Junge Männer liegen während der Zeremonie zur Priesterweihe am Boden.
Bildrechte: Screenshot BR/Priesterseminar Herz Jesu Zaitzkofen

Symbolbild Priesterweihe

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Piusbruderschaft: Priesterweihen ohne Zustimmung des Bischofs

In Zaitzkofen im Landkreis Regensburg sind heute zwei junge Männer zu Priestern geweiht worden. Umstritten war die Zeremonie, weil der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sie als "unerlaubt" bezeichnet hatte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Im Priesterseminar der Piusbruderschaft in Zaitzkofen, einem Gemeindeteil von Schierling im Landkreis Regensburg, ist am heutigen Samstag die Priesterweihe von zwei jungen Männern vollzogen worden. Vorab war unklar gewesen, ob die ultrakonservative Piusbruderschaft die Weihe trotz eines Briefs des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer durchziehen wird. Voderholzer hatte in dem Schreiben die Weihe als "unerlaubt" bezeichnet. Sie wurde als Livestream im Internet übertragen.

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Voderholzer mahnte zur Achtung der Rechtsnormen der Kirche

Der Sprecher des Bischöflichen Ordinariats in Regensburg, Jakob Schötz, sagte dem BR-Studio Oberpfalz gestern auf die Frage, ob eine Antwort der Piusbrüder auf das Schreiben Voderholzers eingegangen sei, wörtlich: "Nein, davon ist mir nichts bekannt." Eine BR-Anfrage im Priesterseminar der Piusbrüder in Zaitzkofen blieb bisher unbeantwortet.

Bischof Voderholzer hatte der Piusbruderschaft in dieser Woche geschrieben, er sehe sich erneut genötigt, die Ordnung der Kirche zu schützen. Er hoffe, dass die Priesterbruderschaft sich künftig ehrlich bemühe, zur vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zurückzukehren. Dies erweise sich eben auch in der Achtung der Rechtsnormen der Kirche.

Piusbrüder lehnen Reformen aus den 60er-Jahren ab

Die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils aus den 1960er-Jahren ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der "Heiligen Römischen Kirche". Anfangs kirchlich anerkannt, entzog Rom der Gemeinschaft 1975 die kirchenrechtliche Zulassung.

Umstrittene Priesterweihe von zwei jungen Männern

Bei der umstrittenen Priesterweihe der Piusbruderschaft in Zaitzkofen war als Weihespender Bischof Bernard Tissier de Mallerais angekündigt. Geplant war die Weihe des 26-jährigen Josef Richtar aus Ostrau/Ostrava in Tschechien und des 29-jährigen Mate Kopacsi aus Kislöd/Ungarn. Der 78-jährige Franzose Tissier de Mallerais wurde noch von Marcel Lefebvre 1988 zum Bischof geweiht. Das führte zur Exkommunikation Lefebvres und der von ihm geweihten Bischöfe durch Papst Johannes Paul II.. Diese Exkommunikation wurde 2009 unter Papst Benedikt XVI. aufgehoben, obwohl Tissier de Mallerais den deutschen Papst kurz zuvor als "Häretiker" und "Modernisten" bezeichnet hatte.

Die Piusbruderschaft hat ihren internationalen Sitz in Menzingen im schweizerischen Kanton Zug. Die Deutschland-Zentrale ist im Stuttgarter Vorort Feuerbach, das Priesterseminar befindet sich in Zaitzkofen bei Regensburg.

In den ostbayerischen Bistümern Regensburg und Passau haben heute insgesamt vier junge Männer die Priesterweihe empfangen. Voderholzer weihte drei Männer im Regensburger Dom zum Priester, Bischof Stefan Oster im Passauer Dom einen Mann.

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