Nach langem Ringen, auch um "Feinheiten", wie der Betriebsratsvorsitzende Karl-Heinz König auf BR-Anfrage mitteilte, sind die Verträge zur Rettung des seit Dezember 2021 insolventen Rohrwerks Maxhütte am Montag "endlich" unterzeichnet worden. Investor ist die Mertex-Gruppe. "Wäre das heute nicht geschehen, dann hätte man den ganzen Betrieb über Nacht schließen müssen", so Udo Fechter von der IG Metall Amberg. Die Arbeiter hätten bereits Dienstagfrüh nicht mehr zur Arbeit kommen können. "Spitz' auf Knopf" und "in allerletzter Minute" beschreiben beide Männer die Situation. "Dass jetzt die Erleichterung kommt, liegt auch maßgeblich daran, dass Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung hier an einem Strang gezogen haben", so König.
Neuer Investor ist selbst Rohrhändler
Die britische Mertex-Gruppe verkauft Metalle und Rohre für Spezialanwendungen in die ganze Welt. Die Produkte aus Maxhütte werden bisher in der Automobilindustrie, auf Schiffen und auf Bohrinseln eingesetzt. Mit dem Kauf des Rohrwerks Maxhütte steigt Mertex nun auch in die Rohrproduktion ein. Wie genau die Zusammenarbeit zwischen dem neuen Eigentümer und dem Werk in Sulzbach-Rosenberg laufen soll, ist laut König noch nicht bekannt. "Es freut mich aber, dass der neue Investor das Werk sogar noch stärker als bisher auslasten will", so König.
Umbau zu grünem Rohrwerk ist nicht sicher
Ob die Gruppe aber die bisherigen Pläne eines grünen Rohrwerks mittragen wolle, ist unklar. "Wir wollen das aber bereits in den ersten Sitzungen auf den Tisch bringen", so König. Bei den aktuellen Gaspreisen sei der Schritt weg vom Hauptenergieträger Gas hin zu erneuerbaren Energien im Grunde alternativlos. Schließlich seien laut König die Gaspreise der Faktor gewesen, weswegen der Betrieb seit Dezember 2021 in die Insolvenz gehen musste. "Stahl ist eben ein energieintensives Geschäft. Das Rohrwerk Maxhütte verbraucht im Jahr in etwa so viel Energie wie Sulzbach-Rosenberg", sagte König bereits Mitte Juni in einem BR-Interview. Die Auftragslage sei weiterhin gut.
Sachwalter "sehr zufrieden"
Der vom Gericht bestellte Sachwalter für das insolvente Rohrwerk Maxhütte, Harald Schwartz, äußerte sich im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk "sehr zufrieden" mit der Rettung des Rohrwerks Maxhütte durch die britische Mertex. Der CSU-Landtagsabgeordnete sagte, es bestehe die Hoffnung, dass das Rohrwerk "langfristig Bestand hat".
Auch er erwähnte das von der Arbeitnehmerseite angestoßene Konzept "grünes Rohrwerk", wonach das Unternehmen durch erneuerbare Energien unabhängig von Gas und dessen Preisschwankungen werden soll. Der Betriebsrat sieht dadurch ein Einsparpotential von mehreren Millionen Euro jährlich. Schwartz nannte dieses Konzept im BR-Gespräch "sehr weit fortgeschritten".
Lob für Gewerkschaft
Zum Unternehmen Mertex, über das bisher wenig bekannt war, sagte Schwartz, dass vor der Unterzeichnung der Verträge Erkundigungen über das Unternehmen eingezogen wurden und er sicher sei, dass Mertex die Rettung des Rohrwerks Maxhütte schaffen könne. Im BR-Gespräch hob er besonders die Arbeit der IG Metall hervor. Deren Vertreter hätten sich bei der Rettung des Unternehmens ganz besonders stark engagiert.
Förderung durch das Bayerische Wirtschaftsministerium möglich
Auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zeigte sich erfreut über den Verkauf. Die Übernahme sei "ein industriepolitischer Erfolg" für Bayern. "Jetzt braucht das Werk ein langfristiges und tragfähiges Konzept. Eine wettbewerbsfähige Produktion bleibt angesichts der deutlich gestiegenen Energiepreise eine große Herausforderung", so Aiwanger.
Sollte sich der Investor für den - bisher in Deutschland einmaligen - Schritt hin zu einem grünen Rohrwerk entscheiden, sei eine Förderung durch das Bayerische Wirtschaftsministerium möglich. Ob die Förderung auch kommt, hänge dann von den weiteren Gesprächen ab, so das Ministerium.
Füracker: Traditionsbetrieb bleibt der Heimat erhalten
Der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU), selbst Oberpfälzer, begrüßt ebenfalls die Fortführung des Rohrwerks und freut sich, dass ein echter Traditionsbetrieb "unserer Heimat erhalten" bleibt. Das Rohrwerk Maxhütte sei ein wichtiger regionaler Arbeitgeber und wirtschaftliches Schwergewicht der Region, so Füracker.
Die neuen Inhaber bringen nach Angaben von Sachwalter und Gewerkschaft ein großes Auftragsvolumen in das Unternehmen ein und planen weitere Investitionen am Standort in Sulzbach-Rosenberg. Das Rohrwerk Maxhütte hatte im Dezember ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Nach Unternehmensangaben beliefert das Rohrwerk Maxhütte Kunden aus den Branchen Auto, Handel, Energie und Industrie. Der Umsatz liegt demnach bei rund 100 Millionen Euro.
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