Dominik R. in Handschellen zwischen seinen Verteidigern vor dem Landgericht Deggendorf
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Neuer Prozess: Hat Dominik R. seine Exfreundin doch ermordet?

Neuer Prozess: Hat Dominik R. seine Exfreundin doch ermordet?

Vor fünfeinhalb Jahren hat Dominik R. seine Exfreundin erstochen. Die Richter in Passau verurteilten ihn wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft. Doch nach einer spektakulären Wende wird der Fall jetzt in Deggendorf neu aufgerollt: Nun geht es um Mord.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der Prozess um Dominik R., der 2016 seine Exfreundin in Freyung im Bayerischen Wald erstochen hatte, wird vor dem Landgericht Deggendorf neu aufgerollt. Dieses Verfahren könnte für den jungen Mann eine härtere Strafe bedeuten. Am Landgericht Passau war der Freyunger 2017 wegen Totschlags verurteilt worden. Diesmal geht es um die Frage: War es Mord?

Landgericht Passau konnte Mord nicht nachweisen

Im Herbst 2016 ersticht der damals 22-jährige Dominik R. seine 20 Jahre alte Exfreundin mit einem Messer. Er packt die Leiche in einen Plastiksack, lässt sie in der Wohnung zurück und flieht mit dem damals anderthalb Jahre alten Sohn nach Spanien. Dort nimmt ihn die Polizei fest.

Ein Jahr später dann der Prozess am Landgericht Passau: Die Staatsanwaltschaft plädiert auf Mord. Doch Dominik R. behauptet, seine Exfreundin in einem heftigen Streit erstochen zu haben. Die Richter können eine Arglosigkeit des Opfers nicht nachweisen, denn außer dem kleinen Kind war niemand dabei. Sie verurteilen den damals 23-Jährigen wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft. Doch jetzt wird der Fall am Landgericht Deggendorf erneut verhandelt.

Wiederaufnahmeverfahren sind sehr selten

In Deutschland darf eigentlich niemand für eine Tat, für die er bereits verurteilt oder von der er freigesprochen worden ist, ein zweites Mal vor Gericht gestellt werden. Deshalb sind Wiederaufnahmeverfahren selten, die Hürden sind hoch.

Doch in diesem Fall gibt es eine bedeutende Wendung: zwei Falschaussagen. Dominik R. sitzt schon anderthalb Jahre im Gefängnis, als sich eine junge Frau bei der Polizei meldet. Sie sagt, dass Dominik R. ihrem Freund gegenüber geprahlt hatte, die junge Mutter im Schlaf erstochen zu haben. Sie und der beste Freund des Angeklagten hatten diese Information im Prozess aber für sich behalten, um Dominik R. zu schützen. 2019 wurden die beiden dafür vor dem Amtsgericht Passau wegen falscher uneidlicher Aussage verurteilt.

Neue Informationen, neuer Prozess

Töten im Schlaf gilt in der Justiz als Lehrbuchbeispiel für Mord. Das Opfer ist wehrlos, das Mordmerkmal der Heimtücke gegeben. Die Staatsanwaltschaft Deggendorf beantragte die Wiederaufnahme des Verfahrens mit der Argumentation: Hätten die Passauer Richter gewusst, was Dominik R. seinem Freund gesagt haben soll, wäre das Urteil möglicherweise anders ausgefallen. Dem Angeklagten droht jetzt eine lebenslange Haftstrafe.

Corona-Ausbruch in der JVA verzögert Prozess

Eigentlich hätte das Wiederaufnahmeverfahren im vergangenen Dezember beginnen sollen. Doch in der JVA Straubing kam es zu einem größeren Corona-Ausbruch. Auch der Angeklagte infizierte sich mit dem Virus. Daher beginnt der Prozess erst jetzt - vier Monate später als geplant.

Dass in Deggendorf verhandelt wird, liegt daran, dass Wiederaufnahmeverfahren nicht vor dem Gericht des Ersturteils stattfinden, sondern vor einem zugeordneten Gericht. Im Fall des Landgerichtes Passau ist das Deggendorf.

Die Beweisaufnahme in dem neuen Verfahren wird umfangreich: 61 Zeugen und fünf Sachverstände sind geladen. Die Eltern der Getöteten sowie ihr Sohn sind Nebenkläger des Wiederaufnahmeverfahrens. Anfang Juni soll ein Urteil gesprochen werden.

Fall macht international Schlagzeilen

Der Fall um die getötete junge Mutter sorgte 2016 überregional für Schlagzeilen. Dominik R. schrieb nach der Tat vom Handy der 20-Jährigen Nachrichten, um die Angehörigen in Sicherheit zu wiegen. Währenddessen floh er mit dem gemeinsamen eineinhalb Jahre alten Sohn nach Spanien. Eine Großfahndung wurde in Gang gesetzt, ein internationaler Haftbefehl ausgestellt. Nach einer Woche fassten ihn die Ermittler in Lloret de Mar.

Die Polizei veröffentlichte nach der Festnahme ein Foto von dem Tattoo auf Dominik R.s Oberarm. Darauf stehen der Name der Getöteten, ihr Geburtsdatum, ihr Todesdatum und darunter: "Danke für alles" auf Spanisch.

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