Die neue Saison der Fußball-Bundesliga hat begonnen. Darüber freuen sich viele Fußball-Fans. Zu ihnen zählt Andreas Schönrock. Er trägt seit Jahrzehnten Souvenirs rund um den Fußball zusammen. Eine Sammlung von ihm ragt besonders heraus: Der Schweinfurter ist ständig auf der Suche nach Handschuhen von berühmten Torhütern. Schon seit 40 Jahren jagt er diesen speziellen Arbeitsutensilien nach.
Einst selbst Torwart
"Ich stand in der Jugend selbst bei meinem Heimatklub TV Oberndorf im Tor und brauchte immer wieder mal Handschuhe", erklärt Schönrock, "daher kam ich eines Tages auf die Idee, mir welche von bekannten Torhütern zu besorgen." Sein erster großer Fang glückte ihm Ende 1984 im Münchner Olympiastadion. Nach dem Spiel des Hamburger SV bei Bayern München sprang Schönrock einfach über die Absperrung – was damals noch keinen Sicherheitsalarm auslöste – und ging direkt auf HSV-Kicker Uli Stein zu. Der Europacupsieger und Nationaltorhüter galt Zeit seiner Karriere als äußerst launisch. "Ich habe seine Handschuhe jedoch ohne große Umstände bekommen", blickt Schönrock dankbar zurück.
Gebrauchsspuren von Neuer
Etwa 300 Paar hat er seitdem zusammengetragen. Besonders in Ehren hält der Sammler die Handschuhe von Manuel Neuer, dem Weltmeister. Auf der Innenseite sind sie aufgerissen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um gebrauchte Originale handeln dürfte. Auch Handschuhe von Marc-André ter Stegen, dem Champions League-Sieger mit dem FC Barcelona, bereichern seine Sammlung. Ein Paar gehörte Robert Enke, dem Torhüter von Hannover 96, der sich vor 15 Jahren das Leben nahm. Damit verbindet Andreas Schönrock eine tragische Geschichte.
Tragik um Enke
"Ich bekam sie vier Jahre, nachdem ich ein Schreiben nach Hannover geschickt hatte", erzählt er. Dann wünschte er sich auch noch Autogramme von Enke und sandte dafür zwei Bilder gen Niedersachsen. "Plötzlich erfuhr ich vom Freitod Enkes aus dem Fernsehen." Einen Tag später trafen die Unterschriften dennoch bei ihm ein. "Da fuhr es mir eiskalt über den Rücken", schaudert es ihn noch heute. Andreas Schönrock wertet die Antwort so, dass sich Robert Enke "bis in seine letzten Lebenstage hinein um Fans kümmerte".
Im Keller seines Hauses bewahrt der 56-Jährige zahlreiche Kisten auf. Darin sind neben den Handschuhen auch Autogrammkarten und Trikots, gezeichnet von bekannten Nationalspielern. Aus einem Karton holt Schönrock ein Dortmunder Trikot von Sebastian Kehl, dem mehrfachen Deutschen Meister. Darunter liegt eines von Mario Gomez aus seiner Zeit beim VfL Wolfsburg.
Matchwinner im Fokus
Highlights sind ohne Frage jedoch die vielen Handschuhe von Torhütern, die im Fußball immer besonders im Fokus stehen. Schließlich können sie mit tollen Paraden Spiele für ihre Mannschaft gewinnen, mit einem einzigen Fehler aber auch ein Spiel verlieren. Andreas Schönrock greift sich ein Paar von einem Stapel. "Das sind Handschuhe der früheren Nationaltorhüterin Almuth Schult", erläutert er. Schönrock probiert sie an. "Sie passen sogar in meine großen Hände", zeigt er sich erstaunt.
Von Stadion zu Stadion
Schon vor Jahrzehnten fuhr der Erzieher, der in einem Schweinfurter Kindergarten arbeitet, in seiner Freizeit von Stadion zu Stadion und fragte bei Torhütern oder Verantwortlichen nach, ob er Handschuhe bekommen könne. Zugleich schrieb er Vereine an – "selbstverständlich mit Rückumschlag und Porto" – und bat um Vermittlung zu einem Torwart. "Bei den besonders Prominenten habe ich auch einen Bocksbeutel oder einen Tee beigelegt, als kleine Bestechung", schmunzelt Schönrock. Nicht selten wurden seine Briefe persönlich beantwortet. Deshalb ist seine Leidenschaft auch seinem Postboten längst bekannt, den er ab und an zu einem Kaltgetränk einlädt.
Andreas Schönrock hat sie mittlerweile alle. Fast alle. Ein Torhüter fehlt ihm allerdings noch. "Oliver Kahn, ganz klar", stellt er unumwunden fest. Der kräftige Mann aus Schweinfurt hofft weiter, dass "vielleicht noch ein Paar von ihm irgendwo in München für mich liegt". Die Handschuhe des Champions-League-Siegers von 2001 würden seine Sammlung praktisch komplettieren.
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