Das Inklusions-Karussell funktioniert eigentlich wie jedes andere Karussell auf einem Spielplatz. Der Unterschied: Auch Kinder mit Rollstuhl können es benutzen, denn das Karussell ist ebenerdig befahrbar. Den Sicherheitsbügel, damit ein Rollstuhl nicht umkippt, können die Kinder alleine öffnen und schließen. In der Mitte befindet sich, wie bei anderen Modellen auch, ein Drehrad für die Hände, damit die Kinder das Karussell in Bewegung setzen können. Das Karussell in der Carl-Thiemann-Anlage ist das erste Inklusions-Karussell in Dachau.
Alle Kinder sollen Spielgeräte nutzen können
Die Idee dazu kam von einer Bürgerin, deren Enkelkind mit dem Rollstuhl bisher auf keinem Spielplatz die Geräte nutzen konnte. Beraten wurde die Stadt bei dem Projekt vom nahegelegenen Kinderhaus St. Hildegard, wo auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen betreut werden. Das neue Karussell auf dem Spielplatz werde gut angenommen, berichtet Michaela Hillreiner vom Kinderhaus St. Hildegard. Mit den Kindern seien sie zuletzt am Dienstag eine Stunde dort gewesen, keiner habe mehr gehen wollen. Das Spielgerät können alle Kinder gemeinsam nutzen - ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Beim Angebot von inklusiven Spielplätzen allgemein sei aber noch Luft nach oben, so Hillreiner.
Viele Spielplätze sind für Kinder mit Behinderung ungeeignet
Laut einer Studie der "Aktion Mensch" sind fast 80 Prozent der deutschen Spielplätze nicht so gestaltet, dass Kinder mit Behinderung sie nutzen können. Inklusive Spielmöglichkeiten sind auch in Oberbayern noch rar gesät. In München gibt es ein paar, außerdem hat zum Beispiel die Stadt Olching einen Inklusionsspielplatz, ebenso die Gemeinde Kirchheim im Landkreis München.
Run auf Abenteuer-Inklusionsspielplatz in Miesbach
Es gebe noch viel zu wenig Möglichkeiten für Kinder mit Beeinträchtigung, findet Elisabeth Neuhäusler, Behindertenbeauftragte in Miesbach. Dort wurde deshalb Mitte Juni ein großer Abenteuer-Inklusionsspielplatz eröffnet. Neuhäusler ist begeistert, wie gut der Spielplatz angenommen wird. Es gebe einen unglaublichen Zulauf: "Ehrlich, ein Traum", sagt Neuhäusler.
Das Problem ist oft der Boden
Ganze Schulklassen kommen zum Spielplatz, um dort ihren Wandertag zu verbringen. Kindergärten kommen vorbei. Es sei so schön, wie viele Kinder dort spielen könnten. Denn laut Neuhäusler gebe es noch viel zu wenig Inklusionsspielplätze.
Das größte Problem sei die Bodenbeschaffenheit. Bei den meisten Spielplätzen werde eben Kies aufgeschüttet und das sei für Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfen eben nicht gut begeh- und befahrbar.
Inklusive Spielplätze: auch für seh- und hörbehinderte Kinder
Das Areal des Abenteuerspielplatzes in Miesbach ist deshalb komplett barrierefrei. Außerdem gibt es dort zum Beispiel eine Rollstuhlrampe und einen unterfahrbaren Sandspieltisch. Besonders wichtig sei es ihnen gewesen, dass Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen und mit jeder Art von Beeinträchtigung dort etwas zum Spielen fänden, erklärt Neuhäusler, zum Beispiel auch seh- und hörbehinderte Kinder. Im Landkreis Miesbach sei dies bisher der erste Inklusionsspielplatz. Dafür hat der Arbeitskreis 382.000 Euro an Spenden gesammelt.
Elisabeth Neuhäusler hofft, dass ihr Projekt nun auch andere inspiriert.
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