Eine Staustufe im Lech von einer Brücke aus fotografiert, Wassermassen rauschen in die Tiefe
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Nach der Renaturierung soll der Lech wieder deutlich breiter sein, Uferbefestigungen sollen nach und nach zurückgebaut werden.

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Renaturierung: Der Lech wird befreit - die Bürger reden mit

Renaturierung: Der Lech wird befreit - die Bürger reden mit

Der Lech war einmal ein Wildfluss. Am Ende des aufwändigen Projekts "Licca Liber" soll er wieder seinen ursprünglichen Charakter haben. Was das genau heißt, das sollen auch die Menschen am Fluss mitentscheiden. Heute startet eine Online-Umfrage dazu.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

    Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, WWA, ruft Bürger aus Gersthofen, Langweid, Rehling, Meitingen, Todtenweis und Thierhaupten dazu auf, sich an der Online-Befragung zur Gestaltung des Lechs zu beteiligen. An der Befragung zum Projekt "Licca Liber", übersetzt "freier Lech", kann man laut WWA auch teilnehmen, wenn man nicht in einer der genannten Kommunen wohnt, aber einen anderen Bezug zum Lech in diesem Abschnitt hat, zum Beispiel dort zur Arbeit pendelt oder sich für den Naturschutz engagiert.

Umfrage: Was für einen Lech wünschen sich Bürger?

    Bei der Online-Befragung (externer Link) geht es um den Planungsabschnitt III vom Einmündungsbereich der Wertach in den Lech bei Gersthofen bis zur Einmündung des Lechkanals bei Ostendorf. Menschen sollen mitteilen, wie sie den Zustand des Flusses einschätzen. "Zum Beispiel, ob sie denken, dass der Lech ein naturbelassener Fluss oder zu verbaut ist," sagt Johannes Meyer, Abteilungsleiter Planung und Bau beim WWA Donauwörth, der am Projekt "Licca Liber" beteiligt ist. "Außerdem werden sie danach befragt, wie oft sie an den Lech kommen und was sie dort in ihrer Freizeit machen."
    Die Leute sollen außerdem beschreiben, an welchen Stellen des Lechs sie sich gerne aufhalten. "Wir wollen von den Menschen auch wissen, was sie sich für den Lech in Zukunft wünschen", sagt Meyer. Die anonyme Umfrage geht bis zum 30. September 2024. Die Antworten werden laut Meyer sorgfältig analysiert und im Umsetzungskonzept zur Lech-Renaturierung beachtet.

"Licca liber" - ein äußerst aufwändiges Projekt

    Das Projekt umfasst vier Planungsabschnitte, Planungsabschnitt I reicht von von der Staustufe 23 bis zum Hochablass, laut Meyer ist er auf 20 Jahre angelegt. Bis "Licca Liber" abgeschlossen ist, werde es Jahrzehnte dauern. Ziel ist es, den Lech zu renaturieren, er soll möglichst wieder seinen ursprünglichen Charakter erreichen. Einst war er ein voralpiner Wildfluss, mit breitem Flussbett, ausladenden Kiesbänken und Auwäldern. Durch Eingriffe des Menschen wie Begradigungen, Kanalisierungen und Staustufen ist von diesem wilden Charakter wenig übrig geblieben.

Menschliche Eingriffe mit weitreichenden Folgen

    Die Eingriffe haben Folgen, sagt Patrizia Majowski, Rangerin für den Verein Lebensraum Lechtal: "Der Lech hat sich zu tief in sein Flussbett eingegraben, das Grundwasser ist deswegen gesunken. Fische, Insekten und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum, das Flusswasser kommt nicht mehr bis zu den Auen."
    Johannes Meyer vom WWA betont außerdem, dass der eingeengte und eingegrabene Lech nicht nur Auswirkungen auf Flora und Fauna hat. Der gesunkene Grundwasserspiegel wirke sich negativ auf die Wasserversorgung aus. Außerdem können Meyer zufolge Uferböschungen und flussnahe Bauwerke durch den eingetieften Lech instabil werden.

So soll der Lech wieder natürlicher werden

    Um den Zustand des Lechs zu verbessern, ist es wichtig, den Fluss zu verbreitern, sagt Meyer: "Der Lech ist beispielsweise im Planungsabschnitt I heute 80 Meter breit - früher waren es zwei Kilometer, mit einem weit verzweigten Gewässersystem, also verschiedenen Rinnen." Der Fluss soll wieder mehr Fließstrecke bekommen, das soll die Flusssohle stabilisieren. Damit der Fluss sich wieder selbst ausweiten kann, sollen Uferbefestigungen rückgebaut werden, sagt Meyer. Danach sollen dann auch die "Abstürze", also Querbauwerke im Fluss, die das Gewässer abbremsen, entfernt werden. So können Fische wieder frei wandern.
    Mit der Rückverlegung von Deichen sollen neue Flussauen und Nebenarme geschaffen werden. Außerdem soll unterhalb der Staustufe 23 am Mandichosee Kies zugegeben werden, so könnten wandernde Kiesbänke entstehen und die Fließstrecke werde dynamischer, so Meyer.
    Hubert Schuster vom Fischereiverband Schwaben betont, dass es wichtig sei, den Menschen klar zu machen, dass der Lech ein wertvoller Lebensraum ist, nicht nur ein Ort der Freizeitgestaltung. Wäre der Lech wieder mehr der Wildfluss, der er mal war, dann würden auch zahlreiche Insekten, Kleinstlebewesen und mit der Nahrung Fischarten wie der Huchen wiederkommen.

Im Video: Eine Chance für den Lech? 2034 laufen die Konzessionen der Kraftwerksbetreiber aus. Kann der Fluss naturnah umgestaltet werden?

Wie geht es mit dem Lech weiter?
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Wie geht es mit dem Lech weiter?

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