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Neue Bevölkerungsstudie: So wächst Bayern

Neue Bevölkerungsstudie: So wächst Bayern

Plätze in Kindergärten oder Seniorenheimen sind knapp. Da spielt es eine große Rolle, wie sich die Bevölkerung künftig zusammensetzt. Eine Studie prognostiziert für Bayern im deutschlandweiten Vergleich viel Wachstum, aber auch Herausforderungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bayerns Bevölkerung wird bis 2040 stärker wachsen als der Bundesdurchschnitt. Laut der am Dienstag vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung "Wegweiser Kommunen" [externer Link] gibt es bis dahin ein Plus von 4,4 Prozent, das sind fast 600.000 Menschen. Auf Bundesebene soll die Bevölkerung in dieser Zeit nur um 0,6 Prozent zulegen. Je nach Region und Landkreis wird die Entwicklung im Freistaat aber unterschiedlich ausfallen. Bayerische Städte und Landkreise jedenfalls werden im bundesweiten Vergleich ausdrücklich mehrfach genannt - bei Wachstum und Rückgang.

Mühldorfer Landrat: "Bei uns war es schon immer schön"

Die Autoren der Studie berufen sich unter anderem auf das Statistische Bundesamt. Diesem zufolge lebten vor vier Jahren 83,15 Millionen Menschen in Deutschland. Nach der Berechnung liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen plus 4,6 Prozent für Baden-Württemberg und minus 12,3 Prozent in Sachsen-Anhalt. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gibt es mit 5,8 und 3,5 Prozent ein deutliches Plus. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu. 

Bei den kreisfreien Städten erwarten Leipzig, Potsdam und Bamberg einen Zuwachs von mehr als zehn Prozent. Das gilt vergleichbar auch für den Landkreis Mühldorf am Inn. Hier werden sogar 11,5 Prozent mehr Menschen prognostiziert. "Bei uns war es schon immer schön, das sagen wir ganz selbstbewusst. Aber jetzt kommen einfach bestimmte Faktoren zusätzlich noch zusammen", sagt der Mühldorfer Landrat Max Heimerl (CSU). Als Beispiel nennt Heimerl unter anderem die nun bessere Verkehrsanbindung nach München. Über das vorausgesagte Wachstum freut er sich - grundsätzlich. Aber es bringe auch "entsprechende Herausforderungen".

Ähnlich sieht das auch Martin Neumayer, CSU-Landrat von Kelheim. Dem niederbayerischen Landkreis wird zwischen 2020 und 2040 mit 11,1 Prozent ein fast gleiches Wachstum vorhergesagt. Neumayer kann sich als auf 13.000 bis 14.000 neue Einwohner in seinem Landkreis einstellen. "Das ist schon eine Nummer. Das heißt, da ist eine mittlere Stadt, die da mehr zu uns kommt", so der Landrat.

Demografischer Wandel: Große Herausforderungen warten

Mühldorfs Landrat Heimerl will die Entwicklung intensiv beobachten. Er rechnet damit, "dass durch die Zunahme der Bevölkerung mehr Kita-Plätze benötigt werden, dass wir im Bildungsbereich unsere Schulen konsequent ausbauen, aber wir müssen zum Beispiel auch auf den Gesundheits- und auf den Pflegebereich schauen."

Denn auch die Altersverteilung im Freistaat ändert sich laut der Prognose. Vor allem nimmt die Zahl der Senioren zu. Dafür gibt es voraussichtlich weniger Erwerbstätige und Kinder. Das Bayerische Landesamt für Statistik hat bereits im Februar veröffentlicht, wie sich die Zahlen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln werden. Nach der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung 2022 bis 2042 wird die Zahl der Menschen ab 65 Jahren in diesem Zeitraum um 718.000 auf 3,52 Millionen zunehmen. Die Zahl der Menschen von 20 bis einschließlich 64 Jahren geht um 200.000 auf 7,86 Millionen zurück. Die Zahl der unter 20-Jährigen steigt moderat um 92.000 auf 2,61 Millionen im Jahr 2042.

Damit kommen 2042 dann 45 Menschen im Rentenalter auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter. 2022 lag der Wert noch bei etwa 35 auf 100 Personen. Berücksichtige man den Anstieg des Renteneintrittsalters, werden im Jahr 2042 auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter etwa 39 im Rentenalter ab 67 Jahren kommen, heißt es. 

