Maximilian Schafroth bei der Fastenpredigt
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"Bierzelt-Rambos": Schafroths Abrechnung mit Söder und Aiwanger

"Bierzelt-Rambos": Schafroths Abrechnung mit Söder und Aiwanger

"Anheizer, Aufstachler, Zündler": In seiner Fastenrede nimmt sich Kabarettist Schafroth vor allem Ministerpräsident Söder und seinen Vize Aiwanger vor - und redet ihnen ins Gewissen: "Abrüsten statt Aufrüsten!" Söder findet nicht alles lustig.

Über dieses Thema berichtet: Auf dem Nockherberg am .

Maximilian Schafroth setzt den Ton des Abends gleich zu Beginn: Seinen Auftritt als Fastenredner beginnt er als Bauern-Demonstrant mit gelber Warnweste und Megaphon - und ruft Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu: "Wir sagen danke für Eure reißerischen Reden, für Eure verbalen Entgleisungen."

Gemeinsam mit seinen Mit-Demonstranten besingt er Söder und Aiwanger als "Anheizer, Aufstachler, Zündler und Stimmungsmacher". Und später: "Warum miteinander, wenn's auch gegeneinander geht." In seiner vierten Fastenrede auf dem Nockherberg geißelt der schwäbische Kabarettist und Schauspieler satirisch die Bierzelt-Rhetorik der Spitzen von CSU und Freien Wählern - insbesondere der "Bierzelt-Rambos" Aiwanger und Söder.

"Spirale der verbalen Hochrüstung"

Schafroth wirft ihnen eine "Spirale der verbalen Hochrüstung" vor: "Weg von den langweiligen Fakten. Hin zur Emotion." Dieser "neue Sound" sei keine Volksnähe, sondern ein "verbaler Saustall". Wer einen solchen "Schmarrn" verzapfe wie Söder beim politischen Aschermittwoch vor zwei Wochen, brauche ein "innerfamiliäres Korrektiv." Diese Rolle könnte nach Ansicht Schafroths Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) übernehmen, die er im Gegensatz zu ihrem Parteichef lobt, weil sie "immer wieder den richtigen Ton" finde. "Sachlich und klar. Erklär denen hier vorn mal, wie das geht."

Auch für den Hass gegen die Grünen macht der Fastenredner CSU und Freie Wähler mitverantwortlich: "Die Grünen müssen eine Veranstaltung nach der anderen absagen." Der Blick auf die "welken Pflänzchen zeige", dass Söders Taktik aufgegangen sei. "Jetzt sind auch die Konservativen so weit, zuzugeben, dass Pflanzen schlechter wachsen, wenn man sie jeden Tag zusammenscheißt."

Spott über Aiwangers "bierselige Hasstiraden"

Aiwanger mit seiner "Pseudovolksnähe" sei zum "politischen Holzspalter" mutiert, spottet der Allgäuer. Denn: "Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln." Der Freie-Wähler-Chef sei wie ein Borkenkäfer, er sei ein Aufmüpfiger, den man nicht kontrollieren könne. "Beim Hubert ist die Rebellion zum Selbstzweck geworden." Söder schaue derweil zu, wie Aiwanger seine "bierseligen Hasstiraden" lalle. Den Bauern ruft er zu: "Vorsicht vor Huberts markigen Parolen! Der Hubert ist der politische Selbstgebrannte: Eine gewisse Schärfe, aber er führt nicht selten zur Erblindung."

Auch die Flugblattaffäre thematisiert Schafroth. "Hubert, manchmal holt einen die Vergangenheit ein", sagt er, "und sie bleibt so lange, bis man sie sauber aufgearbeitet hat." Gleich fünf jugendliche Aiwangers mit Schulranzen lässt der Fastenredner aufmarschieren, sie singen: "Berlin hot den Orsch offen, das wird man wohl noch sogen dürfen. Deppen, Oarsch, Kartoffelsolot."

"Olaf Scholz in Schockstarre" - Deutliche Worte für AfD

Auch die Ampel nimmt sich Schafroth vor: Von den Menschen komme der Ruf nach einem handlungsfähigen Staat. "Und was macht ihr? Der Olaf ist in Berlin in eine Schockstarre verfallen und Ihr feuert hier einen politischen Komödienstadel ab." Grünen-Fraktionschefin Schulze sei wie ein geköpftes Maiglöckchen, sei "voller Ideale, aber am Ende doch stark überfordert mit der Realität". Er ermahnt sie: "Katha, am Land punktet man mit Zuhören. Schreib mit: Zuhören ist das Gegenteil von Reden." Die Sozialdemokraten seien in Bayern "Zaungäste", die Bayern-FDP sei "ganz weg".

