wir einige Nadelproben gesammelt, zum Labor geschickt, und es hat sich bestätigt, dass das die Lecanosticta-Nadelbräune war."

Ja, das macht mir sogar Gänsehaut, Ich überlege, ob dann jetzt alle Bäume, die ich während der Feldarbeit sehe (...) in der näheren Zukunft, so aussehen werden." Barbara Araujo, Forstwissenschaftlerin

Daten über die Verbreitung sammeln

Geforscht wird im Auftrag des bayerischen Umweltministeriums. Ziel ist es, herauszufinden, welche Auswirkungen die Pilzkrankheit auf das Bergwaldsystem hat. Das Team von Barbara Araujo vermisst die Latschen auf den Versuchsflächen. Gemessen wird auch die Sonneneinstrahlung. Dann setzt Araujo einen sogenannten Klimalogger. Mit dem pilzförmigen Gerät sollen über einen längeren Zeitraum die Klimadaten an dem betreffenden Standort ermittelt werden. Außerdem werden Bodenproben genommen. Damit soll auch ermittelt werden, wie sich der Boden verändert, wenn die Latsche abstirbt.

Bleibt nur noch blanker Fels?

Verantwortlich für das Lecanosticta-Projekt ist Rupert Seidl. Er ist Forschungsleiter im Nationalpark. Etwa 1.700 Hektar Fläche im Nationalpark sind mit Latschen bestockt. "Die Gefahr, die ich sehe, liegt vor allen Dingen darin, dass die Latschen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet fast in Reinform vorkommen", sagt Seidl. "Wenn die Latsche hier jetzt großflächig ausfallen würde, gibt es wenige oder keine Pflanzen, die hier die Rolle der Latsche übernehmen könnten."

Mit den Latschen würde auch die Humusschicht unter den Bäumen verschwinden. Im schlimmsten Fall hieße das: Es bliebe nur noch blanker Fels.

Der Pilz wandert in immer größere Höhen

Erstmals entdeckt hatte man die Nadelbräune 1994 in Murnau. Befallen waren damals nur Moorkiefern. Der Pilz besiedelt die Nadeln der Kiefern. Durch die Nadeln aber betreibt der Baum die Photosynthese: Das heißt, er erzeugt mithilfe von Sonnenlicht Zucker. Wenn die Nadeln vom Pilz befallen sind, können sie kein Sonnenlicht mehr umwandeln. Sie sterben nach und nach ab. Schließlich stirbt auch der Baum.

Offenbar bedingt durch den Klimawandel hat sich der Pilz aus den feuchtwarmen Moorgebieten bis ins Hochgebirge hochgearbeitet. Auf welchen Höhen ist er im Nationalpark Berchtesgaden zu finden? Barbara Araujo zeigt auf einen Berggipfel zwischen Watzmannmassiv und Steinernem Meer: "Das ist der Trischübel. Da haben wir unsere höchsten Plots. Die sind ungefähr 1.700 Meter über Normalnull. Und da finden wir auch Fälle von Lecanostikta."

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Von Nadelbräune befallen Latsche im Wimbachgries im Nationalpark Berchtesgaden

Ein kleiner Pilz und die große Ohnmacht

Das Team von Barbara Araujo hat alle Flächen abgearbeitet, die für diesen Tag vorgesehen waren. Mit ihren Daten und Messergebnissen kehren sie zurück ins Tal. Mindestens zwei Jahre soll es dauern, bis belastbare Aussagen aus dem Forschungsprojekt vorliegen.

So viel aber scheint klar: Im Moment gibt es nichts, was den Pilz aufhalten könnte. Die Forscher können nur versuchen zu verstehen, wie er wirkt, und welche Faktoren ihn begünstigen. Vielleicht lässt sich damit die Ausbreitung der Nadelbräune etwas verlangsamen.

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