Durch Frost beschädigter Traubenansatz hängt an einem Rebstock.
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Frostschäden in Weinbergen

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Mehr Spätfröste im Weinbau: Versicherungen immer teurer

Mehr Spätfröste im Weinbau: Versicherungen immer teurer

Zwei einzige Frostnächte im vergangenen April haben bei einigen Winzern enormen Schaden angerichtet. Viele Weinbaubetriebe versichern sich inzwischen gegen solche Spätfröste. Doch die Frostversicherungen werden immer teurer.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Allein fünfmal in den vergangenen neun Jahren, zuletzt 2024 – immer häufiger sind Winzerinnen und Winzer in Franken von Spätfrösten betroffen. Der Grund: Die Reben treiben immer früher aus, so auch im letzten Jahr. Ungewöhnlich warmes Wetter im Februar und März 2024 hatte dafür gesorgt. Bei der Kältewelle im April erfroren dann etliche Reben. In manchen Lagen gab es Totalausfälle. Selbst Spitzenlagen, die bis dahin nie mit Spätfrösten zu kämpfen hatten, wie etwa der Julius-Echter-Berg in Iphofen, waren betroffen.

Klimawandel verstärkt Spätfrostrisiko

Das Spätfrostrisiko steigt mit dem fortschreitenden Klimawandel an. Phänologische Aufzeichnungen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ab dem Jahr 1968 zeigen, dass die Reben immer früher austreiben. Modellrechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zeigen außerdem, dass die Gefahr von Kälteeinbrüchen bis Mitte Mai weiterhin bestehen bleibt. In Zukunft könne sich die Zeitspanne, in der Spätfröste Schäden an Reben verursachen, in Franken um mehrere Wochen verlängern, so die LWG weiter.

Frostversicherung kann Schäden nur begrenzt ausgleichen

Viele Weinbaubetriebe sichern sich mit einer Mehrgefahrenversicherung gegen Spätfröste ab. Im Schadensfall bekommen Betroffene je nach Versicherungshöhe und Selbstbehalt eine Entschädigung von den Versicherern. Doch die reicht oft nur, um laufende Kosten des Betriebs zu decken. Was die Versicherung nicht ausgleichen kann: die fehlenden Trauben, den fehlenden Wein. "Wenn ich dann die Regale beim Weinhändler nicht füllen kann oder die Gastronomie nicht beliefern kann, drohe ich als Lieferant rauszufallen", berichtet ein Winzer. Das sei langfristig der viel größere Schaden.

Versicherungsbeiträge werden immer teurer

Durch die gestiegenen Schäden infolge von Spätfrösten verdienen die drei Anbieter von Frostversicherungen immer weniger damit. Die Folge: Die Beiträge für die Versicherten sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, haben sich teilweise mehr als verdoppelt. "2020 habe ich noch 5.000 Euro bezahlt, inzwischen sind es 13.000 Euro", berichtet Winzer Rudolf May. Manche verzichten daher sogar wieder auf die Frostversicherung, andere können gar keine abschließen - weil die unterbreiteten Angebote so teuer sind, dass es betriebswirtschaftlich nicht in Frage kommt. Oder weil sie als Neukunden gar kein Angebot erhalten. So bestätigt die Versicherungskammer Bayern auf BR24-Nachfrage, dass sie Frostversicherungen nur noch für Bestandskunden anbieten, die zumindest eine Hagelversicherung bei ihnen abgeschlossen haben.

46,5 Millionen Euro durch EU-Hilfen

Wein- und Obstbaubetriebe, die im vergangenen Jahr Ertragsausfälle wegen Spätfrösten hatten und keine Frostversicherung abgeschlossen hatten, können trotzdem auf Entschädigung hoffen: Die EU stellt Deutschland über die Agrarreserve 46,5 Millionen Euro zur Verfügung. Bis zum 8. Januar können dafür Anträge bei der LWG gestellt werden. Wie viel Geld die Betriebe genau erhalten, steht aber noch nicht fest. Die Entschädigungsquote wird erst nach Ablauf der Antragsfrist zentral für alle Bundesländer festgelegt – damit die bereitgestellten Gelder bestmöglich auf alle Antragsteller verteilt werden können. Die LWG geht aktuell davon aus, dass die Quote deutlich unter 30 Prozent liegen wird.

Entschädigungszahlungen in der Weinbranche umstritten

Dass geschädigte Winzer über die EU Geld erhalten werden, sorgt in der Branche aber auch für Unmut. Denn in der Vergangenheit hat es ähnliche Programme bereits mit bayerischen Mitteln gegeben, zuletzt 2017. Danach hieß es aber, dass es solche finanzielle Unterstützung in Zukunft nicht mehr geben soll. Stattdessen appellierte die Politik an die Winzer und Obstbauern, sich selbst um die betriebliche Risikovorsorge zu kümmern und eine Mehrgefahrenversicherung abzuschließen. Seit 2021 bezuschusst die der Freistaat mit bis zu 50 Prozent. Auch Rudolf May nimmt das in Anspruch und zahlt somit nur 6.500 Euro statt der 13.000 Euro.

Für ihn ist das aber immer noch viel Geld. Einige Winzer ärgern sich, dass diejenigen, die nicht privat vorgesorgt haben, nun doch wieder Unterstützung aus der Politik bekommen – wenngleich diesmal nicht aus Bayern, sondern von der EU.

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