Die Grüne Woche beginnt mit einer schlechten Nachricht: Sie muss in diesem Jahr auf die beliebte Ausstellung von Paarhufern verzichten. Statt süßer Lämmer oder mächtiger Zuchtbullen bleiben die Ställe in der Tierhalle leer. Der Grund: der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg.
Weniger Tiere auf der Grünen Woche
Rinderzüchterin Erika Sauer steckte mitten in den Vorbereitungen für einen Bullentransport nach Berlin, als sie davon erfuhr, dass die ganze Arbeit vergeblich war. Die Rinderzüchterin aus dem oberpfälzischen Moosbach wollte zur Grünen Woche zum ersten Mal eines ihrer Tiere mitnehmen: den Bullen Kasperl. Der Bulle Kasperl ist etwas Besonderes: ein Rotes Höhenvieh, eine regionale Rasse, die vom Aussterben bedroht ist. "In Berlin wollten wir in erster Linie mit den kritischen Verbrauchern ins Gespräch kommen", sagt Erika Sauer. "Da ist eine alte Rasse, so ein besonderer Stier, ein guter Einstieg."
Bullenzüchterin aus der Oberpfalz muss Bullen im Stall lassen
Für den Tiertransport musste Erika Sauer jede Menge Papierkram erledigen, den Bullen Kasperl gegen Blauzungenkrankheit impfen lassen, das Aufladen mehrmals einüben und die Freigabe eines Tierarztes einholen. Doch dann bekommt sie eine unerwartete Nachricht: Wegen der Maul- und Klauenseuche darf Bulle Kasperl nicht auf die Grüne Woche. Zu hoch ist das Risiko. Der ganze Aufwand war vergeblich. Doch die Bullenzüchterin hat einen Plan. Dazu später mehr.
Die Veranstalter reagieren auf das hochansteckende Virus, das Rinder, Schafe und andere Paarhufer betrifft, mit strengen Vorsichtsmaßnahmen. Die Tierausstellung stand schon zuvor in der Kritik von Tierschützern, doch für viele Messebesucherinnen und -besucher sind die Tiere (neben Essen und Trinken) ein Höhepunkt.
Belastete Stimmung in der Landwirtschaft
Bereits vor dem Ausbruch war die Lage der Landwirtinnen und Landwirte angespannt. Die Gewinne sanken nach Angaben der Bauernverbände im Wirtschaftsjahr 2023/24 im Durchschnitt um 29 Prozent auf 77.500 Euro pro Betrieb. Hohe Kosten für Energie, Dünger und Pflanzenschutz belasten die Höfe.
Exportprobleme und wirtschaftliche Folgen
Der Ausbruch der Seuche hat vor allem auf den Export tierischer Produkte gravierende Auswirkungen. Drittländer wie Südkorea, Mexiko und Großbritannien haben Importstopps verhängt, die nicht nur die betroffenen Regionen betreffen, sondern den gesamten Export aus Deutschland lahmlegen, weil Deutschland insgesamt den wertvollen Status "seuchenfrei" verloren hat. Der Handel innerhalb der EU bleibt aufgrund des Regionalisierungsprinzips nur teilweise beschränkt, doch für Drittstaaten gelten strengere Regeln.
Haltungsbedingungen und Verbreitungsrisiken
Das Virus war auf einem kleinen Büffelbetrieb in Brandenburg entdeckt worden. Vorsichtig optimistisch gibt sich das Friedrich-Loeffler-Institut. Prof. Martin Beer sagt: "Jeder Tag ohne weitere Infektionen ist ein guter Tag." Günstig sei, dass in Brandenburg ein eher geringes Verbreitungsrisiko herrsche als in Regionen mit intensiver Tierhaltung. Wenn es bei den bekannten Fällen bliebe, dann sei das das "Best-Case-Szenario". Dennoch werde es selbst dann noch einmal mindestens drei Monate dauern, bis Deutschland wieder als seuchenfrei gilt und Handelsbeschränkungen wieder aufgehoben würden.
Verdachtsfall in Brandenburg nicht bestätigt
Am Donnerstagvormittag wurde ein weiterer Verdachtsfall im Landkreis Barnim in Brandenburg bekannt. Allerdings konnten Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts inzwischen Entwarnung geben. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte heute Früh im Deutschlandsfunk, die Untersuchungen in der Nacht hätten einen negativen Befund ergeben: Die Ziege sei frei von Maul- und Klauenseuche. Damit bleibe es bei dem einen bekannten Ausbruch der Krankheit in Brandenburg.
Bullenzüchterin mit Alternativprogramm
Zurück zu Bullenzüchterin Erika Sauer. Sie hat einen Plan, damit nicht alles umsonst war. Aufgeben will die Züchterin nicht. "Wir haben jetzt in den letzten Tagen hart gearbeitet, haben uns ein Alternativprogramm überlegt", sagt sie. Sie haben Videos gesammelt von anderen Züchtern, haben im Netzwerk gefragt, wer Stalleinblicke hat. Dann haben sie die ganze Technik, also Monitore, besorgt, Hardware und Software. "Ja, und jetzt schauen wir, dass wir in Berlin was bieten können", sagt Erika Sauer.
Ein virtueller Kasperl auf Leinwand: Damit ist sichergestellt, dass der echte Kasperl gesund bleibt. Fern von Berlin, daheim im Stall.
Fernsehtipp!
Bulle Kasperl sollte heuer zur Tierschau auf die Grüne Woche. Wochenlang hat Erika Sauer dafür mit dem Kasperl geübt. Doch im letzten Moment platzt der Traum ... Den ganzen Film gibt es am Freitag in Unser Land im Bayerischen Fernsehen und in der ARD Mediathek.
Im Video: So startete die Grüne Woche in Berlin
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