Zu sehen ist ein Borkenkäfer auf einer Baumrinde
Bildrechte: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein

Der Schädling bedeutet für einen Baum, in dem er sich eingenistet hat, den sicheren Tod.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Droht eine Borkenkäfer-Invasion? Traunsteiner Amt warnt

In den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land droht eine Invasion von Borkenkäfern. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat dort die Warnstufe "gelb" ausgerufen. Doch nicht nur in Oberbayern ist Vorsicht geboten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die zuständigen Revierförster im nördlichen Landkreis Traunstein und in Ramsau im Berchtesgadener Land haben Alarm geschlagen. In den aufgestellten Borkenkäferfallen befänden sich so viele Käfer wie noch nie zu dieser Jahreszeit. Daher hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein für Privatwälder dort die Warnstufe "gelb" ausgerufen. Damit ist Stufe zwei von vier auf der Skala des Bayerischen Landesamts für Wald und Forstwirtschaft erreicht.

Borkenkäfer-Lage in Bayern derzeit "dramatisch"

"Bis vorletzte Woche waren wir in unserer Region noch auf Stufe 'grün'", sagt Wolfgang Madl dem BR gegenüber. Er leitet den Bereich Forsten am AELF. Der Borkenkäfer-Befall sei nicht nur Oberbayern, sondern auch in Niederbayern und in Franken mittlerweile "dramatisch". Bei einem Käferpärchen würden bis zu 100.000 Nachkommen innerhalb der Sommermonate entstehen. "Wir haben hier eine wahnsinnig hohe Populationsdynamik", so der Forstdirektor.

Beschädigte Bäume durch Schnee boten Brutstätte für Käfer

Der Anstieg der Borkenkäferpopulation ist laut Madl auf den Schneebruch im vergangenen Winter zurückzuführen. Damit sind Baumschäden gemeint, die durch hohe Schnee- oder Eislasten an Bäumen oder Bauwerken verursacht werden. Anfang Dezember 2023 hat es im Raum Traunstein stark geschneit. Der Schnee habe, so Madl, zahlreiche Bäume zerstört. Einige davon seien teilweise bis März dieses Jahres nicht weggeräumt worden, erklärt der Forstdirektor. Die Folge: eine "ideale" Brutstätte für die Borkenkäfer. In den benachbarten Landkreisen Mühldorf am Inn, Altötting und Rosenheim sei ebenso einiges an Schadholz liegen geblieben, sodass die Birkenkäfer hier "leichtes Spiel hatten".

Waldbesitzer sollen Fichtenbestände kontrollieren

Sogenanntes "Bohrmehl", das sich in Spinnweben oder im Moos am Fuß eines Baumes befindet, ist das untrügliche Alarmzeichen für einen akuten Borkenkäfer-Befall. Dann sollten Waldbesitzer umgehend handeln. Die Bäume, vor allem Fichten, müssten in kürzester Zeit gefällt und aus dem Wald geschafft werden, so das AELF.

Die Waldbesitzer werden dazu aufgerufen, alle zwei Wochen ihre Fichtenbestände auf Neubefall zu kontrollieren und den Käfer entsprechend zu bekämpfen. Besonders anfällig seien Bereiche, die bereits im Vorjahr von Borkenkäfern befallen wurden – dazu gehören besonnte Waldflächen und Waldränder sowie durch Kahlschlag geöffnete Bestände und Käfernester aus dem Vorjahr. Bei bereits länger befallenen Bäumen färben sich die Kronen braun und die Rinde blättert ab.

Warme Temperaturen begünstigen Borkenkäferpopulation

Die Jungkäfer sind aktuell auf der Suche nach frischen und gesunden Bäumen, um zu brüten. Die sommerlichen Temperaturen sind für die Tiere dabei ein großer Vorteil. Denn für einige Bäume, vor allem die Fichte, ist es durch den Klimawandel zu warm. "Fichten brauchen Kälte und Nässe. Bei trockenen Verhältnissen bekommen sie zu wenig Wasser, um Harz zu produzieren, um sich damit auf natürliche Weise gegen den Borkenkäfer zu wehren", so Madl. Die Folgen des Klimawandels könne man an dieser Stelle gut sehen.

Der starke Regen im Winter und das Hochwasser der vergangenen Wochen habe laut Madl keinen positiven Einfluss auf den Borkenkäfer-Befall. "Trotz Regen ist der Käfer unverdrossen weitergeflogen. Zudem ist er unter der Baumrinde gut geschützt", so der Forstdirektor. Vielmehr habe der starke Regen die Suche nach Bohrmehl erschwert.

Natürliche Helfer gegen Borkenkäfer-Befall

Die Natur hat auch nützliche Helfer gegen Borkenkäferbefall: Den Specht und den Ameisenbuntkäfer, deren Leibspeise die Schädlinge sind. Aber auch der viele Regen der letzten Wochen hat den Wald und damit die Fichten gestärkt. Die Bäume können Harz produzieren und sich so gegen den Borkenkäfer wappnen.

Ein weiterer Ansatz, um gegen den Borkenkäfer vorzugehen und gegen den Klimawandel gewappnet zu sein, ist laut Madl der Umbau von Wäldern. "Dazu verringern wir den Bestand von Fichten und ersetzen im Wald die Fichten durch klimaresistente Bäume wie etwa Tannen." Waldbesitzer können für einen Waldumbau kostenlose Beratung der Revierförster des AELF in Anspruch nehmen. Zudem gibt es regelmäßig Schulungen. Unterstützung leisten auch die Waldbesitzervereinigungen Laufen-Berchtesgaden und Traunstein als Selbsthilfeeinrichtungen der Waldbesitzer sowie zahlreiche regionale Forstunternehmen.

Mit Zusammenhalt gegen Klimawandel und Borkenkäfer-Befall

Wolfgang Madl blickt trotz der steigenden Borkenkäferpopulationen optimistisch in die Zukunft: "Wir wollen einen klimastabilen Wald der Zukunft erarbeiten. Wenn wir alle zusammenhelfen und jeder für sich die Verantwortung übernimmt, können wir die Herausforderungen meistern."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!