Eine junge Frau schreibt eine Klausur.
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Die Petition einer Schülerin zur Abschaffung unangekündigter Leistungsnachweise in Bayern haben bisher mehr als 45.000 Menschen unterschrieben.

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Petition gegen Exen sammelt Tausende Unterschriften

Petition gegen Exen sammelt Tausende Unterschriften

Eine 17-jährige Schülerin hat eine Petition gegen unangekündigte Prüfungen an Bayerns Schulen gestartet. Bisher haben mehr als 45.000 Menschen unterschrieben. Die Gymnasiastin will die Petition Anfang April im Landtag einreichen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Die 17-jährige Gymnasiastin Amelie steht selbstbewusst am Rednerpult der Universität Bamberg. Sie und ihre Unterstützer haben zur Diskussionsrunde "Schluss mit Abfragen und Exen" geladen. Amelie besucht die 12. Klasse und kennt das ständige Gefühl der Alarmbereitschaft aufgrund unerwarteter Tests und Abfragen.

Diese persönliche Betroffenheit und der Wunsch nach einem angstfreien Bildungssystem haben sie motiviert, aktiv zu werden. Deshalb hat sie die Petition "Schluss mit Abfragen und Exen" im vergangenen Jahr gestartet. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich daraufhin gegen die Abschaffung von unangekündigten Leistungsnachweisen ausgesprochen. Seine Begründung: Bayern wolle bei der Bildung die Spitzenposition behalten. Eine Abschaffung würde "die Leistungsdichte verschlechtern".

Weniger Stress durch angekündigte Prüfungen

Unterstützt wird die 17-jährige Gymnasiastin Amelie aus Fachkreisen: Einige Lehrer, Schulpädagogen und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern sind für die Petition. Studien von Ludwig Haag – einem emeritierten Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik in Bayreuth – zeigen, dass Schüler entspannter sind und weniger Angst haben, wenn Tests angekündigt werden.

Auch Oliver Kunkel, Vorstand des Bayerischen Elternverbandes und Gymnasiallehrer, setzt sich für eine Prüfungskultur ein, die weniger Stress für Lernende mit sich bringt. Er mache seit Jahren keine unangekündigten Tests mehr. Dauerhaftes Lerntraining müsse weiterhin im Unterricht stattfinden, aber Schüler müssten mehr einbezogen werden und keine Angst davor haben, so Kunkel. Das würde zudem die Selbstverantwortung der Schüler stärken, betont der Gymnasiallehrer.

Schulen können selbst über Tests entscheiden

In Bayern gibt es bereits Schulen, die keine Exen mehr schreiben oder unangekündigt abfragen wollen. Das werde im Kollegium abgesprochen, so Markus Knebel, Schulleiter am E.T.A.-Hoffmann Gymnasium. An der Bamberger Schule wurden für die 12. und 13. Klassen unangekündigte Leistungsnachweise abgeschafft. "In der Konferenz war es so, dass eine Mehrheit für genau diese Maßnahmen in der Oberstufe war." Es habe aber auch kritische Stimmen gegeben, die es als wichtig empfanden, dass man kurzfristig Dinge lernt und auch prüft, um das kontinuierliche Lernen immer im Blick zu haben, sagt Knebel. In den unteren Stufen des Gymnasiums gibt es noch unangekündigte Leistungsnachweise.

Lehrerinnen und Lehrer können aber an bayerischen Schulen gemeinsam mit Schülern entscheiden, ob sie Exen schreiben wollen. "Wenn die Klasse mehrheitlich entscheidet, wir hätten gerne Stegreifaufgaben, dann werden sie geschrieben. In den meisten Fällen ist es aber so, dass die Schülerinnen und Schüler lieber angekündigte Leistungsnachweise als unangekündigte haben", so Schulleiter Knebel.

So wie Lasse Rother, Schüler der 9. Klasse am E.T.A.-Hoffmann Gymnasium. Er empfindet Exen als unangenehm und Stress auslösend. Diese Meinung teilt er mit seinen Klassenkameraden. Er hat die Petition bisher nicht unterschrieben, unterstützt aber die Idee. Der Gymnasiast findet, dass Stress eine weitverbreitete Krankheit des 21. Jahrhunderts ist und es falsch ist, diesen bereits bei jungen Menschen durch Exen zu fördern.

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Petition gegen Exen: Fast 50.000 Unterschriften gesammelt

Amelie kämpft weiter: Petition wird Anfang April übergeben

Bis jetzt hat die Gymnasiastin Amelie mit der Petition "Schluss mit Abfragen und Exen" mehr als 45.000 Unterschriften gesammelt. Lehrkräfte könnten darauf jetzt schon verzichten, einige tun es auch. Weil es aber nicht alle machen, brauche man eine bayernweite Regelung, findet die 17-Jährige und will nicht aufgeben. Für Anfang April plant die Gymnasiastin mit Schülern eine Demonstration in München und Nürnberg.

Am 8. April soll die Petition im Landtag übergeben werden. Wenn zahlreiche Schüler auf die Straße gehen, müsse die Politik darauf reagieren, so die 17-Jährige. Oliver Kunkel, Gymnasiallehrer und Vorstandsmitglied des Bayerischen Elternverbandes, glaubt jedoch trotz zahlreicher Unterschriften nicht, dass unangekündigte Tests schon im kommenden Schuljahr abgeschafft werden. Er hofft aber zumindest auf eine schrittweise Anpassung durch Lehrkräfte.

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