Elvis Atofaratihinter der Verkaufstheke
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Elvis Atofarati hinter der Verkaufstheke

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Oberbayerische Integrationspreise für beispielhafte Initiativen

Oberbayerische Integrationspreise für beispielhafte Initiativen

Vom Asylbewerber aus Nigeria zum Bäckerei-Filialleiter in Oberbayern – Elvis Atofarati ist in Freising wirklich angekommen. Seine Arbeitgeber haben einen der sieben Integrationspreise bekommen, die die Regierung von Oberbayern am Montag verlieh.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Regierung von Oberbayern hat am Montag Integrationspreise an sieben Initiativen verliehen. Sie würdigte damit das "außerordentliche Engagement zur Verwirklichung der Integration" und "Beiträge zu einem respektvollen gesellschaftlichen Miteinander". Zu den Preisträgern gehört auch die Freisinger Bäckerei und Konditorei Geisenhofer.

"Ich fühle mich als Teil der Gesellschaft"

Wenn Elvis Atofarati hinter der Verkaufstheke steht, ist er in seinem Element. Er freue sich jeden Tag, wenn er in die Arbeit komme, sagt der 40-Jährige aus Nigeria. Er schwärmt vom Kontakt mit den vielen verschiedenen Leuten und der Freude, ihnen auch gute Qualität verkaufen zu können: "Es ist für mich ein super Job."

2016 ist er als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Inzwischen ist er stellvertretender Verkaufsleiter aller fünf Läden der Bäckerei und Konditorei Geisenhofer, leitet eine Filiale in der Freisinger Innenstadt und ist dort bestens bekannt. "Ich fühle mich als Teil dieser Gesellschaft", sagt er.

100 Menschen aus 16 Ländern

Insgesamt arbeiten in dem Betrieb 100 Menschen aus 16 Ländern. Ob sie nun Migrationshintergrund haben oder nicht, spielt für Chefin Stephanie Geisenhofer eigentlich keine Rolle. Ihr Motto: "Es ist nicht wichtig, wo du herkommst, sondern wo du hin willst." Wer ins Team wolle, brauche einfach nur "Lust auf die Arbeitszeiten und auf die Materie" und darauf, mit Leuten und Lebensmitteln zu arbeiten. Was zähle, seien "die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede".

Bewerber können auch erst einmal ein Praktikum machen. In Gesprächen wird geklärt, welcher Bereich oder welche Arbeitszeiten am besten passen. Wenn jemand sich zum Beispiel primär für den Verkauf interessiere, aber die Sprachbarriere sei noch zu groß, könne er erst einmal in der Produktion unterkommen und dort zum etwa die nötigen Fachbegriffe erlernen, erklärt Stephanie Geisenhofer. Den Azubis stehen zudem "Ausbildungspaten" zur Seite, die bei Unklarheiten helfen.

Verwirrung um den "Haferkaffee"

Auch Elvis Atofarati hat seine Ausbildung ab 2018 in dem Betrieb gemacht. Fachbegriffe sind für ihn längst kein Problem mehr – und der bayerische Dialekt ebenfalls nicht. "Am Anfang war das für mich schon krass", erinnert sich der 40-Jährige. Er habe zum Beispiel nicht verstanden, warum jemand scheinbar "Haferkaffee" bestelle, weil er den Begriff "Haferl" einfach noch nicht kannte.

Längst ist er in Freising angekommen – in jeder Hinsicht. Kürzlich hat jemand sogar gesagt, dass er doch eventuell für den Stadtrat kandidieren könnte. Politik ist "supergut", findet Elvis Atofarati. Aber einsteigen will er trotzdem nicht: "Ich bin zufrieden – wirklich", versichert er lachend.

Weitere Preisträger auch in Starnberg und München

Ein weiterer Integrationspreis ging etwa an die Initiative "Raumgeben". Sie bringt im Landkreis Starnberg die Eigentümer leerstehender Wohnungen und anerkannte Geflüchtete zusammen. 80 Personen konnten somit bereits aus staatlichen Unterkünften ausziehen und in eigene vier Wände einziehen.

Interaktive Sprachlernspiele für zugewanderte Kinder hat das Münchner Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit entwickelt. In den ersten acht Monaten wurde die kostenlose App schon 45.000 Mal heruntergeladen. Insgesamt hat die Regierung von Oberbayern sieben Integrationspreise vergeben. Ausgewählt wurden die Preisträger unter 90 eingereichten Vorschlägen.

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