Das Allgäu setzt nach wie vor auf Schneesport, das Angebot für Touristen soll aber vielfältiger werden – so lautet die Strategie, die die Allgäu GmbH zusammen mit Wissenschaftlern und Skiliftbetreibern nun auf einer Pressekonferenz in Ofterschwang vorgestellt haben. Wenn zu wenig Schnee zum Skifahren fällt, solle der "multioptionale Gast" auf genügend Alternativen zurückgreifen können, sagte Stefan Egenter, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Winterwanderwege, Schwimmbäder, Wellnesshotels, Indoor-Spielplätze und Museen würden deshalb für den Winter-Tourismus immer wichtiger.
Dennoch bleibe das Ski- und Snowboardfahren ein wichtiger Baustein im Gesamtangebot, da die Wertschöpfung im Winter besonders hoch sei.
Landrätin: Tourismus ist essenziell fürs Allgäu
Die Experten machten trotzdem deutlich, dass besonders Skiliftbetreiber versuchen sollten, das Sommerangebot auszubauen. Ralf Speck, Geschäftsführer der Alpspitzbahn Nesselwang, rät, etwa auf Sommerrodelbahnen, Zip-Lines oder Bikeparks zu setzen, wenn es im entsprechenden Gebiet sinnvoll ist. Er habe es geschafft, den Großteil seiner Einnahmen im Sommer zu erwirtschaften. "Früher war man vom Wintergeschäft abhängig, mittlerweile hat sich das umgedreht und der Winter ist das Zubrot." Besonders sogenannte Doppelnutzungen werden Speck zufolge immer wichtiger. So hat er auf dem Speichersee in diesem Sommer einen Klettergarten gebaut und so eine neue Einnahmequelle geschaffen.
Wie wichtig der Tourismus für die Region ist, betonte die Landrätin des Ostallgäus, Maria Rita Zinnecker (CSU): 20 Millionen Übernachtungen, knapp fünf Millionen Ankünfte und eine Wertschöpfung von 3,6 Milliarden Euro verzeichne die Region pro Jahr. Außerdem verdienen Zinnecker zufolge 60.000 Allgäuer ihr Einkommen primär im Tourismus.
Naturschützer fordert nachhaltigere Anreisemöglichkeiten
Thomas Frey vom Bund Naturschutz sieht es positiv, dass der Winter-Tourismus im Allgäu vielfältiger werden soll. "Es hat ein Umdenken stattgefunden und ich finde es wirklich gut, dass nicht mehr wie vor einigen Jahren auf Biegen und Brechen am alpinen Skisport festgehalten wird", sagte der Umweltexperte und verwies auf die umstrittenen Pläne am Riedberger Horn und am Grünten. "Es wäre auch einfach nicht mehr tragbar gewesen, im Allgäu neue Gebiete zu erschließen oder alte künstlich wiederzubeleben."
Frey bemängelt aber, dass zu viele Gäste mit dem Auto anreisen und zu wenig in den Bahnausbau investiert werde. Noch immer rollen ausschließlich Diesel-Züge nach Oberstdorf, und wegen Problemen im Stellwerk können den Bahnhof aktuell keine Intercitys anfahren. Die wichtigste Aufgabe sei deshalb nun, den bisherigen Tourismus durch einen besseren öffentlichen Nah- und Fernverkehr umweltfreundlicher zu machen.
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