Dem Pflegeheim in der Ebnerstraße in Augsburg wurde ein Ultimatum gesetzt: Wenn die Einrichtung nicht bis Samstag nachweisen kann, dass genügend Pflegefachkräfte vor Ort sind, würden auch die verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner in andere Einrichtungen verlegt und das Seniorenheim geschlossen. Das sagte Augsburgs Gesundheitsreferent, Reiner Erben (Grüne), am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Aushilfe: Italienische Pflegehelfer und Freiwillige
Im Moment würden freiwillige Fachkräfte aushelfen. Die Heimleitung habe zudem Pflegehelfer aus Italien im Einsatz. Deutsch sprechen sie laut Stadt nicht. Noch sei etwa die Hälfte der ursprünglich 120 Bewohner im Pflegeheim. Manche wollen offenbar auch nicht gehen.
Verlegung nach Überprüfung der Hygienemaßnahmen
Nach einem Corona-Ausbruch wurden dort nach Angaben der Stadt Hygienemaßnahmen überprüft. Bereits am Mittwoch wurden 17 Personen aus dem Heim in andere Einrichtungen verlegt. Die Verlegung weiterer Bewohnerinnen und Bewohner wurde vorbereitet. Eine Person sei wegen einer akuten Erkrankung ins Krankenhaus gebracht worden.
Wenig Personal und Corona-Infektionen
Die Pflege in dem Heim sei nicht mehr gewährleistet, zumal es auch beim Personal etliche Corona-Fälle gebe, hieß es von Seiten der Stadt. Amtsarzt Thomas Wibmer sagte auf Nachfrage, dass Corona nicht der alleinige Grund für die Verlegung sei. "Nachdem das Personal dort so auf Kante ausgelegt war und jetzt plötzlich gar keins mehr da ist, geht es halt nicht mehr", so Wibmer.
Güller fordert, bei Verlegungen genau hinzuschauen
Der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller hat die Verlegung von Bewohnern des Pflegeheims in der Ebnerstraße begrüßt. "Es scheint mir ein Fortschritt zu sein, dass jetzt endlich gehandelt wird", erklärte Güller. Er kritisierte allerdings, die behördliche Begründung der Verlegung mit corona-bedingten Personalausfällen. Dies finde er "etwas fadenscheinig und fragwürdig", so Güller. Der Abgeordnete forderte zudem, sich genau anzuschauen, wohin die Bewohner des Augsburger Heims nun verlegt wurden.
Unangekündigte Kontrolle Ende Januar
Güller hatte in dieser Woche eine Anfrage an das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gestellt. Aus der Antwort geht hervor, dass das Pflegeheim in der Ebnerstraße nach den unangekündigten Kontrollen im Mai und im Oktober des vergangenen Jahres am 31.01.2022 erneut unangekündigt kontrolliert wurde. Die Antwort des Ministeriums enthält keine detaillierte Aufstellung von Mängeln. Die Rede ist aber unter anderem von " erheblichen Mängeln im Bereich des Wundmanagements" deren Behebung angeordnet worden sei.
Heimleitung bestritt Pflegemängel
Recherchen des Bayerischen Rundfunks hatten zuvor erhebliche Missstände in dem Heim festgestellt. Die Heimleitung hatte dazu damals angegeben, dass es nicht stimme, dass in der Einrichtung Pflegemängel herrschen. Im Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen hat der BR erneut um eine Stellungnahme gebeten.
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