Andreas Braun hat viele Jahre auf diesen Moment hingearbeitet. Über seinem Traum von der reaktivierten Hesselbergbahn ist er alt geworden. Heute steht er mit Tränen in den Augen am Bahnsteig. "Dass es tatsächlich mal funktionieren kann. Das ist selten heutzutage." Dass auf der Bahnstrecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen wieder Züge fahren, ist auch ihm zu verdanken. Seine private BayernBahn GmbH hat die Zugstrecke zwischen Gunzenhausen und Nördlingen im abgelegenen Südwestmittelfranken in den 1980er Jahren vom Freistaat Bayern abgekauft. Wassertrüdingen liegt hier auf halber Strecke.
Bisher fuhren hier nur noch Millionen Shampoo-Flaschen
Seit der Stilllegung der Strecke vor rund 40 Jahren fuhren auf den Gleisen nur noch Dampfloks der Nördlinger Museumsbahn. Und die Güterzüge, die täglich Millionen von Shampooflaschen vom Wassertrüdinger Schwarzkopf-Henkel-Werk abtransportieren. 70 Prozent der europäischen Produktion stellt das Unternehmen hier her. "Täglich sparen wir uns mit dem Zug 150 bis 200 Lkw-Ladungen", sagte ein Firmenvertreter. Jetzt können auch die Mitarbeitenden mit dem Zug zur Arbeit fahren. "15 Prozent der Belegschaft haben das vor", so der Sprecher.
Kraftakt vieler Beteiligter
Beim Festakt am Wassertrüdinger Bahnhof ist das Zelt voll. Bürgermeister, Landräte, der Verkehrsminister und der Bayerische Bahnchef sind gekommen. Zehn Jahre Arbeit auf vielen Ebenen liegen hinter ihnen. Die private Bayern Bahn infra Gmbh investierte in den vergangenen zwei Jahren 7,5 Millionen Euro in neue Bahnhöfe und die Ertüchtigung der Strecke. Zwei Bahnhöfe in Unterschwaningen und Unterwurmbach hat die BayernBahn GmbH ganz neu eingerichtet. Die Kommunen waren für Parkplätze und Fahrradständer verantwortlich. Drei Landkreise haben zusammengearbeitet, um die Fahrgastzahlen zu berechnen und auf politischer Ebene Druck zu machen. Und um für ausreichend Fahrgäste zu sorgen, mussten die Landkreise ein Buskonzept erarbeiten.
Busse fahren jetzt auf viele Dörfer - auch am Wochenende
Stündlich werden auf der neuen Strecke Züge zwischen fünf Uhr und 23 Uhr fahren. Dazu wurden zahlreiche neue Busverbindungen eingerichtet. Vom Wassertrüdinger Bahnhof aus fahren Buslinien ganz neu nach Heidenheim, Dinkelsbühl und auf unterschiedlichen Routen nach Bechhofen. "Das ist eine ganz neue Dimension für den ÖPNV in der Region", sagte Ansbachs Landrat Jürgen Ludwig (CSU). Davon profitieren 20 Gemeinden im Landkreis Ansbach und fünf Gemeinden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. In manche Dörfer fährt erstmals auch an den Wochenenden und abends bis 23 Uhr ein Bus. "Vor allem die Hahnenkammregion ist jetzt deutlich besser versorgt", so Weißenburg-Gunzenhausens Landrat Manuel Westphal. Für eine ganze Region ändern sich die Abfahrtszeiten und auch die Bahnverbindungen. Nicht alle haben davon auch einen Vorteil. "Wir nehmen gerne Vorschläge entgegen, um die neuen Systeme zu optimieren", sagte Ansbachs Landrat Jürgen Ludwig. Die Landkreise investieren mehrere Millionen Euro jedes Jahr in die neuen Busverbindungen. Er appellierte an die Bevölkerung: "Bitte nutzt sie, damit wir das so halten können."
Sackgasse Wassertrüdingen - Weiterfahrt nach Nördlingen "kommt"
Mit dem reaktivierten Bahnhof Wassertrüdingen wird eine ganze Region wieder an den überregionalen Schienenverkehr angeschlossen. Dass die Züge vom frühen Morgen bis zum späten Abend verkehren, ist ein großer Wurf. Allerdings ist bisher in Wassertrüdingen Endstation. Unter anderem der Verkehrsclub Deutschland VCD fordert die Verlängerung der Strecke in Richtung Donauwörth. "Damit würde ein Netzschluss zwischen dem fränkischen und dem schwäbischen Schienennetz entstehen." Die Gleise liegen noch da. "Die Weiterfahrt nach Nördlingen wird kommen", ruft Ansbachs Landrat Jürgen Ludwig unter Applaus in die Festgemeinde. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter erklärt, dass für den Taktknoten Nördlingen noch zahlreiche Abstimmungen nötig seien. "Wenn alles steht, können wir bestellen."
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