"Klamotten, Gehhilfen, Rollstühle, ein Toilettenwagen, Tiernahrung": Ralf Eisenhut aus Bodolz im Landkreis Lindau zählt auf, welche Hilfsgüter er zusammenträgt. Eisenhut steht in einem Gang im "Bodolzer Dorfstüble", das seit zwei Jahren nicht nur ein Gasthaus ist, sondern auch als Sammelstelle dient. Menschen aus Lindau und Umgebung bringen immer wieder Spenden hierher. Der Helfer hat die gesammelten Hilfsgüter zusammen mit seinem Team jedes Mal selbst in die Ukraine geschafft. Ähnlich wie sein Lindauer Kollege Roland Manz vom Verein "Lindau hilft". "Wenn man drüben war und die Dankbarkeit der Menschen sieht, dann kommen einem oftmals die Tränen", berichtet Manz.
Ukraine-Hilfe auch bei Luftalarm
Beide Hilfsorganisationen, der Verein "Lindau hilft" und das "Bodolzer Dorfstüble", hatten sich nach Kriegsbeginn vor nun zwei Jahren schnell und unbürokratisch gebildet. Inzwischen arbeiten sie zusammen und helfen sich gegenseitig aus. Mit 40-Tonnern bringen sie Hilfsgüter in die Ukraine. Besonders wichtig seien oft die einfachen Dinge wie Feuchttücher oder Socken für die Kämpfer. Der Transport der Hilfsgüter in die Ukraine sei oft nicht ohne Risiko, erklärt Roland Manz. Auch bei Luftalarm hätten sie schon Hilfsgüter ausgeladen. "Wenn es einen trifft, dann trifft’s einen."
An den Ukrainern bewundert Helfer Eisenhut den Zusammenhalt. "Sie geben nicht auf, auch wenn die Waffen-Unterstützung nicht eintrifft", so der Gastronom. Demnächst wollen die Lindauer Hilfsorganisationen eine Restaurantküche nach Lemberg liefern, damit 400 Schulkinder regelmäßig warmes Essen bekommen.
Zunahme traumatischer Erfahrungen
Zu einem Dreh- und Angelpunkt für Hilfsangebote an ukrainische Geflüchtete in Augsburg ist das deutsch-ukrainische Zentrum, der Verein "Dialog", geworden. Tetyana Hoggan-Kloubert, eine seit 2001 in Deutschland lebende Ukrainerin, ist eine der treibenden Kräfte hinter dieser Initiative, zusammen mit dem Ukrainer Roman Poboiyni, Opernsänger am Staatstheater Augsburg. Der Tenor zeigt sich dankbar für die bisher geleistete Hilfe. "Ich bin zutiefst beeindruckt", sagt Poboiyni, der nach eigener Aussage in Augsburg viel Solidarität erlebt.
Die Bemühungen der beiden richten sich darauf, den Geflüchteten nicht nur mit praktischer Hilfe wie Sprachkursen und Behördengängen zur Seite zu stehen, sondern auch psychosoziale Unterstützung zu leisten. Angebote wie Malkurse für traumatisierte Kinder sind Teil ihres umfassenden Hilfeansatzes. Gerade steht Hoggan-Kloubert vor der Tür und beantwortet die Fragen einer ukrainischen Familie. "Es ist nicht so, dass wir allen helfen können", klagt die Ukrainerin. Immerhin seien aber viele Selbsthilfeinitiativen entstanden. Viele Frauen seien mit ihren Kindern hier, während die Väter im Krieg sind, so Hoggan-Kloubert. "Die traumatischen Erfahrungen nehmen zu."
Forderung nach mehr westlicher Hilfe
Tetyana Hoggan-Kloubert hofft, dass der Westen sich dazu durchringt, die Ukraine noch mehr zu unterstützen. "Die Alternative für die Ukrainer wäre aufzugeben", mahnt Hoggan-Kloubert, die feststellt, dass vielen Ukrainern die Kraft ausgeht. Auf mehr Hilfe für die Ukrainer hofft auch Gastronom Ralf Eisenhut, der für sein "Dorfstüble" meist nur noch im Hintergrund da ist. In seinem Büro hängen Ukraine-Flaggen. An der Wand hängen Bilder gefallener Soldaten, die er kennengelernt hatte, als sie noch lebten. Die Helfer wollen ihr Engagement fortführen. Sie wollen den Menschen Hoffnung geben und das Gefühl, nicht allein zu sein.
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