Ein Mädchen im Rollstuhl und ihre Schwester machen ein witziges Bild mit drei Schauspielern auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing. Die Mutter der Mädchen macht ein Foto davon.
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Leni und ihre Schwester haben einen genauen Plan, wie ihr Besuch auf dem Gäubodenvolksfest aussehen soll. Ganz oben steht vor allem der Spaß.

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Mit Behinderung auf Volksfeste: Wie barrierefrei sind sie?

Mit Behinderung auf Volksfeste: Wie barrierefrei sind sie?

Abgesenkte Eingänge, spezielle Sitzplätze, behindertengerechte Toiletten: Auf den ersten Blick wirken viele Volksfeste barrierefrei. Doch sind sie das wirklich? Ein Besuch auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing als Beispiel.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

"Ich will ein Hendl essen, Riesenrad fahren, Lose ziehen und Schokoerdbeeren!" Die 13-jährige Leni Friedl hat einen genauen Plan, wie ihr Besuch auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing aussehen soll. Leni besucht das Volksfest gemeinsam mit ihren Eltern Kathrin und Daniel sowie ihrer jüngeren Schwester Romi. Ein Ausflug, der für die Familie immer Herausforderungen mit sich bringt, denn Leni ist behindert und auf ihren Rollstuhl angewiesen.

Herausforderungen: Anreise, Platzsuche, Toiletten

Die Herausforderungen beginnen oft schon bei der Anreise. Im Fall von Familie Friedl war die nach Straubing auch etwas holprig. "Es waren nämlich die Behindertenparkplätze nur von der anderen Seite ausgeschildert", so Kathrin Friedl. Als sie endlich auf dem Volksfest ankommen, jetzt geht der Trubel direkt los. Das erste Ziel: Ein Platz im Festzelt.

Auch das ist für die Familie nicht ganz so einfach. Denn: Sollte das Festzelt voll sein, gibt es keinen Platz für Lenis Rollstuhl. Deshalb wenden sich die Friedls an die Bedienungen, um gemeinsam zu klären, wo ein geeigneter Platz ist, damit der Rollstuhl niemandem im Weg steht.

Familie Friedl ist ein eingespieltes Team

Leni wurde mit ihrer Behinderung geboren. Seit sie 15 Monate alt ist, sitzt sie im Rollstuhl. Ihre Familie beschreibt sie eher als ruhige Person, eine Genießerin, laut und schnell ist nichts für Leni.

Die Familie ist ein eingespieltes Team, alle routiniert, kennen sich aus. Das ist auch notwendig, da sie unterwegs durch Barrieren immer wieder aufgehalten werden.

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Familie Friedl ist ein eingespieltes Team. Das ist auch notwendig, da sie unterwegs durch Barrieren immer wieder aufgehalten werden.

Kein Volksfest ist barrierefrei

Für die Barrierefreiheit auf dem Gäubodenvolksfest setzt sich der Behindertenbeirat der Stadt Straubing ein. Doch ein wirklich barrierefreies Volksfest, das wird es laut ihm nie geben. Auch nicht in Straubing, so der stellvertretende Vorsitzende Ralph Zimmerhansl. Barrierefrei bedeutet laut ihm, dass nicht nur, wie so häufig, auf Rollstuhlfahrer geachtet wird, sondern unter anderem auch auf Epileptiker, Autisten, Geh- und Sehbehinderte sowie blinde Personen.

Doch das klappt auf Volksfesten nicht. Um ein Volksfest wirklich barrierefrei zu gestalten, also für alle Menschen nutzbar und auffindbar, müsste man laut Ralph Zimmerhansl unter anderem "Bodenindikatoren, also diese Noppen und Rippen, verlegen, müsste kontrastreich gestalten." Das sei auf Volksfesten nicht machbar.

Volksfeste für Rollstuhlfahrer gut ausgelegt

Für Rollstuhlfahrer wiederum sind Volksfeste, wie das Gäubodenvolksfest in Straubing, gut ausgerüstet. So haben in Straubing alle Bierzelte rollstuhlgerechte Zugänge und Sitzplätze. Es gibt auf dem Volksfest und der Ostbayernschau insgesamt sieben behindertengerechte Toiletten, davon eine mit Personenlifter und Pflegeliege. Beim Bayerischen Roten Kreuz können gehbehinderte Personen sich für ihren Besuch auch Rollstühle leihen. Ein Angebot, dass sich der Behindertenbeirat Straubing von einem Volksfest in Würzburg abgeschaut hat, so Juliane Eigner, Vorsitzende des Behindertenbeirats Straubing.

Riesenrad mit breiterem Gondeleingang

Die Betreiber des Riesenrads Willenborg haben zwei Gondeln, die auch mit Rollstühlen oder Krankenbetten befahren werden können. Das Riesenrad wird auch auf der Wiesn in München oder Festen in Regensburg und Rosenheim aufgestellt.

Familie Friedl zieht positives Fazit

Und genau dahin geht es am Ende des Tages auch für Familie Friedl. Sie ziehen ein positives Fazit in Sachen Barrierefreiheit: "Sie versuchen, gut mitzudenken, habe ich den Eindruck, zumindest für Rollstuhlfahrer. Ich finde, wir haben einen guten Nachmittag gehabt", so Kathrin Friedl.

Am Ende des Tages sind alle geschafft von der Hitze, der Geldbeutel ist fast leer, doch die Kinderherzen von Leni und Romi, die sind nach dem Volksfestbesuch voll. Die beiden Geschwister ziehen ein Fazit: "Der Tag war eine 100 von 10!"

Rollstuhlfahrerin auf einem Volksfest
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Wie barrierefrei sind Volksfeste?

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