Eine Frau und ein Mann streicheln jeweils einen Hund.
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Rund 25 Galgos leben bei der Galgorettung Fränkisches Seenland in Thalmässing.

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Gegen Tierquälerei: Mittelfranken retten spanische Galgo-Hunde

Gegen Tierquälerei: Mittelfranken retten spanische Galgo-Hunde

Mit dem Ende der Jagdsaison werden in Spanien tausende Galgo-Hunde überflüssig. Viele werden qualvoll getötet oder sich selbst überlassen. Um dieses Leid zu verhindern, machen sich in Mittelfranken Menschen für sie stark.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wernher Geistmann erinnert sich noch gut an seinen ersten Besuch im Februar 2024 in einem spanischen Tierheim: "Es war laut. Irgendeiner bellt immer, die Tierpfleger sind teilweise mit Ohrenschützern rumgelaufen." Eine Woche lang half der Neuendettelsauer den Tierschützern. Die Einrichtung war in die Jahre gekommenen, Hunderte Hunde lebten dort. Viele von Ihnen sind sogenannte Galgos.

Nach der Saison wird "ausgesiebt"

Es ist das Schicksal dieser spanischen Jagdhunde, das Geistmann und andere Tierschützer umtreibt. Die Tiere werden in Spanien zur Hasenjagd eingesetzt. Ende Januar endet die Jagdsaison und für die Hunde beginnt das richtige Elend: "Dann werden die Hunde ausgesiebt", so Geistmann. Tausende Hunde werden zum Sterben ausgesetzt oder qualvoll getötet, so große Tierschutzorganisationen wie Peta oder Veto.

Galgos wurden erhängt

Geistmann erzählt von einer ganz besonders schlimmen Praktik, die früher oft am Ende der Jagdsaison begangen wurde: Die Jäger hätten die Tiere hierzu aufgehängt, so, dass sie mit den Spitzen der Pfoten noch den Boden berühren konnten. "Man hat das Klavierspielen genannt. Und wenn der Hund dann erschöpft war, dann hat er sich selber stranguliert." Im Juni half er bei der Auffangstation Fundación Benjamín Mehnert (FBM) in Spanien erneut zwei Tage.

Quälereien wie diese kennt man auch bei der Galgorettung Fränkisches Seenland [externer Link] in Thalmässing. Seit rund 20 Jahren holt der Verein Galgos aus Tierheimen und Tötungsstationen in Spanien und vermittelt sie in Deutschland. Rund 25 Hunde leben vor Ort, viele weitere Galgos sind verteilt auf Pflegestellen in ganz Deutschland. Hundetrainerin Tanja ist seit Jahren dabei und arbeitet vor allem mit den sogenannten Angsthunden: "Da geht mir das Herz dabei auf, wenn ich sehe, wie die sich entwickeln."

Galgo Palomo im neuen Zuhause

Seit rund zwei Monaten lebt einer der Galgos, die in Spanien gerettet und dann nach Thalmässing gebracht wurden, bei Wernher Geistmann. Palomo heißt der Rüde. Er hat eine dicke Narbe mitten auf dem Schädel. Vermutlich sei er geschlagen worden, noch heute zuckt er zusammen, wenn Geistmann oder seine Frau einen Schirm oder ähnliches in die Hand nehmen. "Da ist er sofort irgendwo im Eck und möchte sich eigentlich unsichtbar machen“, so Geistmann. Aber wie viele Galgos ist Palomo sehr menschenbezogen und fasst Tag für Tag weiter Vertrauen.

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Tierpfleger bei der Arbeit in der Auffangstation Fundación Benjamín Mehnert in Spanien.

Hunde vor dem Tod bewahren

Natürlich kennen die Tierschützer den Vorwurf, dass es doch genügend Hunde in deutschen Tierheimen gebe, warum müsse man da noch welche aus dem Ausland holen? "Im deutschen Tierheim muss kein Hund sterben, wenn er nicht adoptiert wird“, so die Antwort von Geistmann. Er spielt auf die sogenannten Tötungsstationen in Spanien an: Werden Hund dort nach 30 Tagen nicht abgeholt, sei es üblich, sie zu töten.

"Die Galgos in Spanien haben keinen Schutz", ergänzt Hundetrainerin Tanja. "Niemand von uns kann sich vorstellen, was die teilweise mit den Hunden anstellen." Und auch der Deutsche Tierschutzbund betont auf BR-Anfrage: "Tierschutz hört für uns nicht an der Grenze auf." Für Hundetrainerin Tanja und Medizintechniker Geistmann ist die Galgosrettung längst zur Herzenssache geworden. Im Juni hat der Neuendettelsauer wieder in einem spanischen Tierheim geholfen. "Wenn man einmal vor Ort war, dann will man wieder hin, man will was tun!"

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Nicht nur Galgos landen in den spanischen Tierheimen: Wernher Geistmann mit einem Mischlingswelpen.

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