Die Angeklagten im Fall Alexandra R. im Gerichtssaal, Archivbild vom 04. Juni 2024.
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Die Angeklagten im Fall Alexandra R. im Gerichtssaal, Archivbild vom 04. Juni 2024

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Angeklagter im Fall Alexandra R.: Auf ein Bier mit der Polizei

Im Mordprozess um Alexandra R. aus Nürnberg berichtet ein ermittelnder Beamter von skurrilen Aussagen des Angeklagten Ugur T. Dieser störe sich an Formulierungen im Haftbefehl, nicht jedoch am Mordvorwurf. Zudem neige der Beschuldigte zur Kumpelei.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Im Prozess um die verschwundene Alexandra R. aus Nürnberg hat am Montag ein Ermittler der Soko "Hammer" ausgesagt. Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth erinnerte sich der Beamte an eine skurrile Szene während eines Haftbesuchs beim Angeklagten Ugur T. Dieser habe, als seine Frau ihn besuchte, sich über eine Formulierung in seinem Haftbefehl beschwert. Dort sei die Rede von der "professionellen Planung" des Mordes an Alexandra R. gewesen. Dabei störe ihn das Wort "professionell". Ansonsten sei der Haftbefehl in Ordnung, habe Ugur T. gesagt, so der Polizeibeamte in seiner Aussage.

Angeklagter will mit Polizisten Bier trinken gehen

Auch habe der Angeklagte bei der Übergabe des in dem Fall vorübergehend sichergestellten Jaguar mit den Polizisten gescherzt, ob das Auto nun verwanzt sei und ob Leichenspuren im Fahrzeug gefunden worden seien. Allgemein sei Ugur T. ein sehr zugänglicher, höflicher Mensch, der den Beamten meist freundschaftlich gegenübergetreten sei und gerne plauderte. So habe der Mordverdächtige zu dem Ermittler gesagt, sie hätten sicher Freunde werden können, hätten sie sich unter anderen Umständen kennengelernt. Vielleicht könne man im August mal ein Bier trinken, habe der Mann dem Beamten vorgeschlagen, wenn er wieder frei sei.

Allerdings habe Ugur T. auch geäußert, von dem Beamten enttäuscht zu sein. Im Vorhinein hatte der Mann nämlich darum gebeten, sollte er eines Tages festgenommen werden, von einem SEK-Einsatz in seinem Zuhause in Kalchreuth abzusehen. Er sei von einem früheren Einsatz der Spezialkräfte noch traumatisiert. Die Ermittler sollten ihn einfach anrufen und einbestellen, er würde dann zur Dienststelle kommen und sich festnehmen lassen. Diesem Wunsch konnten die Beamten allerdings nicht nachkommen, so der Zeuge.

Vermeintlicher Privatdetektiv erzählte Märchen

Bereits am Montagvormittag hatte unter anderem ein vermeintlicher Privatdetektiv ausgesagt. Dabei betonte der Zeuge jedoch, er habe weder in dem Fall ermittelt noch sei er sonst als Privatdetektiv tätig. Ein Bekannter habe ihm Bastian R., den Partner von Alexandra R., im Dezember 2022 in seiner Kampfsportschule in Schwabach vorgestellt. Dieser sei vollkommen aufgelöst gewesen, er habe dem Zeugen leidgetan. Deshalb habe er ihm immer wieder erfundene Geschichten erzählt, um ihn zu beruhigen.

Der Zeuge sowie sein Bekannter hätten befürchtet, Bastian R. könne selbst ermitteln und damit die Arbeit der Polizei stören. Deshalb habe er in zahlreichen Telefonaten Dinge erfunden, wie etwa, dass Alexandra R. noch am Leben sei und eine Spur nach Osteuropa führe. "Ich habe ihm nur erzählt, was er hören wollte, damit er ruhig bleibt", so der Zeuge. Gleichzeitig sei er von den zahlreichen Anrufen von Bastian R. genervt gewesen. Mehrere Wochen sei das wohl so gegangen, so der Zeuge. Eine Entlohnung habe er nie erhalten, sagte der 51-Jährige auf Nachfrage. "Das war alles ein 'Gschmarri', dass er Ruhe gibt."

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Alexandra R. von den Angeklagten Dejan B. und Ugur T. im Dezember 2022 entführt und getötet wurde. Der Prozess wird am Mittwoch, 19. Juni 2024, fortgesetzt.

Im Video: Spurensuche im Fall Alexandra R.

Alexandra R.
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Foto von der verschwundene Alexandra R.

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