Ein 33-jähriger Afghane muss sich seit heute wegen Brandstiftung und versuchten Mordes vor dem Landgericht Traunstein verantworten.
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Ein 33-jähriger Afghane muss sich seit heute wegen Brandstiftung und versuchten Mordes vor dem Landgericht Traunstein verantworten.

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Prozessbeginn: Mann setzt Flüchtlingsunterkunft in Brand

Er soll seine eigene Unterkunft angezündet haben: Ein 33-jähriger Afghane muss sich wegen Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft bei Reit im Winkl vor dem Landgericht Traunstein verantworten. Am ersten Prozesstag äußert er sich zu seinem Motiv.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Am Landgericht Traunstein hat heute der Prozess gegen einen 33-jährigen Afghanen begonnen, der Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Reit im Winkl im Landkreis Traunstein gelegt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, am 14. November 2023 die Unterkunft in Brand gesetzt zu haben, in der er auch selbst seit wenigen Monaten wohnte. Der ehemalige Gasthof direkt neben der Talstation der Winkelmoos-Seilbahn brannte daraufhin komplett aus. Im ersten Prozesstag ging es vor allem um das Motiv des mutmaßlichen Brandstifters.

Mitbewohner kann sich nur knapp retten

Wie aus der Verhandlung hervorging, hat der Afghane an zwei Stellen Feuer gelegt, obwohl er wusste, dass sich vier weitere Mitbewohner im Haus befanden. Ein Passant bemerkte gegen Mittag den Brand und verständigte die Feuerwehr. Beim Versuch, aus dem Gebäude zu fliehen, wurde ein Mitbewohner schwer verletzt. Er konnte sich nur noch über einen Sprung aus dem ersten Stock retten und erlitt dabei eine zweifache Wirbelfraktur. An dem ehemaligen Gasthof entstand ein erheblicher Sachschaden im hohen sechsstelligen Bereich. Der Angeklagte muss sich wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung und versuchten Mordes in vier Fällen verantworten.

Das Motiv: Wut?

Nach der Befragung des Richters wurde das Tatmotiv deutlich. Der Angeschuldigte gab an, schon am Vortag der Tat selbst die Polizei gerufen zu haben. Er habe damit gedroht, das Gebäude anzuzünden, wenn er nicht in eine andere Unterkunft verlegt werde. Die Polizei fand eine Colaflasche mit Brandbeschleuniger bei dem Mann, ergriff aber keine weiteren Maßnahmen. Am nächsten Tag beschloss der Mann, die Gemeinschaftsunterkunft anzuzünden. Dafür verschüttete er etwa zwei Liter Benzin im Eingangsbereich und in einem Zimmer. In dem Gebäude waren 15 bis 20 Bewohner untergebracht. Es befanden sich zum Tatzeitpunkt allerdings nur vier weitere Personen im Gebäude.

Als das Feuer außer Kontrolle geriet, bekam der Angeklagte nach eigenen Angaben Angst und versuchte seine Mitbewohner durch Rufe zu warnen. Wie sein Übersetzter schilderte, habe er nicht gewollt, dass das Feuer auch auf den Wohnbereich des Gebäudes übergreift und Personen zu Schaden kommen. Der Angeklagte stellte sich nach der Tat freiwillig der Polizei und sitzt seitdem in Untersuchungshaft in der JVA Traunstein.

Angeklagter schon länger im Landkreis Traunstein

Der 33-Jährige kam 2016 erstmals nach Deutschland und wurde im Landkreis Traunstein untergebracht. Nachdem sein Asylantrag mehrmals abgelehnt wurde, bekam er eine Duldung und durfte arbeiten, zuletzt als Servicekraft im Klinikum Traunstein sowie als Lackierer bei einer Autowerkstatt im Landkreis Traunstein. Während seiner Unterbringung in Reit im Winkl ging er keiner Tätigkeit nach. Er fand nach eigenen Angaben keine Arbeit.

Für die Verhandlung sind noch zwei weitere Termine angesetzt. Das Urteil könnte am 1. Juli fallen.

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