Strommast mit Brandspuren
Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Mit einem Brandanschlag auf diesen Strommast wurde die Tesla-Fabrik in Brandenburg tagelang außer Betrieb gesetzt.

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Sabotage kritischer Infrastruktur – wie Bayern vorbereitet ist

Strom, Internet, Verkehr: Nach dem Anschlag auf eine Stromleitung mit schweren Folgen für das Tesla-Werk in Brandenburg steht kritische Infrastruktur im Fokus öffentlichen Interesses. Wie schützen sich Versorger und Firmen in Bayern vor Sabotage?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Anschlag auf eine Stromleitung in Brandenburg zeigt, wie vulnerabel kritische Infrastruktur ist: Er legte das Teslawerk in Brandenburg für eine Woche lahm. Auch Haushalte waren betroffen.

BKA-Chef Holger Münch forderte im ARD-"Bericht aus Berlin", die kritische Infrastruktur besser zu schützen. Welche Maßnahmen ergreifen Firmen in Bayern, um solche Fälle zu verhindern oder abzufedern?

Lebensgefahr: Bei Sabotageversuch droht Spannungsüberschlag

Grundsätzlich ist zu sagen: Auch für Täter selbst ist ein Sabotageversuch riskant und kann schnell tödlich enden. Der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber Tennet rät deshalb: Finger weg. Egal ob Freileitung oder Erdkabel, eventuelle Saboteure bringen sich selbst in höchste Lebensgefahr, warnt eine Sprecherin: "Bei zu geringem Abstand kann es zu einem Spannungsüberschlag kommen."

Für ausgefallene Leitungen gibt es normalerweise Ersatz

Kommt es zu einem Ausfall, gilt bei Hoch- und Höchstspannungsleitungen das Redundanz-Prinzip: Eine zweite Leitung kann dann einspringen. Das ist auch beim Netzbetreiber Bayernwerk der Fall. Laut einem Sprecher gibt es Notfallpläne für verschiedene Szenarien.

Wie diese aussehen, bleibt vage. Denn zu ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen gegen Sabotage machen die Netzbetreiber grundsätzlich keine Angaben – aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen.

Baggerfahrer richten mehr Schaden an als Saboteure

Die Stromversorger haben Erfahrung damit, bei Störungen schnell zu reagieren, betont der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Das zeige sich auch in alltäglicheren Fällen jenseits von Anschlägen und Sabotage.

Etwa, wenn Bagger versehentlich Leitungen durchtrennen, sagt VBEW-Geschäftsführer Detlef Fischer. Die Frage, ob ein Fall wie bei Tesla auch in Bayern vorkommen könne, beantwortet er so: "Dass ein Werk jetzt eine Woche lang ohne Strom war, ist mir jetzt in Bayern nicht bekannt."

Zahlen der Bundesnetzagentur (externer Link) zeigen: Der Strom fällt in Bayern statistisch gesehen nur für 10,5 Minuten pro Jahr aus. Damit seltener als im Bundesdurchschnitt (12,2 Minuten) und deutlich seltener als in Brandenburg (19,2 Minuten). Die deutsche Stromversorgung als Ganze gilt im internationalen Vergleich als sehr zuverlässig, in den vergangenen Jahren haben sich die Werte tendenziell weiter verbessert.

Internetstörungen gibt es "täglich"

Auch Daten- und Telefonleitungen gehören zur kritischen Infrastruktur. Ein prominenter Sabotagefall ereignete sich 2022 in Manching im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm: Bei dem spektakulären Golddiebstahl im örtlichen Kelten- und Römermuseum durchtrennten die Täter in einem regionalen Knotenpunkt der Deutschen Telekom mehrere Glasfaserkabel, um die Alarmanlage außer Gefecht zu setzen. In der Folge hatten 13.000 Haushalte und Firmen in der Region für einige Stunden kein Internet und kein Telefon mehr.

Ein Telekom-Sprecher sagt auf BR-Anfrage, die Zahl solch mutwilliger Beschädigungen von Infrastruktur sei sehr klein. Und genauso wie beim Stromnetz: "Die Ursache von beschädigter Infrastruktur ist sehr viel öfter ein Bagger als ein Saboteur oder eine Saboteurin. Beispiele dafür gibt es täglich." Entsprechend sei es auch Alltag, solche Schäden zu beheben.

Bahn jagt Saboteure mit Drohnen und Wärmebildkameras

Auch die Deutsche Bahn wird immer wieder zum Ziel von Sabotageakten. Meist außerhalb Bayerns, aber im vergangenen Oktober auch in Oberbayern: Der Zugverkehr zwischen Tüßling und Mühldorf war wegen eines angezündeten Kabelschachts an der Bahnlinie über Stunden lahmgelegt.

Eine Bahn-Sprecherin erklärt auf BR-Anfrage, es sei nicht möglich, das rund 34.000 Kilometer lange Streckennetz der Deutschen Bahn flächendeckend und lückenlos zu überwachen. Und das, obwohl viel Sicherheitspersonal im Einsatz ist: 4.300 Sicherheitskräfte der DB, 5.500 Beamte der Bundespolizei.

Zusätzlich sollen künftig mehr als 500 mobile "Präsenz- und Präventionsstreifen" der Bahn eingesetzt werden. Verstärkt setze der Konzern auch auf den Einsatz von Technik: Videoüberwachung, Trittschallsensoren und Wärmebildkameras. Zudem überfliegt die Bahn besonders sensible Strecken regelmäßig mit Drohnen.

Bei Digitalisierung hat die Bahn noch viel zu tun

Damit einzelne brennende Kabelschächte künftig nicht mehr so große Auswirkungen haben können, will die Deutsche Bahn künftig auch mehr Redundanzen in ihrem Netz aufbauen. Dazu sollen freie Kapazitäten im bestehenden Kabelnetz genutzt werden und eventuell auch neue Kabelverbindungen gelegt, heißt es. Allerdings schiebt die Deutsche Bahn seit Jahren ohnehin einen Berg wichtiger Bauvorhaben bei der Digitalisierung ihrer Strecken vor sich her.

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