Das Philologicum der Ludwig-Maximilians-Universität in München (Archivfoto).
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Run auf Lernplätze: Lange Schlangen vor dem Philologicum der LMU

Der Ansturm ist riesig, die Plätze sind rar: Das Philologicum ist die beliebteste Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wer einen Lernplatz ergattern möchte, muss früh da sein. Warum das manche Studierenden sogar gut finden.

Jeden Morgen um kurz vor acht Uhr bildet sich vor dem Eingang des Philologicums in München eine lange Schlange. Sie windet sich um Häuserecken und reicht zum Teil bis weit in die Schellingstraße hinein. Doch das Philologicum ist nicht etwa ein schicker neuer Szeneklub – es ist die Bibliothek für Sprach- und Literaturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität.

In den sozialen Medien, vor allem auf TikTok, posten gerade viele Nutzer Videos und beschreiben ihre Erfahrungen, einen der beliebten Leseplätze zu bekommen. So wird der Ansturm morgens um acht Uhr vor den Türen des Philologicums auf TikTok mit "Festivalmoshpits" verglichen - das ist ein Kreis, der sich meist bei Metal- oder Punkkonzerten vor der Bühne bildet und in den im passenden Moment des Liedes alle Beteiligten hineinspringen, sich gegenseitig anrempeln und stoßen.

Warum ist das Philologicum bei Studierenden so beliebt?

Wenn man bei den Studierenden nachfragt, ist das Philologicum mit Abstand die beliebteste Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Hugo, Johannes und Isabella studieren BWL und sind vor allem von der guten Ausstattung der Arbeitsplätze überzeugt: "Man hat eigene Steckdosen überall, auf jedem Stockwerk Toiletten und ein Licht am Arbeitsplatz." Das ist nicht bei allen Bibliotheken der LMU der Fall. "In der Geologie-Bibliothek muss man zum Beispiel immer ganz nach unten laufen, wenn man auf die Toilette muss."

600 Plätze – aber auch fachfremde Studierende kommen

Mit dem Beginn der Klausurenphase ist nun auch der tägliche Wettlauf um die beliebten Bibliotheksplätze eröffnet. Insgesamt 14 Fachbibliotheken gibt es an den Standorten der LMU, eigentlich genug Auswahl, aber der Hype auf die Lernplätze im Philologicum bleibt groß. Insgesamt gibt es dort 600 Lernplätze auf rund 6.000 Studierende der Sprach- und Literaturwissenschaften.

Doch es kommen auch fachfremde Studierende in das Philologicum – zum Teil auch von anderen Münchner Universitäten. Mareike, Johanna und Niklas studieren Umweltingenieurswesen – eigentlich an der Technischen Universität München (TUM). Zum Lernen kommen sie trotzdem jeden Tag her: "Weil man hier seinen eigenen Lernplatz hat. Bei der TUM sind das meist eher große Lerntische mit mehreren Studierenden."

Universität: "Normaler Peak zur Klausurenphase"

Bei der Universitätsleitung ist der Hype um das Philologicum bekannt. "Die Bibliothek ist noch relativ neu und dementsprechend schick", sagt Katrin Röder, Pressesprecherin der LMU. Allerdings sei der Ansturm der "ganz normale Peak zur Klausurenphase", den die Bibliotheken derzeit erleben. "Kopfzerbrechen bereitet uns das nicht", so Röder. Es gäbe zudem ein Reservierungssystem per App, das Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaften für das Philologicum nutzen können. Fachfremde Studierende haben auf das Reservierungssystem keinen Zugriff. Für alle anderen gilt: "Früh sein!"

Die Ludwig-Maximilians-Universität plant hinsichtlich des Ansturms auf das Philologicum vorerst keine weiteren Maßnahmen.

Wer früh kommen muss, fängt auch früher mit dem Lernen an

Das frühe Aufstehen, um sich einen Lernplatz zu sichern, nervt manche Studenten. Man kann es aber auch positiv sehen, sagt BWL-Student Hugo im Gespräch mit BR24: "Mir hilft das auch so ein bisschen, um mich selbst zu zwingen, früh mit dem Lernen anzufangen." Andere Studenten sehen das ähnlich, einziges Problem: "Es wird so viel gedrängt, sodass nicht immer die als Erstes reinkommen, die auch als Erstes da sind." Wenn um acht Uhr die Türen des Philologicum aufgehen, herrscht meist erstmal Gedränge und Schubserei. TUM-Studentin Mareike erzählt im Gespräch mit BR24: "Letztens hat es sogar fast eine Schlägerei deshalb gegeben."

Als Reaktion auf den Andrang bittet das Personal vor der Türöffnung nun meistens darum, sich geordnet anzustellen, berichten einige Studenten. Vor den meisten Nachtclubs gibt es dafür eine ganz pragmatische Lösung: Die Besucherreihe wird durch eine Absperrung geordnet eingelassen. Wer drängelt, darf nicht hinein – zumindest hier könnte sich die LMU noch etwas von der Clubszene abschauen.

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