Ob in der kleinen Eckkneipe, im großen Saal der Kunsthalle oder in spektakulärer Kulisse der Katharinenruine: Von Donnerstag bis Samstagnacht wird Nürnberg zum Mittelpunkt von Musikfans in der ganzen Region. Das Nürnberg Pop – das laut eigener Aussage größte Club-Festival Südbayerns – findet in 21 verschiedenen Locations in der Nürnberger Altstadt statt. Von einem guten Jahr spricht David Lodhi, einer der Mitbegründer des Festivals.
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Im Jahr 2011 hat das Festival ganz klein angefangen. Damals, so Lodhi, habe man nur acht Spielstätten gehabt, etwa 1.000 Besucherinnen und Besucher waren da dabei. Mittlerweile findet das Festival zum 13. Mal statt. Die Veranstalter erwarten rund 5.000 Menschen auf den verschiedenen Konzerten. Musikalisch bietet das Nürnberg Pop Festival eine breite Palette: Von Indie über Jazz, Rap und Punk bis hin zu elektronischer Musik ist alles dabei.
Nürnberg Pop Conference will Diskussionen anregen
Zeitgleich startet am Donnerstagabend die Pop Conference. Interessierte können kostenlos teilnehmen, lediglich eine Online-Anmeldung ist nötig. Zum Auftakt am Donnerstagabend ist ein Meet and Greet geplant, ebenso wie die Verleihung der Nürnberger Popkulturpreises Gunda. Der Preis wurde 2021 erstmals im Rahmen des Nürnberg Pop Festivals verliehen. Samstag und Sonntag finden dann im Kunsthaus Nürnberg verschiedene Panels, Gesprächsrunden und Vorträge statt.
Panel: "Aber nur, wenn ich Recht habe!"
Diskutiert wird über die Zukunft der regionalen Popmusik und über die psychische Gesundheit von Musikerinnen und Musikern. Und sogar über die Diskussionskultur als solche. "Ich glaube, das ist ein allgemeines Thema, gerade seit der Pandemie. Dass man nicht mehr miteinander reden kann, dass kein Austausch mehr möglich ist, dass jeder auf seinem Standpunkt behaart", erklärt Thomas Wurm. Er kuratiert das Panel "Aber nur, wenn ich Recht habe! Diskussionskultur in der Demokratie", das am Freitag (17.45 Uhr) im Künstlerhaus stattfindet.
Gäste aus Politik und Wirtschaft
Dass Diskussionen immer schwieriger werden, sei ein Phänomen, das in Wirtschaft, Politik im Sport und auch im Privaten sichtbar sei. Deshalb, so Wurm, habe man möglichst verschiedene Gäste gewählt – neben SPD-Politiker Arif Tasdelen wird auch FCN-Vorstand Niels Rossow sowie Philip Kreißel vom Blog Volksverpetzer vor Ort sein. "Wir müssen uns da alle an die eigene Nase packen", so Wurm. "Dass wir einfach wieder offener werden und miteinander reden." Wie das wohlmöglich besser gelingen kann, das soll beim Panel herausgefunden werden.
Umgang mit Anfragen aus rechter Musikszene
Doch natürlich werden auch Themen diskutiert, die die Musikbranche umtreiben. Beim Panel "Rechtsextremismus in der Livemusik" (Freitag, 16.00 Uhr) wird eine Frage besprochen, vor der Veranstaltende und Musizierende gleichermaßen immer mal wieder stehen: Wie gehe ich damit um, wenn eher rechte Bands in meinem Laden auftreten wollen? Will ich als musizierende Person auf einem Festival neben fragwürdigen Bands spielen?
Veranstalter oft zwiegespalten
"Grauzonen-Bands" nennt Bernd Stieber vom Verband für Popkultur Bayern solche Gruppen. Sie treten oftmals sehr heimatbetont auf, tätigen Aussagen, die man auch anders interpretieren kann, und haben nicht selten eine rechte Vergangenheit. Für Stieber ist dies ein wichtiges Thema, darum hat er die Diskussionsrunde kuratiert. "Wo der eine Veranstalter sagt, die würde ich nie mehr buchen, da sagt der andere: Die Band ist mir eigentlich egal, aber ich buche die trotzdem, weil ich als privatwirtschaftlich Tätiger ökonomisch denken muss."
Frage nach Höhe der "popkulturellen Brandmauer"
Einen Königsweg gebe es bisher nicht und man wolle auf keinem Fall "Moralapostel" spielen, sondern durch die Debatte nur sensibilisieren. Es sei nachvollziehbar, dass beispielsweise eine soziokulturelle Spielstätte mehr Zeit und Personal investieren könne, als ein Ein-Mann-Betrieb im ländlichen Raum, um herauszufinden, inwiefern eine Gruppe zum rechten Spektrum gehöre und welche Äußerungen sie schon getätigt hat. "Wo fängt das Ganze an und wo hört es auf? Wie hoch muss die popkulturelle Brandmauer sein, die wir bauen sollten oder eben auch nicht?"
Extremismus in all seinen Facetten problematisch
Eine bayerweite Beratungsstelle zum Thema Rechts-und Linksextremismus speziell für Musikerinnen und Musiker, das sei sein Wunsch, so Bernd Stieber. Denn, auch das betont Stieber: Extremismus in all seinen Facetten sei ein Problem. So etwa auch der Antisemitismus oder eine mögliche Islamfeindlichkeit. Durch Gesprächsrunden wie diese hoffen die Veranstaltenden auf guten Austausch und neue Netzwerke. Und natürlich auf ein Wochenende voller Freude und Musik.
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