Eine Pizzeria in der Erlanger Innenstadt. Aus den Lautsprechern schallen an diesem Tag Italo-Songs von Sommer, Ferien und Sonne. Den Menschen am Tisch geht es auch um die Sonne. Sie wollen mit ihr Strom erzeugen. Deshalb haben sie sich zum ersten Erlanger Solarstammtisch getroffen, veranstaltet vom städtischen Klimaschutzmanagement (externer Link). Ein Angebot, das den Bürgerinnen und Bürgern schnell und unkonventionell Tipps und Hilfestellungen zum Thema Photovoltaik und Solaranlagen der unterschiedlichsten Art geben will.
Intensive Problem-Analyse
Auf den Tischen liegen Flyer und Infobroschüren. Es gibt Tipps zum Bau von Solaranlagen und über Fördermöglichkeiten für Privatleute. Einer der Gäste lebt in einer Eigenturms-Wohnanlage mit 85 Einheiten. Er überlegt, wie er die Sonne sinnvoll anzapfen kann. "Wir wollen einfach mal schauen, ob es sich lohnt, mit dem Dach irgendwas zu machen", sagt er. Das Problem sind die viele Dachfenster und Gauben.
Für den Wohnungseigentümer ist der Besuch am Stammtisch der erste Versuch, mit Experten ins Gespräch zu kommen. Schnell sind erste Kontakte geknüpft. Und dann geht es gleich tief in die Details: Wie alt ist das Haus zum Beispiel, wie stark ist das Dach geneigt und steht demnächst vielleicht eine Sanierung an? Vor allem aber geht es um die Frage: Wie können die Miteigentümer von einer Solaranlage überzeugt werden?
Blick aufs Dach und in den Keller
Dali Blazek ist ehrenamtlicher Bürger-Solarberater im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Im Landratsamt kann man sich für eine Beratung anmelden. "Wir schauen uns dann das Haus an, schauen uns das Dach an, den Stromzähler und wie der Stromverbrauch ist", sagt er. Anhand dieser Daten wird dann eine ideale Solaranlage berechnet, wie viel Ertrag sie bringen kann und welche Kosten anfallen.
Ein weiterer Besucher hört aufmerksam zu. Er hat das konkrete Angebot einer Solarfirma für eine Komplettanlage dabei. Er möchte wissen, wie es die Experten am Stammtisch bewerten und ob es mögliche Alternativen gibt. Er ist begeistert. "Das ist total geil, weil man eine unabhängige Meinung kriegt von Leuten in derselben Situation", sagt der Mann. Der Abend am Stammtisch war für ihn "extrem effizient". Er hat Antworten auf alle seine Fragen bekommen. Was ihn besonders überzeugt hat: "Niemand hätte einen wirtschaftlichen Vorteil von einer bestimmten Antwort. Also vertrau ich dem sehr, was ich hier an Informationen bekommen habe."
Von den Nachbarn lernen
Berater Dali Blazek ist Überzeugungstäter. Seit 2001 hat er eine große Photovoltaikanlage auf seinem Dach. Er fährt E-Autos und hat seinen Haushalt komplett auf Solar umgestellt. Er zeigt gerne, wie alles funktioniert. "Wenn jemand möchte, dann kann er zu mir kommen, sich das angucken." Das ist die Idee der Solarpartys, die in den kommenden Monaten immer wieder stattfinden sollen. Dabei können Menschen, die bereits Anlagen haben, ihren Nachbarn und anderen Interessierten zeigen, was möglich ist.
Beim Stammtisch werden Adressen ausgetauscht. Noch muss die Stadt viel Überzeugungsarbeit leisten, sagt Klimamanagerin Kunigunda Neubauer. Die Leistung aller privaten Solaranlagen in der Stadt ist ein wichtiger Baustein, um das Klimaziel zu erreichen. "Da ist im vergangenen Jahr schon viel passiert und es sind viele Anlagen neu gebaut worden", sagt sie. Trotzdem. Dieser Zuwachs reicht nach ihren Worten nicht aus, damit die Stadt Erlangen ihr ambitioniertes Klimaziel erreicht. Sie will bis zum Jahr 2030 CO2-neutral werden.
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