Deutliche Worte adressiert er einmal mehr an die AfD, aus deren Reihen keine Politiker zum Nockherberg eingeladen sind: "Ihr sitzt nicht hier, weil hier keine Menschen sitzen, die Rechtsextreme in ihren Reihen dulden." Mit Blick auf die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, stellt der Fastenredner klar: "Ich werde nicht riskieren, dass die Charlotte daheimbleibt, damit die Ebner-Steinerer-Dingsda hier vorne medienwirksam einen Schweinsbraten zusammenfrisst." Es ist eine klare Abgrenzung von der bayerischen AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner.

Appell des Fastenredners

Schafroth nutzt seine Rede wiederholt für Appelle an Söder und Aiwanger. "Ich glaube, ich spreche nicht für wenige, wenn ich sage: Es macht uns keinen Spaß mehr, Euch bei diesem opportunistischen Zirkus zuzuschauen." Die Menschen da draußen seien viel weiter, "als ihr denkt" - aber nicht so weit, wie die Grünen denken. "Die sind irgendwo zwischen Euch." Es gelte nun, die Menschen an der Hand zu nehmen, statt Angst vor der Veränderung zu schüren.

Er hoffe, schließt Schafroth seinen Auftritt, "dass wir uns hier einig sind, dass wir sagen: Abrüsten statt Aufrüsten!" Nötig sei Anstand, Achtung vor den Mitmenschen. "Weil wenn wir jetzt nicht aufeinander aufpassen, dann überlassen wir das Feld denen, die die Zeit lieber zurückdrehen wollen."

Söder: "Harte Vergleiche"

Ministerpräsident Söder attestiert der Fastenrede im BR-Interview "echte Höhen", aber auch "ein paar Tiefen". Manche Dinge hätten nicht gestimmt, seien überzeichnet und überzogen dargestellt gewesen. Insgesamt sei es aber eine "schöne" Rede. Später legt der CSU-Chef noch mit Kritik nach und beklagt "ziemlich harte Vergleiche" Schafroths, der damit seinen eigenen Appell zur Mäßigung "nicht ganz so befolgt" habe. Als Beispiel nennt Söder, dass der Fastenredner Aiwanger mit einem Borkenkäfer verglichen habe. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wirft ein: "Allerdings ist der Kabarettist und nicht Politiker, das ist ein kleiner Unterschied."

Auch CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek fand ein paar Dinge "nicht so witzig", spricht aber insgesamt von einer guten Rede. Lob äußert er für die "klare Kante zum Schluss gegen die AfD." Zufrieden zeigt sich Landtagspräsidentin Aigner: "Ich finde, er hat nach allen Seiten gleichmäßig ausgeteilt, sodass man es akzeptieren kann." Der Chef der Europäischen Volkspartei und CSU-Vizechef, Manfred Weber, lobt das Politiker-Derblecken im Kurznachrichtendienst X: "Auch wenn einige Botschaften zu Recht nachdenklich waren - es war wie immer ein großartiges Vergnügen!"

Aiwanger: "Hab's fast schlimmer erwartet"

Freie-Wähler-Chef Aiwanger gibt sich gelassen: Er könne sich gut mit der Fastenrede arrangieren, "ich hab's fast schlimmer erwartet". Dennoch nutzt der Minister das Interview zur Verteidigung seiner Rhetorik. Es habe seit vergangenen Sommer "viele politische Manöver der Ampel" gegeben - und da müsse man dann "auch die Dinge entsprechend kritisieren". Man dürfe Ursache und Wirkung nicht verwechseln.

Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) stellt dem Fastenredner ein sehr gutes Zeugnis aus: "Mag sowohl an der Grundsympathie unter Bayerisch-Schwaben als auch daran liegen, das Spektakel erstmals 'live' erlebt zu haben. Aber, als quasi 'Mitbetroffener' find' ich: Maxi Schafroth war dieses Jahr spitze!", schrieb Mehring auf X.

Reiter: "Ziemlich deftig"

Laut Oberbürgermeister Reiter haben die meisten Menschen im Saal Schafroths Botschaft verstanden und begeistert applaudiert - während die Staatsregierung am Nachbartisch nur quälend aufgestanden sei. "Ich fand's ziemlich deftig", sagt Reiter und zeigt sich sehr zufrieden darüber. Schafroth habe deutlich vor Augen geführt, was viele über diese Art von Politik denken - "nur noch aggressiver Ton, nur noch draufhauen". Was die bayerische Staatsregierung in den vergangenen zwölf Monaten gezeigt habe, "hat nichts mit Politik zu tun", kritisiert Reiter. "Das war Agitation."

Grünen-Fraktionschefin Schulze lobt die Fastenrede: Ihre Quintessenz sei "auf den Punkt" gewesen. "Weil ich glaube, dass wir alle eine Verantwortung dafür tragen, diese Demokratie zu stärken, zu verteidigen gegen die Feinde, die sie kaputt machen wollen."

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