Schätzungsweise zwölf bis 15 Prozent der in Deutschland geborenen Ferkel kommen tot zur Welt, sterben während der Geburt oder kurz danach. Genaue Zahlen dazu gibt es nicht. Doch das soll sich ändern: Der Gesetzgeber verlangt, dass verendete Ferkel künftig eine Registriernummer bekommen, um deren Herkunft nachvollziehen zu können.
Das tut ein Landwirt für möglichst wenig tote Ferkel
Landwirt Georg Schmidt hält die neue Kennzeichnungspflicht für tote Ferkel für realitätsfremd. Denn er wolle nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Damit es bei ihm möglichst wenig tote Ferkel gibt, gibt der Schweinemäster aus Kipfenberg-Kruth im Landkreis Eichstätt den Sauen zum Beispiel kurz vor der Geburt spezielles Futter, das gut für Sau und Ferkel ist. Er streut Gesteinsmehl in die Wurfboxen. Das ist sehr saugfähig und tötet Keime ab. Und es lässt die Ferkel schneller abtrocknen. Georg Schmidt legt die neu geborenen, noch feuchten Ferkel auf eine Wärmeplatte in der Box, damit sie sich schnell von der Anstrengung der Geburt erholen und erfolgreich anfangen, nach den Zitzen zu suchen, um zu saugen.
Außerdem macht der Landwirt den so genannten Wurfausgleich. Eine Sau hat nur meist nur 14 Zitzen. Deshalb nimmt er bei einer Mutter mit mehr als 14 Ferkeln die kräftigen weg und legt sie rot gekennzeichnet zu einer Sau mit weniger Nachwuchs. So haben alle Ferkel die Chance, die überlebensnotwendige erste Milch, das Kolostrum, zu saugen.
Das Wichtigste für eine hohe Überlebensrate der Ferkel ist laut wissenschaftlichen Studien allerdings, dass ein Mensch bei den Geburten dabei ist und eingreifen kann. Wenn etwa ein Ferkel quer liegt, leistet der Landwirt Geburtshilfe mit der Hand. Deshalb besamt Georg Schmidt seine Sauen so, dass immer eine Gruppe von etwa 15 Tieren am gleichen Tag abferkelt, also Junge bekommt, und er diese gut überwachen kann.
Tote Ferkel sind Alltag in der konventionellen Schweinezucht
10.000 Ferkel werden auf dem Kruthof in Kipfenberg bei Georg Schmidt jedes Jahr geboren. Etwa zehn Prozent davon überleben die ersten Tage nicht - trotz aller Maßnahmen. Manche werden bereits tot geboren, zum Beispiel weil sie in der Gebärmutter nicht genug Platz oder keine ausreichende Nährstoffversorgung hatten oder weil sie missgebildet sind. Andere kommen ums Leben, weil die Sau sie beim Hinlegen erdrückt.
12 Prozent tote Ferkel sind es schätzungsweise im Durchschnitt in Deutschland. Auf manchen Betrieben sind es auch 15 Prozent. Bisher muss der Landwirt tot geborene oder verendete Ferkel nur intern in seinem Bestandsregister dokumentieren. An die Behörden werden sie nicht gemeldet. Ihre Reste kommen zusammen mit den Nachgeburten in eine Tonne, die die Tierkörperverwertungsanstalt einmal pro Woche abholt.
Ziel des Gesetzes: Tote Ferkel besser rückverfolgen
Doch das Aufschreiben reicht laut neuem Tierschutzgesetz nicht mehr. Mit der Registriernummer für verendete Ferkel will der Gesetzgeber nachvollziehen, wo die toten Ferkel herkommen.
Wenn etwa in der Tierkörperbeseitigungsanstalt auffällt, dass aus einem Betrieb besonders viele tote Ferkel angeliefert werden, kann man dort nach den Gründen suchen und den Landwirten Hilfe anbieten, so die Absicht der Gesetzesänderung. Ob die Kennzeichnung mit Hilfe einer Ohrmarke, einer Klammer oder einer Tätowierung erfolgen soll, ist noch nicht entschieden. Tierschützer finden die Rückverfolgbarkeit sinnvoll, um mehr Tierwohl zu gewährleisten.
Schweinehalter: "Unlogische Unterscheidung"
Verendete Tiere müssen künftig gekennzeichnet werden, tot geborene Ferkel müssen auch weiterhin nicht markiert werden. Landwirt Georg Schmidt findet das unlogisch. Er kann sich nicht vorstellen, wer aus der Tonne mit toten Tieren und Nachgeburten in der Tierkörperbeseitigungsanstalt verendete und tote Ferkel voneinander unterscheiden wolle.
Geht es nach den Schweinehaltern, ist eine Kennzeichnungspflicht für verendete Ferkel überflüssig und verursacht nur Kosten und Bürokratie. Tierschutzverbände dagegen befürworten die Rückverfolgbarkeit toter Tiere im Sinne des Tierwohls.
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