Zwar hat der Freistaat mit 3,8 Prozent immer noch die im Vergleich der Bundesländer niedrigste Arbeitslosenquote. Aber es sind eben doch 293.493 Arbeitslose und damit 32.505 mehr als vor einem Jahr. Hauptgründe dafür sind nach Einschätzung der bayerischen Arbeitsagenturen die allgemeine wirtschaftliche Lage und der Umbau der Industrie hin zu digitaler und CO2-armer Produktion: "Wir sehen, dass die sehr stark von der Metall- und Elektroindustrie geprägte bayerische Wirtschaft sowohl von der schlechten Konjunkturlage als auch von Transformationsprozessen betroffen ist, und das macht uns Sorge", sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz.
Automobilstandorte in fast allen Bezirken betroffen
Besonders deutlich wird das in Regionen mit hohem Anteil von Automobil- und Zulieferindustrie. So meldet die Stadt Schweinfurt mit 7,3 Prozent die bayernweit höchste Arbeitslosenquote. Von Zulieferern geprägt ist auch Oberfranken, wo die Zahlen in den Städten Coburg und Hof mit Quoten von 7,0 bzw. 7,1 Prozent ähnlich hoch sind. Am Automobilzuliefererstandort Amberg liegt die Quote zwar mit 6,1 Prozent noch niedriger. Allerdings hat die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Jahres um rund ein Viertel zugenommen. Ähnliches gilt für den Landkreis Rhön-Grabfeld und die Stadt Ingolstadt. Die hohen Quoten in den Städten Aschaffenburg (7,1) und Nürnberg (6,9 Prozent) lassen sich laut der Analyse der Arbeitsagenturen aber nur zum Teil mit Transformation und Konjunktur erklären.
Einen schnellen Ausweg für diese Städte und Kreise sieht Schmitz nicht. Den Vorschlag, mit einem Festhalten am Verbrennermotor den Wandel aufzuhalten, sieht der Agenturchef skeptisch. "Ich glaube nicht, dass es klug ist, wenn wir Technologieentscheidungen treffen." Das müsse man der Wirtschaft überlassen. "Das heißt, wir werden eher die Veränderung unterstützen." Das bedeute aus Sicht der Arbeitsagenturen, die Weiterbildung in den Betrieben zu fördern. Das Qualifizierungschancengesetz habe dazu gute Möglichkeiten geschaffen.
Arbeitsagentur: Politik sollte andere Branchen anwerben
Kommunen und Freistaat könnten nach Ansicht Schmitz' mittelfristig mit kluger Strukturpolitik helfen. Es gehe darum, in den betroffenen Regionen gezielt Unternehmen anderer Wirtschaftszweige anzuwerben, um nicht von einer Branche abhängig zu sein. Die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen könne außerdem helfen, Zukunftstechnologien wie neue Antriebstechniken an die Standorte zu bringen.
Vorbild Schwaben
Als Vorbild innerhalb Bayerns gilt vielen Arbeitsmarktexperten Schwaben. Dort sei die Mischung aus Industriebetrieben und Dienstleistungsunternehmen vielfältiger als im Rest Bayerns. Dementsprechend habe dort die Arbeitslosigkeit nicht so stark zugenommen. Im Vergleich der Regierungsbezirke steht Schwaben mit einer Quote von 3,4 Prozent aktuell am besten da. In sieben von neun Landkreisen liegt die Quote unter 3 Prozent. Bayernweit am besten steht aber weiterhin der oberbayerische Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit 2,3 Prozent da. Der Grund hier ist vor allem die Nähe zu München: Sehr viele Beschäftigte pendeln zum Arbeitsplatz in das Ballungszentrum.
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