Eine tote Biene liegt im Sand.
Bildrechte: BR/Johanna Schlüter
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Nicht nur die Bienen sterben. In den nächsten Jahrzehnten könnten rund eine Million Arten aussterben.

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Ökosystem in Gefahr: Aktionen in Franken gegen Artensterben

Ökosystem in Gefahr: Aktionen in Franken gegen Artensterben

Am Mittwoch, dem "Tag der biologischen Vielfalt", betrauert die Umweltgruppe "Extinction Rebellion" ausgestorbene Arten und alle, die ihnen noch folgen werden. Gerät das Ökosystem aus dem Gleichgewicht, wird das auch dem Menschen gefährlich.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Bienen sterben an Seuchen und Giftstoffen, Korallenriffe leiden unter Hitze, Regenwälder fallen der Fleischproduktion zum Opfer. Bis zu einer Million Arten könnten laut Weltbiodiversitätsrat in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Das wirkt sich auf das gesamte Ökosystem aus – und damit auch auf uns. Am internationalen Tag der Artenvielfalt am 22. Mai setzen sich verschiedene Organisationen aus Bayern und Franken dafür ein, das Massensterben aufzuhalten.

Millionen Arten vom Aussterben bedroht

Biodiversität ist die Vielfalt aller Lebewesen, Lebensräume und Ökosysteme auf der Erde. Die gehe inzwischen allerdings laut Weltbiodiversitätsrat bis zu hundertmal schneller zu Bruch als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre. Zu schnell, denn in dem Tempo könne sich die Natur nicht wieder erholen. Der Rat zählt auf:

  • Die Hälfte der lebenden Korallen ist seit 1870 verschwunden.
  • Die weltweite Waldfläche beträgt nur 68 Prozent im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
  • 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche sind durch menschlichen Einfluss verändert.
  • Über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind in den letzten 300 Jahren verloren gegangen.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium nennt das "eine der globalen Krisen unserer Zeit".

Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina nennt etwa die Bebauung von Grünflächen, Monokulturen auf unseren Feldern und Pflanzenschutzmittel, die für Insekten giftig sind. "Das Hauptproblem ist insgesamt eine geänderte Landnutzung, die Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört", erklären die Forscher.

Warum ist Artenvielfalt wichtig?

Das ist ein Problem, denn die Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist wichtig, damit das Ökosystem funktioniert. Das liefert zum Beispiel Nahrung und regelt das Klima. Wenn Ökokreisläufe gestört sind, weil zum Beispiel Insekten aussterben, dann "wirkt sich das auf Vögel aus, die sich von diesen Insekten ernähren, aber auch auf die Bestäubung von Pflanzen und damit auf die Ernte" - am Ende also auf unsere Nahrungsmittelversorgung.

Rolle Rückwärts bei der Artenvielfalt?

Einigkeit herrscht darüber, dass die Menschen etwas tun müssen. Zugeständnisse für den Artenschutz bedeuten aber auch Verzicht in anderen Bereichen – in der Landwirtschaft zum Beispiel. Im November hat das EU-Parlament gegen einen Gesetzesentwurf gestimmt, der den Einsatz von Pestiziden hätte verringern sollen. Im März beschlossen die EU-Agrarminister dann, Umweltauflagen zu lockern – als Reaktion auf die europaweiten Bauernproteste. Dadurch soll vor allem die Pflicht, vier Prozent der landwirtschaftlichen Flächen zugunsten der Biodiversität stillzulegen, entfallen.

Und auch das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur konnte zuletzt mangels Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten nicht wie geplant verabschiedet werden. Die sogenannte "EU Nature Restoration Law" hat eigentlich zum Ziel, bis 2030 mindestens 20 Prozent der geschädigten Ökosysteme an Land und in den Meeren zu renaturieren. Konkret bedeutet das: Moore wieder vernässen, Wälder aufforsten, Flüsse wieder frei fließen lassen, aber auch mehr Grün in den Städten. Experten beobachten die Entscheidungen mit Sorge.

22. Mai als Mahn-Tag in Franken

Den Tag der Artenvielfalt nimmt die Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion" zum Anlass, um auf dem Ludwigsplatz in Nürnberg einen "Arten-Friedhof" zu errichten, erklärt sie in einer Pressemitteilung – samt Grabsteinen und Trauerreden. Die Gruppe fordert: Die Politik solle den "Notstand Artensterben" ausrufen und "Massentierhaltung herunterfahren, industriellen Fischfang einstellen und Pestizide bis 2030 stoppen".

Auch das Hauptzollamt Nürnberg meldet sich zu Wort. Zum Schutz der Tiere und Pflanzen wirkt der Zoll bei der Überwachung der Einhaltung artenschutzrechtlicher Ein- und Ausfuhrregelungen im Warenverkehr mit Drittstaaten mit. Rund 6.600 Tierarten und 34.300 Pflanzenarten unterliegen diesem besonderen Schutz. Artengeschützte Tiere und Pflanzen sowie daraus hergestellte Waren, die verbotswidrig ein- oder ausgeführt werden, würden von den Zollbehörden beschlagnahmt, heißt es in einer Mitteilung. Den Angaben zufolge wurden die Zöllnerinnen und Zöllner im vergangenen Jahr bundesweit knapp 1.300 mal fündig und beschlagnahmten 54.000 Tiere, Pflanzen oder daraus hergestellte Waren.

Der Bund Naturschutz (BN) Bayern nutzt den Tag der Artenvielfalt seinerseits, um ein Glyphosat-Verbot zu fordern. Das Unkrautbekämpfungsmittel wurde im Dezember von der EU-Kommission für weitere zehn Jahre zugelassen. Das Gift in Deutschland trotzdem zu verbieten, sei juristisch möglich, erklärt der BN. Schließlich sei im Koalitionsvertrag verankert worden, Glyphosat ab Anfang 2024 vom Markt zu nehmen. Das Landwirtschaftsministerium erklärt dazu: "Es lässt jede Pflanze absterben. Dadurch werden Pflanzen wie auch der Boden stark beeinträchtigt. Insekten, Vögeln und anderen Tieren wird ihre Nahrungsgrundlage entzogen. Die bekannten wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen dafür, dass Glyphosat der Artenvielfalt schadet."

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