Safer Sex schützt vor HIV und Co
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Kondome schützen vor Geschlechtskrankheiten

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"Schützt euch!" – Geschlechtskrankheiten nehmen zu

Im Vorfeld zur Welt-Aids-Konferenz meldet das Robert-Koch-Institut einen leichten Anstieg von HIV-Neudiagnosen in Bayern. Auch die hohe Zahl von Syphilisinfektionen zeigt: Sexuell übertragbare Krankheiten nehmen zu. Infektiologen mahnen zur Vorsicht.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Achtloser Sex gefährdet die Gesundheit. Die Erreger von Krankheiten wie Aids oder Syphilis werden beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Weltweit beobachten Infektiologen eine Zunahme an Erkrankungen, die beim intimen Austausch über Körperflüssigkeiten übertragen werden. So steigen bei Gonorrhoe (Tripper) nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahlen, weltweit registriert sie 87 Millionen Fälle.

Zu große Sorglosigkeit beim Sex

Ein möglicher Grund für steigende Infektionsraten sind Dating-Apps für schnelle Sextreffs. Riskantes Sexualverhalten und häufiger Partnerwechsel erhöhen die Ansteckungsgefahr. Nach einem leichten Rückgang der Infektionszahlen während der Corona-Shutdowns sind die gemeldeten Fälle sexuell übertragbarer Krankheiten wie Gonorrhoe (Tripper) oder Chlamydien laut Robert-Koch-Institut (RKI) auch deutschlandweit gestiegen. Bei Syphilis haben sich die Fälle seit 2010 sogar verzehnfacht.

Bayern: Mehr Syphilisfälle

Mit 1.449 Syphilis-Fällen wurde 2023 auch im Freistaat ein neuer Höchststand erreicht. Dr. Tobias Oliveira-Weismantel von der Münchner Aids-Hilfe sieht einen möglichen Grund: "Wir haben inzwischen ein Medikament, das gut vor einer Infektion mit HIV schützt, die sogenannte PrEP, also Prä-Expositions-Prophylaxe. Der ein oder andere wird da vielleicht etwas leichtsinniger."

Syphilis, Gonorrhoe oder Chlamydien verursachen zunächst unspezifische Beschwerden. Darum ist es besonders wichtig, nach ungeschütztem Sex auf scheinbar unbedeutende Hautveränderungen wie Bläschen und besonders auf wunde Stellen zu achten.

Ein kleines schmerzloses Geschwür am Genital kann eine Syphilis im Anfangsstadium anzeigen. Ein nicht juckender fleckiger Ausschlag weist auf eine fortgeschrittene Syphilis hin. Das Symptom, erst Wochen nach der Infektion, kann aber wieder abklingen. Sind die Erkrankungen bereits fortgeschritten, drohen gefährliche Verläufe wie die Entzündung des Zentralen Nervensystems. Eine unbehandelte Syphilis endet tödlich.

Geschlechtskrankheiten verlaufen oft schleichend

Prof. Johannes Bogner, Leiter der Klinischen Infektiologie an der Klinik der Universität München erklärt: "Eine HIV-Infektion kann z. B. mit Fieber und einer Rachenentzündung beginnen, die von selbst auch wieder abklingt." Das tödlich verlaufende Stadium einer HIV-Infektion ist Aids. Etwa 95.000 HIV-positive Menschen leben aktuell in Deutschland, dank Therapie erkrankt die Mehrzahl nicht mehr an Aids und gibt das Virus auch nicht weiter.

Nach ungeschütztem Sex ist es wichtig, im Zweifelsfall dennoch ärztlichen Rat einzuholen. Prof. Johannes Bogner: "Warnzeichen auf eine Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten können beim Mann kleine Eitertropfen beim Wasserlassen sein und vermehrter Ausfluss bei der Frau. Das sind Hinweise auf eine Gonorrhoe." Ohne Behandlung verursacht das Bakterium Entzündungen und Unfruchtbarkeit.

Zu wenig Aufklärung an Schulen

"Ich wünsche mir, dass wir emotionsfrei Information verbreiten", betont Infektiologe Bogner. Geschlechtskrankheiten seien schambehaftet. Er kritisiert: Im Schulunterricht sei die hochansteckende Syphilis kaum ein Thema. Jugendliche könnten das Risiko von ungeschütztem Sex mit wechselnden Partnern nicht richtig einschätzen.

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention erklärt auf BR-Anfrage, Prävention und Aufklärung würden seit langem gefördert. Das umfasse die Gesundheitsämter, Aids-Beratungsstellen und die Aids-Hilfe in Bayern. In den vergangenen 15 Jahren seien für HIV-Maßnahmen 56 Millionen Euro bereitgestellt worden. Gesundheitsministerin Judith Gerlach: "So haben wir beispielsweise die bayerischen HIV-Testwochen massiv ausgebaut. Aktionswochen, etwa unter dem Motto "Test jetzt!" sollen die Bevölkerung auf Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis aufmerksam machen." Im vergangenen Jahr wurden demnach zahlreiche Aktionen in ganz Bayern umgesetzt, zur Stärkung der Aufklärung sowie zur Erhöhung der Testbereitschaft und Testquote.

Die Münchner Aids-Hilfe fordert nun Drogenkonsumräume in Bayern, die eine Ansteckung über Spritzen verhindern.

In Oberfranken fehlt laut Florian Siekmann (Bündnis 90/Die Grünen) eine Schwerpunktpraxis für HIV. Ganz Ostbayern habe nur zwei, in Regensburg und Landshut. Die Versorgung mit Testangeboten oder die Bezugsmöglichkeit für PreP-Medikamente, die vor Aids schützen, sei nicht überall gegeben. Siekmann kritisiert außerdem: "Die Daten sind nicht vollständig. Zahlen zu Gonorrhoe und Chlamydien fehlen. Für einen Teil der bedenklichen Entwicklung ist die Staatsregierung blind."

Kondome und Tests sind wichtig

Der Infektiologe Johannes Bogner appelliert besonders an junge Menschen, beim Sex achtsamer zu sein: "Schützt euch! Wenn ihr ungeschützt Verkehr habt, rechnet damit, dass euer Partner etwas übertragen kann, auch wenn er keine Symptome hat." Nach riskanten sexuellen Begegnungen und Geschlechtsverkehr ohne Kondom sind Tests ratsam. "Niemand muss Angst haben vor einem Test, damit schütze ich mich und andere", betont Oliveira-Weismantel.

Vorsorge ist wichtig, ein Impfstoff schützt vor den sexuell übertragbaren Humanen Papillomviren (HPV), die langfristig Krebs auslösen können, dazu ist eine Standardimpfung für Hepatitis-B empfohlen. Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien sind mit Antibiotika gut behandelbar. Je früher die Therapie beginnt, umso besser.

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