Fünf Minihäuser stehen in Erkheim im Landkreis Unterallgäu. Die Fläche zwischen den Tinyhäuschen wird gemeinschaftlich genutzt, zum Beispiel um Hühner zu halten.
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Fünf Minihäuser stehen in Erkheim im Landkreis Unterallgäu auf einem Grundstück, auf dem sonst ein Einfamilienhaus mit Garten Platz hätte.

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Tinyhäuser: Chance für Wohnraum im Allgäu?

Tinyhäuser: Chance für Wohnraum im Allgäu?

Ökologisch sinnvoll, günstig und vielleicht sogar mobil: Sind Tinyhäuser die Patentlösung, um neuen Wohnraum zu schaffen? Wir haben zwei Gemeinden im Allgäu besucht – eine, die schon eine kleine Siedlung hat, und eine, die künftig Minihäuser will.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ivana Brozensky lebt in Erkheim in einem quaderförmigen Minihaus. Fünf solcher Häuschen stehen hier auf einem Grundstück, wo sonst ein Einfamilienhaus mit Garten Platz hätte. In dem Bereich zwischen ihrem und dem Nachbar-Tinyhaus ist mit Netzen ein Hühnerstall abgespannt. Ivana füttert die Tiere. Eigentlich gehören sie ihrer Nachbarin. Aber das spielt hier keine Rolle. Der Garten in der Tinyhaus-Siedlung in Erkheim im Landkreis Unterallgäu ist eine Gemeinschaftsfläche.

  • Zum Artikel: "Tiny House Village – Glück im Mini-Häuschen"

Tinyhaus: Wohnen auf knapp 25 Quadratmetern

"Wir haben uns hier gut eingelebt alle zusammen, wir verstehen uns sehr gut und wir unternehmen auch viel miteinander", sagt Ivana, die seit eineinhalb Jahren in ihrem Tinyhaus lebt. Auf achteinhalb mal drei Metern Grundfläche, etwa 25 Quadratmeter, hat sie hier ein helles Wohnzimmer mit großer Glasfront, eine Küche, ein Bad und ein Schlafzimmer. Sie hat hier alles, was sie braucht, sagt Ivana, die auch bekennender Wohnmobil-Fan ist.

Auch mit den Nachbarn in den umliegenden Einfamilienhäusern verstehe man sich prächtig. Kurz nach ihrem Einzug sei sie beim Straßenfest gleich herzlich aufgenommen worden.

Was in Erkheim vor zweieinhalb Jahren als Experiment begann, bewertet auch Bürgermeister Christian Seeberger heute als durchweg positiv für die Ortsentwicklung. Die kleine Tinyhaus-Siedlung sei "eine Bereicherung". Kommunen müssten ihren Bürgern heute "auch solche Wohnformen anbieten". Und: "Wer reduziert wohnen möchte, kann so sehr ressourcenschonend eine Wohnung beziehen."

Denn Tinyhäuser sparen im Vergleich zum klassischen Einfamilienhaus nicht nur Geld und Energie, sondern schneiden auch beim Flächenverbrauch gut ab. Etwa 150 bis 200 Quadratmeter sind pro Häuschen inklusive Außenanlagen nötig. Die Kosten für ein gut ausgestattetes Haus, das auch den gesetzlichen Energievorgaben entspricht, liegen bei 100.000 Euro. Nach oben gibt es keine Grenzen.

Nachfrage nach Minihäusern ist groß

Dennoch: Eine weitere, größere Tinyhouse-Siedlung mit mehr als 30 Wohneinheiten ist in Erkheim am Votum des Gemeinderats gescheitert. Schreiner Dieter Häring, der als Besitzer der Fläche mit den fünf Tinyhäusern die Stellplätze dort vergibt, sieht nach wie vor Vorbehalte – und Vorurteile gegenüber dieser alternativen Wohnform.

Dabei wäre die Nachfrage inzwischen sehr groß. Die Häuser können in Bayern genehmigungsfrei auch zum Beispiel in einem großen Garten aufgestellt werden, solange der umbaute Raum 75 Kubikmeter nicht überschreitet. Sie eignen sich damit auch als Austrags- oder Ferienhäuschen. In der freien Natur oder auf landwirtschaftlichen Flächen dürfen sie allerdings nicht ohne weitere Genehmigungen aufgebaut werden.

In seinem Betrieb, der Schreinerei Hölzle, fertigt Häring die Häuschen nach individuellen Kundenwünschen. Bei jedem versuche er, den vorhandenen Platz optimal auszunutzen und Flächen "multifunktional" zu nutzen. In einem Haus, das kurz vor der Fertigstellung steht, erklärt er: "Hier ist der Schlafbereich, wo dann hier noch eine Schreibgelegenheit ist für einen Laptop". Die Schreibtischplatte wird wie eine Schublade aus dem Schlafzimmerschrank herausgezogen.

"Da habe ich den ganzen Raum hier im Schlafzimmer zusätzlich genutzt für ein Büro. Homeoffice, das ist ein Riesenthema", sagt der Schreiner.

Ökologischer Faktor ist umstritten

Allerdings: Tinyhäuser sind aus ökologischer Sicht nicht unumstritten. Eine gängige Kritik lautet zum Beispiel: Über die vielen Außenwände gehe mehr Wärme verloren, als es in einem Mehrfamilienhaus der Fall wäre, wo eine Wohnung an die nächste angrenzt.

Dem aber widerspricht Schreiner Häring. Die Bewohner seiner kleinen Tinyhaus-Siedlung in Erkheim hätten monatliche Wohn-Nebenkosten "noch im zweistelligen Bereich, und da ist alles drin, das ist der Hammer". Die Häuser müssen nämlich die gleichen gesetzlichen Energiesparvorgaben einhalten wie ein neues Einfamilienhaus, sind dabei aber deutlich kleiner und auch kleiner als die meisten Wohnungen.

Betzigau will Tinyhaus-Flächen ausweisen

In den meisten Allgäuer Gemeinden spielt das Tinyhaus trotzdem noch keine große Rolle. Eine der wenigen Ausnahmen ist Betzigau im Oberallgäu, das in einem neuen Baugebiet jetzt Tinyhäuser ermöglichen wird. "Da die Grundstücke auch in ländlich geprägten Regionen kleiner werden, war es kein Problem, das in der Planung zu berücksichtigen", sagt der Geschäftsstellenleiter der Gemeinde Marco Alberth. Es gebe auch von Einheimischen eine Nachfrage danach, "das ist, denke ich, ziemlich zukunftsfähig".

Ein Grund für die Nachfrage: Es wird immer teurer, ein klassisches Eigenheim zu finanzieren. So geht es auch Nicole Frister, die ein Tinyhaus in dem neuen Baugebiet in Betzigau beziehen will. Zwar verdiene sie "als Juristin eigentlich gut". Trotzdem seien "die heutigen Immobilienpreise für jemanden, der jetzt mit der Kreditabbezahlung anfängt, sehr, sehr schwierig". Den langgehegten Traum vom eigenen Haus möchte sie sich trotzdem erfüllen, allerdings eben minimalistisch und auf ungewöhnlich wenigen Quadratmetern.

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