In einer Fabrikhalle eines Recycling-Unternehmens in Ellingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen laufen Kunststoffplatten über ein Förderband in eine riesige Mühle. Normalerweise werden hier unter anderem Stoßstangen zerkleinert. Nun sind es Wahlplakate, die auf Wunsch eines Politikers ein neues Leben bekommen sollen.
Plakat-Schnipsel laufen in den Recycling-Kreislauf ein
In etwa fünf Millimeter großen Schnipseln kommen sie aus der Kunststoffmühle. Die Wahlplakate seien nur aus einem Material gefertigt, erklärt Harald Höglmeier von der Recycling-Firma Höglmeier Polymer-Tech in Ellingen, nämlich aus Polypropylen. Das sei relativ leicht zu recyceln. "Wir hatten am Anfang ein wenig Bedenken wegen der ganzen Farben, die die Plakate tragen. Aber das ist alles so produziert, dass man es auch vernünftig wieder dem Recycling-Kreislauf zuführen kann", sagt Höglmeier.
Wege suchen, aus Altem etwas Neues zu machen
Die Entwicklungsabteilung der Ellinger Recycling-Firma hat sich die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Amberg-Weiden mit ins Boot geholt. Der Leiter von Forschung und Entwicklung bei der Firma Höglmeier, Christoph Schmal, hat zusammen mit Tim Jüntgen an der OTH, unter anderem zuständig für Kunststoffverarbeitungstechnik, am Wahlplakat-Material getüftelt, damit es recyclebar wird. "Früher hat man gesagt: Daniel Düsentrieb, der einfach immer weitermacht. Der eben permanent versucht, auch Ausschüsse und Abfälle zu vermeiden, indem man eben den Weg sucht, was man daraus machen kann", vergleicht Schmal die Arbeit mit dem Kunststoff.
Schnipsel werden erhitzt - und neu geformt
Im besten Fall entsteht ein Kunststoffkreislauf, in dem das Material immer wieder verwendet werden könne – wie bei der PET-Flasche, erklärt Schmal. Den Wahlplakat-Schnipseln haben die beiden Kunststofffachmänner andere Stoffe zugemischt, die es ermöglichen, das Material weiterzuverarbeiten. Dann kann das neue Granulat in einer Spritzgussmaschine erhitzt und in eine andere Form gepresst werden. Dieses Prinzip könnte auf beinahe alle thermoplastischen Kunststoffe, also schmelzbaren Kunststoffe, angewandt werden.
Mehr Recyclingmaterial in Autos
"Seit 1950 bis heute sind etwa neun Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugt worden. Bei einer Weltbevölkerung von acht, neun Milliarden Personen bedeutet das im Prinzip, dass jeder Mensch auf dieser Erde so eine Tonne Kunststoff hat. Man kann so nicht weitermachen", betont Jüntgen von der OTH Amberg-Weiden.
Das Ziel müsse sein, Stoffkreisläufe hinzubekommen. "Dass also aus einem Wahlplakat im Idealfall wieder ein Wahlplakat wird", so Tim Jüntgen. Auch die Europäische Union will diese Entwicklung fördern. Die EU setzt darauf, Verpackungen zu vermeiden und auf die Kreislaufwirtschaft. So soll künftig zum Beispiel der Kunststoff in Autos zu 20 Prozent aus Recycling stammen. Bei den Wahlplakaten funktioniert der Kreislauf bereits. Die bekommen ein neues Leben - zum Beispiel als Kreisel.
Im Video: Ein zweites Leben für Wahlplakate
Kreisel und Frisbees aus Wahlplakaten
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