Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
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Selenskyj will den Krieg 2025 durch Diplomatie beenden

Selenskyj will den Krieg 2025 durch Diplomatie beenden

Der ukrainische Präsident will alles tun, damit der Krieg mit Russland im kommenden Jahr endet - und zwar "auf diplomatischem Weg", sagte er in einem Interview. Selenskyj kann sich Gespräche mit Russland vorstellen – unter bestimmten Vorzeichen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt eine Beendigung des Krieges mit Russland im kommenden Jahr an. "Unsererseits müssen wir alles tun, damit dieser Krieg nächstes Jahr endet", sagte Selenskyj in einem am Samstag ausgestrahlten Interview im ukrainischen Radio. In der jetzigen Lage sei zu erwarten, dass Verhandlungen für die Ukraine schlecht ausgehen würden. "Wir müssen ihn mit diplomatischen Mitteln beenden", fügte er hinzu.

Bedingung: Nicht allein mit Russland

Selenskyj verwies in dem Interview auf die "wirklich komplizierte" Lage an der Front in der Ostukraine, wo die russische Armee seit Monaten vorrückt. Auf die Frage nach Vorbedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen mit Russland sagte Selenskyj, solche Gespräche seien nur möglich, wenn die Ukraine dabei "nicht allein mit Russland" und in einer "starken" Position sei. "Wenn wir nur mit Putin reden, nur mit einem Mörder" und die Ukraine vorher nicht "gestärkt" werde, könne sie in solchen Verhandlungen nur "verlieren", sagte Selenskyj.

Der russische Präsident Wladimir Putin wolle aber "überhaupt keinen Frieden", so Selenskyj. Für die Führung in Moskau sei es bequem, sich an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln, während die Kämpfe weitergingen.

Selenskyj hofft auf westliche Verbündete

Um die Verhandlungsposition der Ukraine zu stärken, hofft Selenskyj auf die westlichen Verbündeten. In seinem "Siegesplan", den er im Oktober vorlegte, war die Rede von "echter Diplomatie" aus einer Position der Stärke heraus. Der aus fünf Punkten bestehende Plan beinhaltet die Forderung einer Einladung ins westliche Militärbündnis Nato noch während des Krieges. Zudem soll die Ukraine massiv aufgerüstet und Russland mit stärkeren Sanktionen belegt werden.

Selenskyj hatte seit Beginn der großangelegten russischen Invasion immer wieder erklärt, es könne keinen Frieden geben, bis nicht alle russischen Soldaten von ukrainischem Boden vertrieben und alle von ihnen eroberten Gebiete zurückgegeben seien. Dazu gehöre auch die bereits 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Eine Rückkehr zu den international anerkannten Grenzen der Ukraine von 1991 wird in Selenskyjs Siegesplan jedoch nicht erwähnt.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Russlands Bedingung: Donald Trump

Der russische UN-Botschafter erklärte am Donnerstag in Genf, Russland sei offen für Verhandlungen über ein Ende des Krieges, wenn der künftige US-Präsident Donald Trump diese initiiere. Dabei müssten aber die "Realitäten vor Ort" berücksichtigt werden. Dies bezieht sich auf die Forderung Russlands, dass die Ukraine die vier Regionen im Osten und Süden abtreten müsse, die von russischen Streitkräften zum Teil besetzt sind und vollständig von Russland beansprucht werden.

Selenskyj reagierte in dem Radiointerview vom Samstag: "Der Krieg würde unter einem US-Präsidenten Trump wahrscheinlich schneller enden." Er wolle Trump treffen, aber nur mit ihm selbst sprechen und nicht mit einem Abgesandten oder Berater.

Trump hatte im Wahlkampf immer wieder erklärt, er werde den Krieg rasch beenden. Wie er das bewerkstelligen will, ließ er bislang allerdings offen.

G7: Frieden hängt von Russland ab

Ein Frieden in der Ukraine hängt nach Einschätzung der G7-Staaten einzig und allein von Russland ab. "Russland bleibt das einzige Hindernis für einen gerechten und dauerhaften Frieden", erklärten die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Italien, Frankreich, Kanada, den USA, Japan und Großbritannien am Samstag anlässlich von 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine. Weiter versicherten die Staaten, vereint an der Seite Kiews zu stehen.

Der russische Angriffskrieg begann am 24. Februar 2022. In den vergangenen Monaten war die Ukraine durch Gebietsverluste und einen Mangel an Rüstungsgütern und Soldaten immer stärker unter Druck geraten. Moskau kontrolliert mittlerweile gut ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets.

Im Video: Selenskyj will Krieg mit Diplomatie beenden

Eine ukrainische Flagge hängt in einer Straße
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Eine ukrainische Flagge hängt in einer Straße

Mit Informationen der dpa, AFP und Reuters

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