Die "Neue Bamberger Hütte" liegt auf rund 1.700 Metern in den Kitzbüheler Alpen in Tirol. Sie bietet ganzjährig 72 Schlafplätze für Wanderer und Skitourengeher. Betrieben wird sie seit 69 Jahren von der Deutschen Alpenvereinssektion (DAV) Bamberg. "Fast genauso lang wird die Hütte von einer Materialseilbahn erschlossen und versorgt", erzählt Matthias Werb, Vorsitzender der Alpenvereinssektion Bamberg. Doch der Pachtvertrag für die Materialseilbahn, mit der die Hütte in Österreich mit Lebensmitteln, Getränken und anderen wichtigen Dingen versorgt wird, wurde der DAV-Sektion zum Ablauf der Wintersaison gekündigt.
Privatstiftung kündigt Vertrag wegen Raufußhühnern
Das Waldstück, auf dem sich die Seilbahn befindet, gehört einer österreichischen Privatstiftung. Juristisch sei nichts mehr zu machen, die Kündigung ist rechtens, sagt Werb vom DAV. Als Begründung habe die Stiftung angegeben, dass Raufußhühner durch die Seilbahn gefährdet seien. Laut dem Land Tirol ist deren Lebensraum vor allem durch den Klimawandel und zu viele Touristen bedroht. Robert Kolbitsch, Ressortleiter Hütten und Wege beim DAV-Bundesverband, hat sich die Materialseilbahn vor Ort selbst angeschaut. Bei der "Neuen Bamberger Hütte" liegen die Seile der Bahn sehr hoch. Deshalbe schätzt er die Gefahr für Raufußhühner hier sehr gering ein.
Gespräche laufen erfolglos
Die DAV-Sektion Bamberg versucht schon seit mehreren Monaten, mit der österreichischen Privatstiftung eine Lösung zu finden. Bisher ohne Erfolg. Auch der Bürgermeister von Hopfgarten im Brixental, Paul Sieberer, hat bei den Gesprächen versucht zu vermitteln. "Es gibt sicher Lösungsmöglichkeiten, allerdings sollten die Gespräche nicht abbrechen", sagt Sieberer. Der Geschäftsführer der Kappa-Privatstiftung antwortet auf BR-Anfrage schriftlich, dass die Stiftung sich wegen laufender Gespräche nicht zu dem Thema äußern wolle.
Hüttenbetrieb ohne Seilbahn gefährdet
Betrieben wird die Material-Seilbahn aktuell emissionsfrei durch eine Wasserturbine in der Hütte. Ohne die Seilbahn wäre der Hüttenbetrieb gefährdet. Es gibt zwar eine Forststraße, über die die Hütte versorgt werden könnte. Sie quert aber einen Lawinenhang. Der DAV Bamberg müsste ein teures Raupenfahrzeug anschaffen, um bei Schneefall zur "Neuen Bamberger Hütte" zu kommen. Wäre die Lawinengefahr zu groß, könnte die Hütte nicht versorgt werden. "Ein zweites Problem der Forststraßennutzung ist, dass wir im oberen, letzten Stück auch noch eine Straße bauen müssten. Dort im Hochgebirge einen Straßenbau voranzutreiben, ist nicht wirklich das, was wir wollen", sagt der DAV-Sektions-Vorsitzende Werb.
Belieferung der Hütte mit Helikopter zu Lasten der Umwelt
Zudem fordert die Privatstiftung, der auch ein Teil der Forststraße gehört, laut DAV eine zu hohe Gebühr für die Nutzung der Straße. Für die Sektion Bamberg wäre es bei diesen hohen Kosten rentabler, die Hütte zu Lasten der Umwelt mit einem Helikopter zu versorgen. "Die Seilbahn wird uns mit einem Argument des Schutzes der Raufußhühner, die vielleicht an den Tragseilen verenden, gekündigt. Und gleichzeitig fliegen wir dann in einer Regelmäßigkeit mit dem Helikopter ins Gebirge zu einer Hütte, die eigentlich emissionsfrei zu versorgen ist", sagt Werb kopfschüttelnd.
Ohne Seilbahn höhere Preise für CO2-Zertifikate
Warum die Privatstiftung den Seilbahn-Pachtvertrag gekündigt hat, ist dem DAV bisher nicht wirklich klar. Online findet man jedoch auf einer Seite für CO2-Zertifikate ein Angebot für genau das Waldstück, über das die Materialseilbahn führt. Waldstücke können von Waldeigentümern zum Ausgleich von CO2-Emissionen von anderen Industrien mit CO2-Zertifikaten hinterlegt werden, erklärt Werb. "Unsere Vermutung ist, dass wenn dort keine Seilbahn wäre, der Preis für diese CO2-Zertifikate noch ein wenig höher wäre", so Matthias Werb.
Finden der Deutsche Alpenverein und die Privatstiftung in weiteren Gesprächen keine Lösung, kämen allein für den Abbau der Seilbahn auf die Alpenvereinssektion Bamberg rund 80.000 Euro zu.
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