Die israelisch-palästinensische Initiative "Parents Circle – Families Forum" (PCFF) wird mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 ausgezeichnet. Seit 1995 setzt sich die Organisation für Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ein. Die israelische Kultusgemeinde Nürnberg kritisiert indessen die Preisverleihung scharf.
Brücken bauen und gemeinsam trauern
Die Initiative PCFF bringt vor allem israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den anhaltenden Nahostkonflikt ein Familienmitglied verloren haben und ruft zu Frieden auf – und das trotz verstärkter Proteste gegen ihre Arbeit.
Ihr Mut, den Schmerz des 'Anderen' in diesem lang anhaltenden Konflikt anzuerkennen und anzunehmen, obwohl sie von ihren eigenen Gemeinschaften kritisiert und manchmal sogar bedroht werden, ist bemerkenswert. Sie streben nach Dialog und Versöhnung und nicht nach Rache." Jury-Mitglied Noa Karavan-Cohen.
Die Initiative organisiert auch Dialogtreffen, bei denen Israelis und Palästinenser mit dem Publikum ihre Geschichte des Verlust teilen. Das Format hat seit der Gründung mehr als 250.000 Menschen erreicht. Eine weitere wichtige Veranstaltung des PCFF ist eine jährliche Gedenkzeremonie, bei der Israelis und Palästinenser zusammen trauern.
Engagement mitten im Krieg
Die international besetzte Jury würdigt zudem das Engagement der Versöhnungsinitiative, die selbst in schwierigen Zeiten die Kommunikationskanäle zwischen Israelis und Palästinensern offenhalte. Auch inmitten des Krieges habe die Gruppe es geschafft, über Online-Formate in Kontakt zu bleiben und über Social Media ihre Arbeit fortzusetzen. Das alljährliche Sommercamp mit israelischen und palästinensischen Jugendlichen fand 2024 in Zypern statt.
Preisverleihung im September 2025
Die Versöhnungsinitiative sei tief bewegt, den Preis zu erhalten, teilte die Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg, Martina Mittenhuber, mit. In den derzeit herausfordernden und komplexen Zeiten sei Unterstützung wichtiger denn je. Für die PCFF werden die Israelin Robi Damelin und der Palästinenser Bassam Aramin die Auszeichnung am 21. September 2025 in Nürnberg entgegennehmen. Die Initiative besteht aus 750 Mitgliedern und einem 20-köpfigen israelisch-palästinensischem Team.
Kritik von der israelitischen Gemeinde
Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg kritisiert die Verleihung des Nürnberger Menschenrechtspreises und wirft den Verleihern "antiisraelische Reflexe" vor. Sie beurteilt den Verein sehr kritisch: Er setze palästinensische Terroristen und Opfer des Terrors gleich, der größte Teil der Spenden des Vereins komme aus dem Ausland, so der Vorwurf.
Alle zwei Jahre vergibt die Stadt Nürnberg den Menschenrechtspreis an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
Mit Informationen von dpa
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