Wildernde Hunde und ein Hundehalter, der von aufgeschlitzten Bäuchen singt. Der Streit um die Streunerhunde in Dinkelscherben geht weiter – und es stellt sich zunehmend die Frage, wann Behörden überhaupt eingreifen können.
Hundehalter filmt sich selbst
Aktuell kursiert ein Handyvideo unter den Bürgern des Marktes im schwäbischen Landkreis Augsburg. Darauf zu sehen ist, wie sich der Besitzer der Hunde selbst im Auto filmt. Einen Hund hat er auf dem Beifahrersitz und einen auf dem Rücksitz, dabei singt er in die Kamera: "In Dinkelscherben, da liegen Leichen mit aufgeschlitzten Bäuchen und in den Bäuchen, da stecken Messer mit der Aufschrift 'ich war besser'". Zum Schluss zeigt der Mann mit der Schirmmütze dann noch den Mittelfinger in die Kamera. Die zuständige Polizei in Zusmarshausen hat dem BR auf Anfrage bestätigt, dass es sich bei dem Mann um den Hundehalter handelt.
Hunde heimlich aus dem Tierheim zurückgeholt
Der besagte Tierhalter soll mutmaßlich die Hunde, die ihm bereits zweimal von Amts wegen entzogen wurden, in einer Nacht- und Nebelaktion heimlich aus dem Tierheim bei Rennertshofen zurückgeholt haben. Das Video, so die Polizei heute, sei vermutlich relativ zeitnah nach der Rückholung der Hunde aufgenommen worden. Man wisse seit rund drei Wochen von dem Video: "Es wurde von uns und der Staatsanwaltschaft Augsburg auf strafrechtliche Relevanz geprüft. Es liegt hier keine Straftat vor", sagt Achim Winterstein von der zuständigen Polizeiinspektion in Zusmarshausen. Wo die Hunde derzeit untergebracht sind, sei unklar, so der Beamte weiter: "Und es gab - soweit es mir bekannt ist - seit Wochen keine neuen Vorfälle."
Warum Polizei und Behörden nicht eingreifen
Die rechtliche Lage ist verzwickt: Selbst wenn der Hundehalter zu Hause angetroffen wird, so könne er nicht gezwungen werden, den Aufenthalt seiner Hunde bekannt zu geben. Zudem betreffe das Haltungsverbot ausschließlich seine Person. Sind die Hunde bei einer anderen Person untergebracht, müsse erneut geprüft werden, ob die Hunde trotzdem sichergestellt werden dürfen, erläutert Winterstein.
Auch der Gemeinde sind die Hände gebunden: Man habe "keinen Einfluss auf das weitere Geschehen", sagte der Bürgermeister von Dinkelscherben, Edgar Kalb, auf Anfrage des BR. Das Veterinäramt des Landkreises wiederum hat bereits mitgeteilt, es könnte nur eingreifen, wenn es um die Haltung und Gesundheit der Hunde schlecht bestellt sei.
Zwei Menschen gebissen
Anwohnerin Monika Mayer mag das kaum glauben. Fast ein Dutzend ihrer Hühner haben die Streunerhunde getötet, als sie über den Zaun ins Gehege eingedrungen sind. Wie das ablief, zeigt die Überwachungskamera, die am Hühnerstall angebracht ist. Die Hühnerhalterin verhehlt ihren Zorn darüber nicht: "Es ist sehr traurig, dass sich ein Mensch so viel rausnehmen kann und die anderen werden von Ämtern und Behörden allein gelassen". Dem Hundehalter sei es egal, meint Mayer, "dass andere Angst haben um ihre Tiere, um ihre Kinder".
Allzu weit hergeholt scheint ihre Sorge nicht. Immerhin haben die Streunerhunde bereits auch zweimal Menschen gebissen, die ihre Hunde an der Leine schützen wollten. Die Ausbrecher sind außerdem mehrfach frei über den Pausenhof der örtlichen Schule gerannt. Daraufhin hatte auch der Schulleiter Alarm geschlagen.
Im Video: Streunender Hund tötet Rehbock
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