Das verheerende Unwetter in Unterfranken hat Schäden in Millionenhöhe hinterlassen: Rund sechs Wochen danach wird im Landkreis Kitzingen noch immer aufgeräumt und saniert. Anwohnerinnen und Anwohner fordern nun erneut konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz.
Bach wird zu reißendem Strom
Am Abend des ersten Juni hatte sich eine Gewitterzelle über dem Landkreis festgesetzt. Innerhalb einer Stunde fielen über 100 Liter Regen pro Quadratmeter. In Orten wie Mainstockheim war die Ortsdurchfahrt auf einem Kilometer Länge überflutet. Das Wasser stand einen halben Meter hoch.
Besonders schlimm betroffen waren in Kitzingen die Anwohnerinnen und Anwohner am Eherieder Mühlbach und dem Esbach. Der Bach, sonst ein Rinnsal, wurde zum reißenden Strom: Autos wurden weggespült, Brennholz, Gartenlauben, Geräte verstopften Wasserdurchlässe.
Kritik von Anwohnerinnen und Anwohnern
Das Wasser hat sich neue Wege gesucht. Durch die Talstraße schoss eine 50 Zentimeter hohe Flutwelle. Das Wasser floss von vorne in die Häuser. Hinten, in den Gärten drückte das Wasser vom Esbach in die Keller.
Anwohner wie Michael Scholler ärgern sich nun, dass in Sachen Hochwasserschutz bislang nichts passiert sei. Dass die Region ein Brennpunkt sei, wisse man seit Jahrzehnten, sagt Scholler. Doch selbst nach dem letzten, kleineren Hochwasser 2016 sei seitens der Stadt Kitzingen nichts passiert.
Stadt plant Sturzflut-Risiko-Management
Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) hat Verständnis für Schollers Kritik. In der Talstraße und am Eherieder Mühlbach könne es bei Starkregen problematisch werden. "Das ist bekannt, ja", sagt Güntner. Deshalb habe die Stadt schon im Januar ein Sturzflut-Risiko-Management in Auftrag gegeben. Ein Ingenieurbüro erarbeitet nun Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Das könnten Regenrückhaltebecken im Tal Richtung Kaltensondheim sein, erklärt der Oberbürgermeister. Die Erkenntnisse der Flut vom ersten Juni fließen in das Gutachten mit ein. Das Unwetter sei der letzte Beweis gewesen, dass dort was passieren muss, so der OB.
Mauer als Lösung?
Andere betroffene Anlieger in der Talstraße wollen sich nun selbst helfen. Lothar Schenk vom Hotel Esbach Hof will im Garten eine Mauer rund um sein Hotel bauen, um das Gebäude beim nächsten Starkregen vor Hochwasser zu schützen, das bei ihm am ersten Juni auch von zwei Seiten kam: Über die Talstraße und vom Esbach her. Die Schäden in seinem Hotel: rund eine Million Euro.
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