Countdown im Schnee, knallende Sektkorken und buntleuchtende Raketen: Das ist hierzulande ein typischer Start ins neue Jahr. Mit frühherbstlichen Temperaturen und Oktoberfest-Stimmung in der Stadt bringt man das Neujahrsfest da eher weniger in Verbindung.
Doch jüdische Menschen in Bayern und in anderen Teilen der Welt begrüßen schon ab heute Abend das neue Jahr. In München findet deshalb auch wieder das traditionelle Schofar-Blasen am Jakobsplatz statt.
Willkommen im Jahr 5783
Wenn am Abend die Sonne untergeht, beginnt das Neujahrsfest Rosh haShana und damit das jüdische Jahr 5783. "Rosh haShana" (Hebräisch) bedeutet wörtlich übersetzt "Kopf des Jahres", damit ist also der Beginn des Jahres gemeint. Das Neujahrsfest leitet die sogenannten zehn Bußtage ein, die im Festtag Jom Kippur - dem höchsten jüdischen Fest - gipfeln.
In Deutschland und in den meisten anderen Ländern der Erde feiern die Menschen Neujahr immer am 1. Januar. Bei Rosh haShana ist das aber etwas anders: Es findet immer 163 Tage nach dem ersten Tag des Pessach-Festes statt und da sich Pessach nach dem Mond richtet, hat folglich auch das jüdische Neujahrsfest keinen festen Tag im Kalender.
Neujahr zwischen Anfang September und Anfang Oktober
Der Beginn des jüdischen neuen Jahres ist immer der erste Tag des Monats "Tischri". Das kann irgendwann zwischen 5. September und 5. Oktober sein. Letztes Jahr ist der erste Tag des neuen Jahres auf den 7. September gefallen. Heuer ist knapp drei Wochen später, der 26. September. Und da die jüdischen Feiertage immer am Vorabend des eigentlichen Festes beginnen, wird eben schon heute Abend auf das neue Jahr angestoßen.
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Äpfel, Honig und süße Speisen
An Rosh haShana ist es Tradition, beim festlichen Essen ein Stück Apfel in Honig zu tauchen. Das neue Jahr soll schließlich "gut und süß" sein. Man wünscht sich dann "Rosh ha-Shana tov", also einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ein Granatapfel darf bei einer traditionell gedeckten Festtafel dann auch nicht fehlen, denn er symbolisiert das Leben. Die guten Taten im neuen Jahr sollen so viele sein wie die Fruchtkerne. In vielen Kulturen gilt der Granatapfel außerdem als Zeichen der Fruchtbarkeit und Vollkommenheit.
Schofar-Blasen am Münchner Jakobsplatz
Zu den wichtigsten Gebräuchen gehört neben dem Wein und den süßen Speisen auch das Schofar-Blasen im Gottesdienst. Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) lädt auch in diesem Jahr wieder die Münchnerinnen und Münchner ein, beim öffentlichen Blasen des Widderhorns (hebr. "Schofar") auf dem St.-Jakobs-Platz teilzunehmen. Beginn ist am Montag, 26. September, um 13.15 Uhr. Kommen darf jeder, der sich dafür interessiert.
"Unsere gute Tradition, das Schofarblasen mit der ganzen Münchner Stadtgesellschaft zu teilen, wollen wir auch in diesem Jahr fortsetzen", sagt IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch.
Äthiopier starten im September ins Jahr 2014
Neujahresfeiern im Sommer oder Frühherbst, beziehungsweise "mitten in unserem Jahr", gibt es übrigens nicht nur bei den Juden. Auch die Kopten, die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten, feiern ihr Neujahr im Spätsommer, und zwar am 11. September.
Vor zwei Wochen hat deshalb für die rund 100 Millionen Menschen in Äthiopien ebenfalls ein neues Jahr begonnen, denn das afrikanische Land hat seine Zeitrechnung dem koptischen Kalender angepasst. Der liegt gegenüber dem gregorianischen um etwa sieben Jahre und acht Monate zurück. Äthiopier sind also am 11. September erst in das Jahr 2014 gestartet.
Nächstes islamisches Neujahr im Juli 2023
Das islamische Jahr beginnt auch im Sommer, und zwar im Monat Muharram. Da soll Mohammed von Mekka nach Medina geflohen sein. Nach christlicher Zeitrechnung war das im Jahr 622, also begann im Juli 2022 das 1444. islamische Jahr. Das nächste Neujahr in islamischer Zeitrechnung ist dann wieder am 18. Juli 2023.