Der Verdacht: Die etwa zwei Jahre alten Mischlingshündinnen könnten aus einer illegalen Zucht stammen. Die genauen Hintergründe sind aber noch völlig unklar. Fest steht: Die sechs rund zwei Jahre alten Mischlingshündinnen wurden in einem erbärmlichen Zustand ausgesetzt. Mit frischen und alten teilweise handtellergroßen Bisswunden. Manche sehen oder hören wenig oder gar nicht. Nach dem Auffinden wurden sie tierärztlich untersucht und sind jetzt in dem ohnehin übervollen Tierheim Passbrunn in Quarantäne.
Tierpflegerin: "Man weiß nicht, was sie erlebt haben."
"Ich denke, das Hauptproblem ist die Ängstlichkeit bei ihnen. Man weiß ja nicht, was sie erlebt haben", sagt Tierpflegerin Steffi Roithner im Interview mit BR24, während sie eine der Hündinnen auf dem Schoß hat. "Bei ihr zum Beispiel sieht man, sie ist blind. Das kommt sehr wahrscheinlich von der Fellzeichnung. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie bei uns sind. Diese Fellzeichnung nennt man Merle und wenn man die verpaart, kommen blinde und taube Hunde heraus, weil es ein Gendefekt ist."
Hobby-Züchter riskieren Gendefekte
Die Vermutung der Tierpflegerin: Hier wurde versucht, Hunde mit der trendigen Merle-Fellzeichnung zu züchten, um sie später gut verkaufen zu können - aber mit dem Risiko, dass auch Tiere wie diese mit Gen-Defekten dabei sind. "Mein persönlicher Verdacht: Das ist Hobbyzucht. Ich denke, die wollen schnelles Geld machen mit Tieren und dann kommt aber leider sowas raus. Und dann ist es schwierig, solche Hunde zu vermitteln, die blind oder taub sind. Weil man ganz anders mit denen umgehen muss."
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Hunde vor Tierheim ausgesetzt
Die Tierpflegerin hat die sechs jungen Hundedamen am Samstagmorgen im sogenannten Polizeizwinger vor dem Tierheim Passbrunn gefunden. Der ist eigentlich für Notfälle da, wenn Polizei oder Feuerwehr Hunde nachts aufgreifen oder beschlagnahmen müssen. "Drei von ihnen waren sehr ängstlich, einer hat sich hinter dieser Hütte versteckt, zwei waren innen drin und sind auch gar nicht rausgekommen. Die anderen haben am Gitter gestanden. Es war alles verkotet. Die haben aber nicht gebellt, sondern gefiepst."
Bayerischer Tierschutzbund fordert Strafen
Auch Ilona Wojahn, die Präsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes, ist empört über das, was sich hier abgespielt hat. Sie fordert Aufklärung und bittet um Hinweise, woher die Hunde kommen könnten: "Ich nehme an, es ist eine größere Haltung. Wir behandeln das vertraulich. Bitte melden Sie sich bei uns oder der Polizei. So geht man nicht mit Lebewesen um und die Leute gehören bestraft. Zumal nicht ausgeschlossen werden kann, dass weitere Hunde dort leben und weiter vermehrt wird."
Tierheime sind überlastet
Im Tierheim werden die sechs Hündinnen von Steffi Rothner und den Kolleginnen jetzt aufgepäppelt, entwurmt und geimpft. Danach hoffen sie, dass sich bald neue Besitzer für die Hunde melden. Denn das Tierheim ist, wie so viele andere in Bayern, seit der Corona-Zeit ohnehin überlastet, berichtet die Präsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes.
Sie wünscht sich auch, dass sich Menschen ganz genau überlegen, ob sie sich einen Hund zulegen wollen und können. Und wenn ja, welchen und woher. Denn auch viele Tierheime haben Hunde abzugeben und bieten den künftigen Hundehaltern auch Unterstützung an. Im Tierheim Quellenhof in Passbrunn gibt es am kommenden Sonntag, 16. Juni, von 11 bis 18 Uhr einen Tag der offenen Tür.
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