Ein gesprengter Geldautomat liegt in Trümmern (Symbolbild).
Bildrechte: BR/Monika Haugg
Audiobeitrag

BR24-User diskutieren, ob Geldautomaten in Deutschland ausreichend gesichert sind (Symbolbild).

Audiobeitrag
>

Nachrüstung auch mit Farbe: Schutz vor Geldautomaten-Sprengung

Nachrüstung auch mit Farbe: Schutz vor Geldautomaten-Sprengung

In den ersten Monaten des Jahres 2025 sind in Bayern bereits mehrere Geldautomaten gesprengt worden. Bei BR24 diskutieren User über die Sicherheitsmaßnahmen. Sind sie ausreichend? Sind Automaten im Ausland besser geschützt? Das sagen Experten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬

In Lauf an der Pegnitz ist am Morgen des 28. Februar ein Geldautomat in die Luft gesprengt worden. Es war laut Angaben des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) die sechste Sprengung in Bayern in diesem Jahr. Bei den Tätern, die deutschlandweit unterwegs sind, handelt es sich häufig um international agierende Banden von Kriminellen. So standen etwa im Sommer 2024 16 Männer aus Belgien und den Niederlanden in Bamberg vor Gericht, die mehrere Automaten gesprengt haben.

User: Automaten im Ausland besser gesichert?

Im Fokus der BR24-Community stehen rund um solche Sprengungen häufig die Sicherheitsmaßnahmen. So kommentierte etwa "Heino54" kürzlich: "Die Banken kriegen es nicht hin, wirkungsvoll in Sicherheit zu investieren, wie es schon lange in anderen europäischen Ländern der Fall ist." Auch andere User mutmaßen, dass der Sicherheitsstandard der Banken im benachbarten Ausland, beispielsweise in den Niederlanden, höher sei.

Viele Sprengungen in Grenznähe

Sprengungen von Geldautomaten seien allerdings kein deutsches Phänomen, erklärt ein Sprecher des bayerischen LKA auf BR24-Anfrage. Die Sprengungen hätten in den Niederlanden begonnen und sich von dort aus in das benachbarte Ausland ausgebreitet. Neben Deutschland werde auch Österreich aktuell immer häufiger Ziel von Sprengungen. Betrachtet man die Bundesrepublik, sei der Schwerpunkt klar in den westdeutschen Bundesländern mit Nähe zu den Niederlanden zu sehen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hat es laut Statistik in Bayern 21 Sprengungen gegeben, in Rheinland-Pfalz 50 und in Nordrhein-Westfalen 153.

Uwe Merker, Sicherheitsexperte des Bankendienstleisters Ratiodata, glaubt, dass aktuell ein Wendepunkt erreicht sei. "Die Banken haben deutschlandweit in den vergangenen Jahren massiv aufgerüstet, was Sicherheitstechnik anbelangt", so Merker. Sein Arbeitgeber stattet bundesweit Banken mit Sicherheitstechnik aus, darunter Filialen in Bayern.

In den Niederlanden haben Präventionsmaßnahmen wie Einfärbesysteme, die nächtliche Schließung der Banken oder der Einbau von mechanischen Sicherungen dazu geführt, dass die Zahl der Sprengungen stark gesunken sei.

Auch in Deutschland tut sich etwas: Mehr als 300 Millionen Euro hätten deutsche Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren in Sicherheitsmaßnahmen investiert, so eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft. Es seien rund 53.000 Maßnahmen umgesetzt worden. Denn Täter würden ihre Methoden kontinuierlich anpassen, Banken und Sparkassen darauf reagieren.

Einfärbesysteme sollen abschrecken – auch in Deutschland

Eine Möglichkeit, Automaten zu sichern, sind Einfärbesysteme. Werden sie ausgelöst, wird das Geld eingefärbt und somit für Täter unbrauchbar. In den Kommentaren fragte "Heidemarie": "In den Niederlanden wird das Geld eingefärbt bei einer Automatensprengung. Warum ist dies bei uns nicht möglich? (...)"

Tatsächlich sind in deutschen Banken bereits unterschiedliche Einfärbesysteme im Einsatz, teilt eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft mit. Diese Sicherung sei an vielen Standorten bereits verbaut oder wurden in den vergangenen Jahren nachgerüstet. Das LKA bestätigt den Einsatz.

Laut Merker sind die Einfärbesysteme sehr effizient, würden aber eine Sprengung nicht zwangsläufig verhindern. Sie dienten dazu, potenzielle Täter abzuschrecken. Diese sollten einsehen, dass sie bei einer Sprengung keine Beute machen könnten. "Manche Täter legen es leider trotzdem darauf an."

Video, Nebel, Alarm: Mehrere Maßnahmen kombinieren

Ein Einfärbesystem sei als Absicherung aber nicht genug, so die Experten. Vielmehr gehe es darum, für jeden einzelnen Standort die passenden Maßnahmen zu finden und zu kombinieren, sagt die Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft. Sicherheitsmaßnahmen umfassen beispielsweise Alarmanlagen, Videoüberwachung, Vernebelungstechnik, aber auch Nachtverschlüsse oder Einfärbesysteme. Auch bauliche Maßnahmen wie vergitterte Fenster oder bessere Türen würden helfen.

"Sehr sicher sind beispielsweise Geldautomaten in Betonpavillons", erklärt Sicherheitsexperte Merker. Diese seien sprengsicher. Dadurch, dass die Pavillons im Freien stehen, würden auch die Bankgebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen und so auch potenzielle Anwohner besser geschützt werden. "Bei den von uns vertriebenen Pavillons hat es meines Wissens nach noch keinen Sprengversuch gegeben."

Generell gehe es immer darum, Sprengungen zu verhindern. "Die Täter nehmen bei ihrem Vorgehen nach hiesiger Einschätzung die Gefährdung von Menschenleben billigend in Kauf", so ein LKA-Sprecher. Eine konsequente Verfolgung der Straftaten sei enorm wichtig. Es müsse jedoch immer versucht werden, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

Im Video: Geldautomaten-Sprengung in Lauf

Polizisten sichern den Tatort ab, an dem Unbekannte einen Geldautomaten gesprengt haben.
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Gesprengter Geldautomat: Polizei bei Ermittlungsarbeit in Lauf an der Pegnitz.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!