In der nun veröffentlichten Bertelsmann-Studie wird prognostiziert, dass in Bayern bis etwa 2035 die Anzahl der 65- bis 79-Jährigen deutlich ansteigt. "Danach geht sie leicht zurück. Kontinuierlich nimmt die Anzahl der ab 80-Jährigen stark zu", schreiben die Autoren.

Zahl der 80-Jährigen steigt

Für ganz Deutschland lässt sich laut der Studie festhalten, dass die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen, die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt den Berechnungen zufolge von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt dann bei 9,2 Prozent. Das ist auch deshalb entscheidend, weil die Pflegebranche über Fachkräftemangel klagt - auch in Bayern.

Lage und Wirtschaft seien tatsächlich wichtige Faktoren, sagt Studien-Autorin Petra Klug. Jedoch sei eben auch die demografische Entwicklung ein wichtiger Parameter: "Denn man muss sich ja immer überlegen, dass solche demografischen Entwicklungen über einen langen, langen Zeitraum ablaufen, fast wie ein Uhrwerk, muss man sagen."

Bundesweit unterschiedliche Altersstrukturen

Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. Bundesweit steigt das Medianalter bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt bei fast zehn Jahren.

In Hamburg und Berlin liegt der Wert in 16 Jahren bei etwa 43 Jahren. In vier der fünf östlichen Länder liegt das Medianalter dann zwischen 52 und 53 Jahren. Auf Kreisebene sind die Unterschiede noch größer. Der älteste Landkreis wird demnach Greiz in Thüringen mit 57,3 Jahren sein, der jüngste der Stadtkreis Heidelberg (Baden-Württemberg) mit 38,8. In Bayern ist mit einem Anstieg des Medianalters innerhalb von zwei Jahrzehnten um fast zwei Jahre auf 46,7 Jahre zu rechnen, 2040 wird es etwas niedriger liegen als in Deutschland insgesamt (47,1 Jahre).

Zu möglichen Fehlern bei solchen Prognosen sagt Klug: Die Annahmen würden mit Expertinnen und Experten auf Bundes- und Länderebene nach bestem Wissen diskutiert. "Je kleiner die Gebietseinheiten sind, desto fehleranfälliger sind die Vorausberechnungen. Aber auch kleine Kommunen müssen planen können und benötigen die Zahlen, um Trends einschätzen zu können", berichtet Klug.

Wo gehen die Zahlen in Bayern zurück?

Im bayernweiten Vergleich gibt es auch Orte, für die die Autoren einen Rückgang prognostizieren. Gerade im Nordosten Bayerns werde die Bevölkerung schrumpfen, so die Bertelsmann-Stiftung - im oberfränkischen Landkreis Kronach etwa um gut sechs Prozent.

Das liege vor allem an der Altersstruktur in Kronach, der Rückgang sei insofern "natürlich bedingt", wird Landrat Klaus Löffler (CSU) in einer Pressemitteilung zitiert. Um gegenzusteuern, betreibe man bereits millionenschwere Investitionen in den eigenen Standort. Ob diese Entwicklung etwas bringt, wird die Zukunft zeigen. Petra Klug von der Bertelsmann-Stiftung betont, dass es sei nicht leicht sei, damit umzugehen, wenn die Bevölkerung schrumpfe. "Da sind die Kommunen auch herausgefordert. Sie brauchen sicher auch an der einen oder anderen Stelle Unterstützung", so Klug.

Im deutschlandweiten Vergleich sind besonders Kreise und kreisfreie Städte aus den östlichen Bundesländern betroffen - dort gibt es Rückgänge von mehr als 17 Prozent. In Nordrhein-Westfalen könnte die Bevölkerungszahl der Prognose zufolge von 2020 bis zum Jahr 2040 um rund eine Viertelmillion Menschen zurückgehen. Nach einem Anstieg bis zum Jahr 2023 auf 18,17 Millionen Menschen sei bis 2040 mit einem Rückgang auf 17,91 Millionen Menschen zu rechnen, heißt es. Mit einem Minus von etwa 5,3 Prozent zwischen 2020 und 2040 habe das Saarland den höchsten relativen Bevölkerungsrückgang unter allen Bundesländern im Westen Deutschlands zu erwarten, teilt die Stiftung mit. Demnach werden im Jahr 2040 nur noch rund 932.000 Menschen dort leben.

Mit Informationen von dpa und epd.

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