Die Soldatinnen und Soldaten vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau haben bereits viel Erfahrung bei der Überwachung des Luftraums im Baltikum und über der Ostsee. Dabei kommt es auch immer wieder zu Begegnungen mit russischen Kampfflugzeugen.
Verbände der Nato-Staaten wechseln sich ab
"Beim Air Policing geht es darum, dass der baltische Luftraum geschützt werden muss, wie übrigens der ganze Nato-Luftraum", erklärt Kommandoführer Oberstleutnant Swen Jacob. "Und nicht alle Länder haben aber eine Luftwaffe, die groß genug ist, vor allem mit Kampfflugzeugen, um diesen Auftrag zu unterstützen. Und da springt dann die Nato ein." Bei diesem Auftrag wechseln sich einzelne Verbände der Nato-Staaten ab. Kampfpilot Swen Jacob hat diese Aufgabe selbst schon fünfmal mit dem Neuburger Geschwader durchgeführt.
Neun Monate lang vorbereitet
Seit neun Monaten wird der Auftrag beim Neuburger Geschwader intensiv vorbereitet. Zwei Eurofighter müssen in Lettland ständig einsatzbereit sein. Um das zu gewährleisten, reisen neben den Piloten auch viele Techniker mit auf den Flugplatz Lielvarde, in der Nähe der lettischen Hauptstadt Riga.
Fluggerätemechaniker Arrow - sein echter Name wird aus Sicherheitsgründen nicht genannt - hat mit Kollegen wochenlang Container gepackt. Nahezu jedes Ersatzteil für das europäische Kampfflugzeug haben die Techniker dabei: "Wir sind ja neun Monate vor Ort. Das ist doch ein längerer Zeitraum. Und dementsprechend sind wir auch so vorbereitet, dass wir nahezu alles erledigen können, was wir auch hier im Heimatverband machen. Sollte es zum Beispiel passieren, dass wir mal ein Triebwerk wechseln müssen, dann geht es dort auch problemlos", sagt Arrow.
Als sogenannter Erster Wart am Eurofighter ist Arrow zuständig für die Inspektionen und Wartungen vor und nach jedem Flug. Er kann mit seinen Kollegen den Flieger konfigurieren, Waffen und Zusatztanks anbringen.
Auch an den Ernstfall denken
Arrow ist jetzt das dritte Mal im Baltikum, denn der Neuburger Verband hat diese Aufgabe an einem anderen Flugplatz schon mehrfach übernommen. Für zwei Monate wird er in Lettland seinen Dienst leisten. Er weiß, worauf er sich einlässt: "Man bereitet sich auch so vor, sollte etwas passieren als Soldat, was immer der Fall sein kann, dass auch Notfallkontakte alle richtig sind. Dass auch die Verbliebenen zu Hause benachrichtigt werden könnten."
Zu Hause in Neuburg sind die täglichen Flüge der Eurofighter Routine. Doch der Einsatz im Baltikum - zwei Jahre nach Beginn des Krieges von Russland gegen die Ukraine - hat angesichts der Spannungen zwischen Nato und Russland eine andere Tragweite. Dazu kommt, dass auf dem lettischen Flugplatz das Air Policing noch nie stattgefunden hat. Kommandoführer Swen Jacob: "Das heißt, wir werden sehr viel improvisieren müssen. Aus Containern leben. Alles neu aufbauen, alles neu organisieren. Das ist eine Herausforderung und macht das Ganze spannend."
Eurofighter starten nach Lettland
Dann der große Moment am Nachmittag: Die Eurofighter starten nach Lielvarde – 1.500 Kilometer nordöstlich von Neuburg. Neben lokalen Politikern, Bundestagsabgeordneten ist auch der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zur Verabschiedung der Staffel nach Neuburg gekommen. Diese große Aufmerksamkeit ist auch ein Zeichen, dass sich weltpolitisch einiges verändert hat, in den letzten Jahren. Oder, wie Söder es in seiner Rede vor den Soldaten ausdrückt: "Unsere Freiheit wird nicht mehr nur am Hindukusch verteidigt", sondern zunehmend auch nahe der Heimat. Darauf müsse man sich einstellen.
Gekommen, um zu bleiben
Bereits seit mehreren Wochen wird das Feldlager in Lielvarde aufgebaut. Darum sind einige Soldaten schon länger vor Ort. Am Dienstag fliegt dann der Großteil des Neuburger Kontingents von 160 Soldatinnen und Soldaten mit einem Airbus nach Lettland. In den neun Monaten, die die Mission dauert, wird das Personal mehrfach rotieren und den Standort weiter ausbauen, denn vermutlich wird es nicht der letzte Einsatz dieser Art in Lielvarde sein.
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