Zwei Lkw und ein Pkw fahren durch den Ortskern von Altenmarkt.
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Rund 1.400 Lkw fahren pro Tag durch Altenmarkt an der Alz.

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Ortsumfahrung Altenmarkt: Notwendig oder nicht mehr zeitgemäß?

Ortsumfahrung Altenmarkt: Notwendig oder nicht mehr zeitgemäß?

1.400 Fahrzeuge rauschen an einem Tag durch Altenmarkt an der Alz im Landkreis Traunstein. Jetzt gehen die Pläne für eine Ortsumfahrung in eine entscheidende Runde. Viele Altenmarkter atmen auf, doch auch der Widerstand wächst.

Über dieses Thema berichtet: Oberbayern am .

Wenn Otto Wolf in der Hauptstraße in Altenmarkt aus dem Haus geht, zieht ein Lkw nach dem anderen an ihm vorbei. Einige der rund 1.400 Lkw pro Tag liefern Material für den nahen Chemiepark Trostberg. Viele nutzen die Bundesstraße B304 aber als reine Durchfahrt von München nach Salzburg.

Otto Wolf hat sein ganzes Leben an dieser Straße gewohnt. Seit Jahrzehnten kämpft der 65-Jährige für eine Ortsumfahrung. "Die Straße zerfrisst die Gemeinde. Wir haben fast keine Geschäfte des täglichen Bedarfs mehr an der Straße. Und der Verkehr führt zu gesundheitlichen Problemen".

Erste Pläne aus den 1970ern

Die ersten Pläne des Bundes für eine Umfahrung für Altenmarkt stammen aus den 1970er Jahren. Seitdem wurden verschiedene Trassenverläufe ent- und verworfen. 1998 hat Otto Wolf eine Bürgerinitiative gegründet, um Druck aufzubauen.

Ein paar seiner Mitstreiter von damals sind schon verstorben. Sie haben nicht miterlebt, wie die Planungen für die Umfahrung in diesem Jahr in eine entscheidende Phase gegangen sind. Das Planfeststellungsverfahren hat begonnen. Noch bis zum 16. März können Anwohner Einwände gegen die geplante Trasse formulieren.

Trasse zerschneidet landwirtschaftliche Flächen

Matthias Pöschl hat das gemacht. Der Bauer im Nebenerwerb stellt gerade den Hof seiner Eltern auf ökologische Landwirtschaft um. Kommt die Trasse wie aktuell geplant, führt sie mitten durch seine Weide. "Eine Weidefläche ist nicht eins zu eins austauschbar. Die betroffene Weide ist hofnah und mit direktem Zugang vom Stall".

Insgesamt werden für die Straße rund 32 Hektar Land versiegelt, rechnet das Bauamt Traunstein. Die Trasse würde durch das Alztal bei Trostberg, Wälder und Ackerflächen führen. Der Ortsverband Traunstein des Bayerischen Bauernverbands lehnt die Umfahrung deswegen ab. Genauso wie verschiedene Umweltverbände und die Stadträte von Trostberg und Traunreut.

"Pläne nicht mehr zeitgemäß"

Die Trasse sei nicht mehr zeitgemäß, das ist der Tenor. Besonders die Pläne für das Alztal stoßen den Gegnern sauer auf. 50 Meter hoch und runter würde die Straße führen, inklusive einer Kriechspur für Lkw und eines Damms zum Ausgleich der Steigung. "Klimapolitisch fatal", wettert Reinhold Schopf vom Umweltverband Alztal und Umgebung. "Allein durch die Überwindung dieser Höhenunterschiede werden pro Jahr 4.200 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt".

Wirtschaft für Ortsumfahrung

Im Chemiepark in Trostberg dürften die umtriebigen Gegner der Ortsumfahrung einige nervös machen. Das Unternehmen Alzchem betreibt den Chemiepark und schreibt dazu auf Anfrage: "Die Ortsumgehungen sind essentiell wichtig für viele Beteiligte. Als Industrie begrüßen wir prinzipiell einen Ausbau der Infrastruktur."

Auf die Arbeitsplätze im Chemiepark verweist Otto Wolf im Gespräch immer wieder. Ob er die Ortsumfahrung noch erlebt, weiß er nicht. Die Stadträte von Trostberg und dem nahen Traunreut haben sich inzwischen gegen die Trasse ausgesprochen. Genauso wie die angrenzende Gemeinde Palling. Letztlich ist die Ortsumfahrung aber Bundespolitik, umgesetzt von der bayerischen Staatsregierung und dem Bauamt Traunstein. Bei der Staatsregierung kann man nicht sagen, wie lange es bis zu einem möglichen Baubeginn noch dauert. Im Planfeststellungsverfahren werden jetzt erst mal alle Belange abgewogen.

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